The Tools - wie Sie wirklich Selbstvertrauen, Lebensfreude, Gelassenheit und innere Stärke gewinnen
sie machte nur eine abweisende Handbewegung, denn inzwischen war sie mit einer neuen Krise beschäftigt, einem Hautausschlag am Bein, von dem sie sicher war, dass es sich um Lupus handelte.
Elizabeth machte sich unentwegt über irgendetwas Sorgen. Was immer es sein mochte, ob das seltsame Geräusch, das ihr Auto beim Starten von sich gab, oder die Kopfschmerzen, die sicherlich von einem Gehirntumor herrührten – Sorgen waren der Mittelpunkt ihres Daseins.
Dabei hatte es einmal eine Zeit in ihrem Leben gegeben, in der sie relativ sorgenfrei gewesen war: Das war während ihres Psychologiestudiums. Sie hatte immer hervorragende Leistungen erbracht, und für ihren Abschluss bekam sie die beste Note. Aber zu diesem Zeitpunkt war sie schon verheiratet, hatte ein Kind und musste anfangen zu arbeiten, um zum Unterhalt der Familie beizutragen.
Nach langer Suche fand sie eine Stelle als psychologische Beraterin an einem Community College. Das Gehalt war zwar niedrig, aber sie war perfekt für die Tätigkeit geeignet – akademisch gut ausgebildet und sehr um das Wohlergehen ihrer Studenten besorgt. Vielleicht zu besorgt.
In Anbetracht der hohen Belastung war es unmöglich, jedem Studenten die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die er oder sie ihres Erachtens verdient hatte. Schrieb dieser Student sich für die richtigen Vorlesungen ein? Steckte jener in einem Tief, das sie zu spät bemerkt hatte? Sollte sie besser auch samstags erscheinen, um Versäumtes aufzuarbeiten? Doch wie sollte sie dann noch Zeit finden für ihre eigene Tochter? Trotz dieser Gewissensnöte war sie eine beliebte Beraterin und in den 14 Jahren, die sie diese Tätigkeit nun schon ausübte (ein Ende war nicht abzusehen), wenigstens einer Angst entronnen – der Angst, entlassen zu werden.
Ich fragte sie, wie ihr Mann zu ihren Ängsten stand. »Manchmal lacht er, aber normalerweise verdreht er nur die Augen«, gestand sie mir. In letzter Zeit nähme er es allerdings nicht mehr so leicht. Es stand ein Elternabend an der Schule ihrer Tochter bevor, an dem beide Eltern aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen konnten. Elizabeth hatte beim Essen immerzu davon geredet und sich selbst an den Rand einer Panikattacke gebracht. Da war ihr Mann plötzlich wütend geworden. »Das sind völlig normale Probleme, und du tust so, als sei es für uns ein Weltuntergang!«
»Wie finden Sie das, was er gesagt hat?«, fragte ich.
Ihr kamen die Tränen. »Ich weiß, dass er recht hat. Meine ewigen Sorgen müssen für meine Umgebung schwer zu ertragen sein. Aber jetzt stellen Sie sich einmal vor, wie es für mich ist!«
Die Schwarze Wolke
Elisabeth hatte den gehetzten Blick von jemandem, dessen Leben gerade in Trümmern versinkt. Dabei war es eigentlich ziemlich stabil und in vielen Bereichen sogar ein glückliches Leben. Ihr Mann war Polizeibeamter, hatte Auszeichnungen erhalten und war nach vielen Dienstjahren praktisch unkündbar. Er war ihr und ihrer gemeinsamen Tochter vollkommen ergeben und tat alles nur Erdenkliche, damit es den beiden gut ging. Weder er noch Elizabeth legten viel Wert auf Luxus; materiell hatten sie alles, was sie brauchten, auch ohne Elizabeth’ Einkommen. Aber egal, wie fürsorglich er war, sie erlebte das Leben als eine Abfolge von Katastrophen, mit denen sie allein fertigwerden musste.
Für sie waren diese Ängste, so abwegig sie auch sein mochten, real, denn sie lebte in ihrer eigenen Welt. Das tun wir alle bis zu einem gewissen Grad. Wir glauben, dass wir auf die Welt reagieren, so wie sie ist, doch in Wirklichkeit reagieren wir auf eine Welt, die in unserem eigenen Kopf besteht. Diese innere Welt hat so viel Macht über uns, dass sie unseren Realitätssinn verwirrt. John Milton drückte es in seinem epischen Gedicht Das verlorene Paradies so aus:
Es ist der Geist sein eigner Raum, er kannIn sich selbst einen Himmel aus der HölleUnd aus der Hölle einen Himmel schaffen.
Ich wollte Elizabeth demonstrieren, wie das funktioniert. Deshalb bat ich sie, die Augen zu schließen und sich ihre jüngste Sorge zu vergegenwärtigen. »Ich habe im Radio gehört, dass die Polkappen abschmelzen … Ich finde, wir sollten ins Inland umziehen, an einen höher gelegenen Ort.« Ich bat sie, diese spezifische Sorge einmal beiseitezulassen und herauszufinden, ob sie irgendetwas hinter der Sorge fühlte.
Sie machte erschrocken die Augen wieder auf. »Ich habe eine tiefe Dunkelheit um mich herum wahrgenommen, wie eine unheilvolle Wolke.« Ich bat sie,
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