The Walking Dead: Roman (German Edition)
er Philips Miene in dem blassen Morgenlicht bemerkt. Panik breitet sich in Brians Eingeweiden aus.
»Wir werden diese Wichser allemachen«, knurrt Philip. »Bis auf den Letzten werden wir sie ausrotten.«
»Aber, Philip! Was, wenn wir einfach …«
»Wir holen uns unsere Villa zurück. Sie gehört uns, und die werden es nicht überleben.«
»Aber …«
»Jetzt hör mir gut zu.« Etwas in Philips Augen lässt Brian erschauern. »Du musst meine Tochter in Sicherheit bringen – ganz gleich, was passiert. Verstehst du, was ich sage?«
»Ja, aber …«
»Das ist deine Aufgabe – nicht mehr und nicht weniger.«
»Okay.«
»Pass gut auf sie auf. Schau mir in die Augen. Kannst du das für mich tun?«
Brian nickt. »Klar. Logisch, Philip. Aber ich will nicht, dass ihr euch in den Tod stürzt.«
Philip antwortet nicht. Er reagiert nicht einmal, sondern starrt ihn nur an, während er das Gewehr lädt und sich dann an Nick wendet.
In wenigen Augenblicken sind die beiden kampfbereit und verschwinden zwischen den Bäumen. Brian bleibt wieder allein mit Penny und ohne Waffe zurück. Er ist vor Angst gelähmt und panisch vor Unentschlossenheit. Seine nackten Füße bluten. Will Philip, dass er hierbleibt? Was ist eigentlich der Plan?
Ein Schuss hallt durch den Hain. Brian zuckt zusammen. Es folgt ein weiterer, dessen Echo über den Wipfeln widerhallt. Brian ballt die Hände so stark zu Fäusten, dass sie beinahe zu brechen drohen. Soll er einfach nur dasitzen und abwarten?
Er zieht Penny eng an sich. Ein weiterer Schuss ertönt. Diesmal näher. Ihm folgt ein gedämpftes, wässrig klingendes Würgen wie bei einem Todeskampf. Brians Gedanken beginnen erneut zu rasen.
Schritte kommen näher. Brian wagt einen raschen Blick über den Baumstamm. Es ist der Glatzkopf mit seiner Neun-Millimeter-Glock, die er wild durch die Gegend schwenkt.
Er steuert direkt auf sie zu, das vernarbte Gesicht vor Rage verzerrt. Der leblose Körper des dürren Jungen Shorty liegt dreißig Meter entfernt von ihm. Der Kopf ist halb weggeblasen.
Ein neuer Schuss hallt durch den Wald. Brian duckt sich hinter den Baumstamm. Das Herz schlägt ihm bis zum Hals. Er ist sich nicht sicher, ob es den Glatzkopf erwischt hat oder ob er derjenige war, der schoss.
»Los, Kleine«, flüstert Brian der erstarrten Penny zu, die sich im Gestrüpp zusammengeduckt hat. »Wir müssen jetzt von hier weg.«
Er zieht sie aus dem Unterholz und nimmt ihre Hand, da es zu gefährlich ist, sie auf dem Rücken zu tragen. Hastig zerrt er sie fort – fort von den Schüssen.
Sie kriechen zwischen den Pfirsichbäumen hindurch, wobei sie stets im Dickicht weitab von den Wegen bleiben, die durch die Obstplantage führen. Brians Fußsohlen sind so geschunden und eisig, dass er kaum noch etwas spürt. Plötzlich hört er Stimmen hinter ihnen, einige Schüsse und dann Stille.
Eine lange Zeit über weht lediglich der Wind durch die Äste. Ab und zu glaubt er rasche Schritte zu hören. Ganz sicher ist er sich aber nicht, da sein Herz so laut hämmert. Entschlossen arbeitet er sich mit Penny durch den Hain.
Nach weiteren hundert Metern stehen sie vor einem alten Heuwagen, hinter dem sie in Deckung gehen. Brian ringt nach Luft und drückt Penny eng an sich. »Alles okay, Kleines?«
Penny streckt ihm ihren Daumen entgegen, aber die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Plötzlich dringen ungewohnte Geräusche an Brians Ohr. Er erstarrt, duckt sich aber dann und späht durch die Bretter des Heuwagens. Ungefähr fünfzig Meter vor ihnen läuft eine Gestalt durch einen Wassergraben. Sie ist groß gewachsen und schlaksig und hält ein Gewehr in einer Hand. Dummerweise ist sie noch zu weit entfernt, als dass Brian mit Sicherheit sagen könnte, um wen es sich handelt.
»Daddy?«
Pennys Stimme lässt Brian zusammenzucken, auch wenn es kaum mehr als ein Flüstern ist – aber immerhin laut genug, um sie zu verraten. Er legt dem Kind die Hand auf den Mund, ehe er wieder hochblickt, um erneut einen Blick auf die Gestalt in dem Graben zu werfen.
Doch der Mann, der auf sie zukommt, ist nicht der Vater des kleinen Mädchens.
Der Schuss zerfetzt den halben Heuwagen. Brian wird in einer Wolke aus Staub zu Boden geschleudert. Er spuckt Erde und fasst so lange nach Penny, bis er endlich einen Zipfel ihres Oberteils erwischt. Hastig kriecht er tiefer in den Hain, Penny stets hinter sich. Nach ein paar Metern rappelt er sich auf die Beine. Jetzt sollte es wieder schneller
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