The Walking Dead: Roman (German Edition)
wäre – nichts Schlimmes, nur eine Schürfwunde. Er zieht das Mädchen an sich und umarmt es, während das Blut weiter aus seinem Körper strömt.
Philip wiegt sein blutbesudeltes Kind in den Armen hin und her.
Während er die Kleine hält, stößt sie ein paar röchelnde Seufzer aus. Ihr Gesicht ist so weiß und klar wie Porzellan. Philip schüttelt sie. »Schatz … Bleib bei uns … Bleib bei uns … Mach schon … Du musst bei uns bleiben … Bitte … Schatz? Schatz? Schatz?«
Eine grauenvolle Stille erfüllt die bedrückende Szene.
»O Gott«, murmelt Nick und senkt den Blick.
Philip hält sein Kind weiter in den Armen. Es scheint eine halbe Ewigkeit zu vergehen. Nick starrt die ganze Zeit auf den Boden und betet leise vor sich hin. Brian liegt der Länge nach keine zwei Meter entfernt auf dem Waldgrund. Er weint und stammelt unentwegt mehr zu sich selbst als zu den anderen. »Ich habe es versucht … Alles ist so schnell gegangen … Ich konnte nicht … Es war … Ich kann nicht … Ich kann nicht … Penny war …«
Plötzlich packt ihn eine harte Pranke am Nacken.
»Was habe ich gesagt?«, knurrt Philip und reißt seinen Bruder auf die Füße, ehe er ihn gegen den nächsten Baumstamm schleudert. Brian sackt in sich zusammen.
»Philly! Nein!« Nick will sich zwischen die beiden Brüder werfen, aber Philip schubst ihn so hart beiseite, dass der kleinere Mann zu Boden taumelt. Philip legt die rechte Hand um Brians Hals.
»Was habe ich dir gesagt?« Er knallt ihn erneut mit aller Wucht gegen den Baumstamm. Brians Schädel prallt auf die Rinde, und Wogen aus Schmerz und grellem Licht verschleiern ihm den Blick. Er unternimmt keinen Versuch, sich zu wehren oder zu flüchten. Brian will nur noch sterben. Er will durch die Hände seines Bruders erlöst werden.
» WAS HABE ICH GESAGT ?« Philip reißt Brian hoch, ehe er ihn wieder zu Boden schleudert. Eine Schulter wird mit ungeheurer Wucht in Brians Gesicht gerammt, ehe er sich einem Hagel von Tritten ausgesetzt sieht. Er rollt beiseite, und ein Tritt erwischt ihn im Gesicht. Der Tritt ist hart genug, um seinen Unterkiefer zu brechen. Ein weiterer zerfetzt drei Rippen, sodass ein scharfer Schmerz durch seine Seite schießt. Der nächste landet im Kreuz, und schimmernder, greller Schmerz schießt ihm durch das Steißbein. Nach einer Weile spürt Brian die Qualen kaum noch. Ihm bleibt sowieso nichts anderes übrig, als es über sich ergehen zu lassen. Er blickt von oben auf seinen demolierten Körper herab und gibt sich ganz seiner Strafe hin.
Neunzehn
A m nächsten Tag verbringt Philip eine Stunde im Geräteschuppen hinter der Villa. Er geht die Sammlung von Waffen durch, welche die Eindringlinge hinterlassen haben, und untersucht sämtliche auch nur andeutungsweise scharfen Werkzeuge und sonstige Gerätschaften, die vielleicht als Waffe genutzt werden könnten. Er weiß, was zu tun ist, aber sich für die Art der Exekution zu entscheiden, ist ihm beinahe unmöglich. Zuerst wählt er die Neun-Millimeter-Semiautomatik. Das geht am schnellsten und ist am saubersten. Dann kommen ihm Zweifel. Soll er wirklich eine Schusswaffe nehmen? Das scheint irgendwie unfair zu sein. Zu kalt, zu unpersönlich. Aber eine Axt oder eine Machete zu benutzen, das bringt er auch nicht übers Herz. Zu schmutzig, zu ungewiss. Was, wenn er nur einen Zentimeter daneben schlägt?
Endlich entscheidet er sich für die Neun-Millimeter-Glock. Er schiebt ein neues Magazin in den Griff und sichert es.
Dann holt er tief Luft und geht zur Tür. Dort hält er inne und bereitet sich innerlich auf das Bevorstehende vor. Ab und zu hört er ein Kratzen, welches das Innere des Schuppens zu füllen scheint. Die Villa und das Grundstück sind voller Beißer. Das Gemetzel von gestern hat sie in Scharen angezogen. Philip tritt gegen die Tür.
Eine Frau mittleren Alters in einer schmutzigen Schürze kriegt sie mitten ins Gesicht geknallt. Die Wucht des Schlags lässt sie zurücktaumeln und mit den Armen fuchteln. Aus ihrer verwesten Kehle dringt ein gespenstisches Stöhnen. Philip geht an ihr vorbei. Beiläufig hebt er die Waffe und befördert die Frau ohne innezuhalten mit einem einzigen Schuss in den Schädel ins Jenseits.
Das Echo hallt durch das Anwesen, als die Leiche durch die Kugel zur Seite geschleudert wird, ehe sie zu Boden sackt.
Philip marschiert um die Villa herum und verpasst zwei weiteren Beißern den letzten Segen – einem alten Mann in vergilbter Unterwäsche,
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