The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
Reißzähne und meine Sehnsüchte verborgen und wollte, dass sie nur das Beste in mir sah. Aber Cora war anders.
» War das wirklich genug?«, fragte sie, ließ sich auf den Boden nieder und überkreuzte die Beine unter dem grauen Rock, der jetzt voller Dreck und Blut war. Dunkle Schatten lagen um ihre Augen und die Schmutzflecken auf ihren Wangen ließen sich kaum noch von ihren Sommersprossen unterscheiden. Ihre Zähne klapperten. Eine Kältewelle hatte London seit ein paar Tagen erfasst, und in dem Tunnel war es ganz besonders eisig; grauer Nebel waberte durch die Dunkelheit.
» Ja, danke. Wie geht es dir?«, fragte ich und kam mir schon im nächsten Moment furchtbar dumm vor. Wie sollte es ihr schon gehen? Sie saß in dem Tunnel einer verlassenen Untergrundbahn-Baustelle. Sie hatte soeben eine Ratte getötet und beobachtet, wie sich ein Vampir an deren Blut labte. Sie war von ihrer Vampirschwester verraten worden. Sie hatte einen blutigen Vampirkampf mitangesehen und war Zeuge geworden, wie einer der Vampire zu Asche verbrannt war. Sie war – trotz ihrer Bereitwilligkeit – eine Schachfigur in unserem Krieg gegen Samuel. Und Samuel, der zwei von Coras Freundinnen ermordet hatte, war entkommen. Was erwartete ich denn, wie sie sich fühlte?
» Ich bin am Leben«, sagte Cora. » Ich glaube, das ist schon etwas wert.« Sie versuchte ein Lachen, aber es kam nichts als ein Keuchen heraus. Ich klopfte ihr auf den Rücken und war überrascht, als sie sich an mich lehnte und mich umarmte.
» Es tut mir leid, dass ich dich in Gefahr gebracht habe«, entschuldigte ich mich lahm. » Ich hätte wissen müssen, dass wir mit Violet nicht vernünftig reden können. Ich hätte dich niemals zu ihr bringen dürfen.« Ephraim, ein ebenso mächtiger wie gefährlicher Hexer, hatte uns mittels eines Zaubers geholfen, Violet zu finden. Wir wollten sie dazu überreden, Samuel zu verlassen. Aber sie hörte uns gar nicht an, sondern brachte stattdessen Cora in ihre Gewalt. Erst im Magdalenenheim, wo Damon und ich Samuel auflauerten, fand ich Cora wieder.
» Du hättest mich nicht von Violet fernhalten können«, entgegnete Cora energisch. » Du hast mich gewarnt, dass sie nicht dieselbe sein würde. Aber tief im Innern habe ich geglaubt, dass sie immer meine Schwester bliebe. Jetzt weiß ich, dass ich mich geirrt habe.« Cora schauderte. Ich nickte, traurig darüber, dass meine Prophezeiung wahr geworden war.
» Ich war so dumm, Stefan«, fuhr Cora fort, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Kummer und Ärger. » Ich dachte, ich könnte etwas in ihr bewegen. Ich dachte, sie würde sich ändern. Aber sie ist nicht mehr die Violet, die ich kannte. Sie hat von mir getrunken, Stefan. Und dann hat sie mich ins Magdalenenheim gebracht und den Verwalter gebeten, mich in dieses Zimmer zu sperren. Ich habe versucht zu fliehen, aber plötzlich hat Seaver – so hieß der Mann – zu singen begonnen, und mit einem Mal saß ich vollkommen fest, und er legte mich in Ketten.« Coras Unterlippe zitterte, während Tränen über ihre Wangen liefen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg und presste den Mund zu einer festen Linie zusammen.
» Er muss irgendeine Art von Zauber benutzt haben«, sagte ich langsam und erinnerte mich an die Tür, hinter der Cora gefangen gewesen war und die sich wie durch eine dunkle Macht nicht öffnen ließ.
» Wir müssen mit Ephraim sprechen«, beschloss ich. Wenn Samuel tatsächlich einen Hexer an seiner Seite hatte, brauchten wir Hilfe, um dessen Zaubern entgegenzuwirken.
» Nein!«, rief Cora. » Nicht Ephraim. Ich habe ein schlechtes Gefühl, was ihn betrifft. Sein Zauber mag uns zu Violet geführt haben, aber was ist, wenn das nur eine Falle war, die er zusammen mit Samuel arrangiert hat? Was, wenn er die ganze Zeit für Samuel gearbeitet hat? Wie wir wissen, hat Ephraim eine Zeit lang für jeden gearbeitet, wenn es genug Geld gab – woher nehmen wir die Gewissheit, dass er damit wirklich aufgehört hat? Wir können ihm nicht vertrauen.« Cora biss die Zähne zusammen. » Wir müssen uns einen anderen Plan ausdenken.«
» Nun, aber wir brauchen irgendjemanden auf unserer Seite, der Magie wirken kann. Anderenfalls wird Samuel uns immer überlegen sein«, erwiderte ich. Ich stand auf und ging hin und her, um meinen Verstand auf Trab zu bringen. Ich musste eine kluge Möglichkeit finden, Samuel zu ködern und meinen Bruder zu befreien. Aber ich fühlte mich immer noch schwach und zittrig und absolut
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