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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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Der Großteil der Glastürme stand noch, wie riesige, zerbrochene Spiegel, deren gesprungene Fratzen von der grellen Sonne in schroffen Strahlen zurückgeworfen wurden. Sie hatten mit dem Erdboden mitgeschwankt, genau wie die Ingenieure es versprochen hatten, und dabei ihre getönte Glashaut abgeworfen. Nur ein Wolkenkratzer hatte nachgegeben; er lehnte sich jetzt an einen anderen, als sei er zu müde, um noch länger zu stehen, und atmete keuchend Rauch und Flammen aus.
    Marty drehte sich wieder und wieder im Kreis herum, als könne er all das dadurch begreifen. Es war unmöglich. Das Ausmaß der Zerstörung war zu groß.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, sich außerhalb des Geschehens zu befinden, so als sähe er all das auf einem Fernsehschirm, statt es selbst zu erleben. Das hier waren Spezialeffekte, Miniaturen und Modelle aus Pappe und Plastik. Einen Moment lang glaubte er fast, die Maskenlinien zwischen dem echten und dem computergenerierten Bild, das man als Hintergrund hineingemalt hatte, erkennen zu können, wenn er nur die Augen zusammenkniff.
    Aber das konnte er nicht.
    Plötzlich begann sich der Boden zu heben. Zuerst dachte Marty, es sei ein Nachbeben; dann wurde ihm klar, dass er selbst die Ursache war. Sein ganzer Körper zitterte heftig. Er fiel auf die Knie und begann zu würgen, er erbrach sich, bis er dachte, als Nächstes würde er ganze Organe ausspucken.
    Endlich ließ der Würgereiz nach und Marty blieb einfach, wo er war. Mit geschlossenen Augen wartete er darauf, dass sein Körper aufhörte zu zittern, Erbrochenes in seiner Kehle, seiner Nase. Er fand den ekelhaften Geruch und den Geschmack von Krankheit auf seltsame Weise beruhigend. Es war etwas, das er kannte.
    Marty richtete sich auf und kramte ein Papiertaschentuch aus seiner Tasche. Er schnäuzte sich die Nase, zerknüllte das Taschentuch und warf es weg.
    Jetzt wusste er, warum er keine Sirenen hörte. Weil keine Hilfe unterwegs war. Für niemanden. Und das würde sich in nächster Zeit auch nicht ändern.
    Apropos Zeit.
    Er war in Eile gewesen, als er das Lagerhaus verlassen hatte, beim Hinausgehen hatte er auf seine Armbanduhr geschaut und befürchtet, zu spät zur Teambesprechung zu kommen.
    Das war das Letzte, was er getan hatte, bevor es passierte.
    Jetzt sah er wieder auf seine Uhr, ein Tropfen Blut landete genau in dem Moment auf dem gesprungenen Glas, als er die Uhrzeit zur Kenntnis nahm: 09:15 Uhr. Dienstag.
    7:00 Uhr. Dienstag.
    Die Radionachrichten, die Marty aufweckten, sagten einen weiteren brütend heißen Tag mit ungesunder Luftqualität voraus. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, im Haus zu bleiben und übermäßiges Atmen zu vermeiden.
    Normalerweise wäre das kein Problem für ihn. Er würde einfach von der klimatisierten Luft in seinem Haus zu der klimatisierten Luft in seinem Auto wechseln, und von da aus weiter zu der klimatisierten Luft in seinem Büro; dazwischen lagen jeweils nur wenige Sekunden. Nicht so heute. Er musste in die Stadt und sich mal wieder am Set blicken lassen.
    Marty knipste das Radio aus und machte sich nicht einmal die Mühe, einen Blick auf die andere Seite des Bettes zu werfen. Er wusste, dass sie bereits unten war, wo ihr die Morgenzeitung Zuflucht und Sicherheit bot. Beth war immer schon weg, wenn er aufwachte, egal zu welcher Uhrzeit.
    Das war nicht immer so gewesen.
    Früher liebten sie sich morgens, dann lagen sie ineinander verknotet und mit verhedderten Laken im Bett, bis der Radiowecker anging und die plappernden Nachrichtensprecher sie aus dem Bett trieben. Das war vorbei.
    Er stand auf.
    Sein Haus lag über dem Smog, oder zumindest hoch genug am Hang von Calabasas, um sich der Illusion hinzugeben, es wäre so. Von seinem Schlafzimmerfenster aus blickte er auf das San Fernando Valley hinab, auf den dicken, braunen Dunst, der wie ein Laken über dem flachen Stadtgebiet lag. Die wabernde Dreckschicht hing zwischen den Hügeln fest, die von Wohnsiedlungen mit 08/15-Häusern wie seinem eigenen langsam, aber sicher vollständig bedeckt wurden. Nur dass diese Häuser ungefähr 300 000 Dollar weniger kosteten und auf ausgetrocknete, eingeebnete Grundstücke von nicht einmal 2000 Quadratmetern gequetscht wurden. Stuckverzierte Schuhschachteln, wie gemacht für Toyota-Camry-Fahrer.
    Marty wandte seinen Blick dem mit roten Ziegeln gedeckten Dach des Wachhäuschens im spanischen Kolonialstil zu, an dem sich gerade die allmorgendliche Prozession der Gärtner, Poolreiniger und Haushälterinnen

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