The Walking Dead: Roman (German Edition)
vorangehen. Aber irgendetwas stimmt nicht.
Das kleine Mädchen macht keinerlei Anstalten mehr, sich selbstständig zu bewegen, so als ob es das Bewusstsein verloren hat.
Brian hört das Knirschen von Schritten hinter sich und wie das Gewehr erneut geladen wird. Der nächste Schuss soll tödlich sein. Panisch nimmt er Penny auf den Rücken und rennt dann so schnell er kann auf die nächsten Bäume zu. Es dauert nicht lange, bis er merkt, dass er blutverschmiert ist. Das Blut rinnt über sein Shirt und durchtränkt es.
»Um Gottes willen, nein! O Gott, o Gott, o Gott …« Brian legt Penny sanft auf den weichen Untergrund. Ihr blutleeres Gesicht ist kreidebleich. Ihr Augen sind glasig und starren in den Himmel. Sie zuckt, schluckt mehrmals, und ein rotes Rinnsal fließt ihr aus dem Mundwinkel.
Brian hört den Killer kaum noch, wie er sich mit raschen Schritten nähert, die zweite Patrone einlegt und durchlädt. Pennys T-Shirt ist von dem scharlachroten Lebenssaft völlig durchnässt. Er entdeckt die Stelle, an der die Schrotkugeln wieder aus ihrem Körper ausgetreten sind. Die Wunde hat einen Durchmesser von etwa fünfzehn Zentimeter. Schrot aus einer Zwanzig-Kaliber-Patrone hat genügend Durchschlagskraft, um Stahl zu durchschlagen. Es sieht ganz so aus, als ob das Kind mindestens die Hälfte des Schrots in den Rücken bekommen hätte und die Metallkügelchen aus seinem Bauch wieder ausgetreten wären.
Der Killer kommt näher und näher.
Brian hebt das T-Shirt hoch, und Penny gibt ein qualvolles Stöhnen von sich. Seine Hand reicht nicht, um den Blutfluss zu stoppen. Die klaffende Wunde hat die Form einer Sichel. Er presst die Hand noch stärker darauf, aber das Blut hört nicht auf zu fließen. Panisch reißt er ein Stück ihres T-Shirts ab und versucht, zumindest einige Löcher mit dem Stoff zu stopfen. Doch inzwischen ist das Blut überall. Brian wimmert. Er redet mit Penny, während das Rot durch seine Finger rinnt und der Killer immer näher kommt. »Das wird schon wieder. Du wirst schon wieder. Wir kriegen dich schon wieder hin. Du wirst schon sehen, so gut wie neu …«
Brians Arme und Hüfte werden von ihrem warmen, Lebenssaft bedeckt. Sie flüstert schwach: »… Weg …«.
»Nein, Penny. Nein! Du darfst nicht weg … Lass mich nicht allein, noch nicht, nicht jetzt … Geh nicht!«
Brian hört, wie ein Ast hinter ihm unter dem Gewicht eines Stiefels bricht.
Ein Schatten legt sich auf Penny.
Eine raue Stimme ertönt. »Eine verdammte Schande.« Dann spürt er, wie sich das kalte Ende eines Gewehrlaufs in seinen Nacken bohrt. »Schau sie dir noch einmal genau an.«
Brian dreht sich um und starrt den Mörder an. Es ist ein großer Kerl mit unzähligen Tattoos, einem Bierbauch und einem Bart. Er richtet die Schrotflinte jetzt direkt in Brians Gesicht. »Schau sie dir an … Es wird das Letzte sein, was du in deinem Leben siehst.«
Brian hält die Hand noch immer auf Pennys Wunde gedrückt, weiß aber, dass es zu spät ist.
Sie wird es nicht schaffen.
Mit dieser Gewissheit ist Brian ebenfalls bereit … Jetzt kann er sterben.
Die Explosion hat etwas von einem Traum an sich – als ob Brian plötzlich aus seinem Körper gerissen wird und hoch über die Obstplantage fliegt. Von oben kann er alles wie eine körperlose Seele verfolgen. Er ist bei dem lauten Knall nach vorne gefallen, zuckt aber beinahe im selben Augenblick zusammen. Ein Blutschleier legt sich über seinen Arm und über Penny. War der Einschlag der Kugel aus dieser minimalen Entfernung so katastrophal, dass er nichts mehr spürt? Ist er vielleicht bereits tot, ohne es zu wissen?
Der Schatten des Mörders sinkt wie in Zeitlupe zu Boden.
Brian dreht sich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass der Bärtige von hinten erschossen wurde. Sein Schädel gleicht rotem Brei, sein Bart ist voller Blut und Gewebe. Die Augen sind zurückgerollt, als er zusammenbricht. Brian starrt auf das Spektakel. Wie ein fallender Vorhang gibt der zu Boden sackende Mann die Sicht auf zwei Gestalten frei, die auf Brian und Penny zulaufen.
» GOTT ! NEIN !« Philip wirft das Gewehr – es raucht noch, so heiß ist es – zu Boden, um sich den Weg schneller bahnen zu können. Nick folgt dicht hinter ihm. Philip stößt Brian beiseite. » NEIN ! NEIN !«
Philip fällt neben seinem sterbenden Kind auf die Knie. Penny droht jetzt am eigenen Blut zu ersticken. Er hebt sie hoch und berührt zärtlich die klaffende Wunde, als ob es nur ein Kratzer
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