The Walking Dead: Roman (German Edition)
Boden verstreut. Ein Tornado der Verwüstung ist offenbar durch das Geschäft getost. Wo mal Mobiles hingen, baumeln jetzt nur noch vereinzelte Fäden. In den Ecken liegen die Reste von LEG O -Flugzeugen und Bausätzen. Die flauschigen Innereien von Stofftieren werden wie herabgefallenes Laub von dem Wind aufgewirbelt, mit dem die Neuankömmlinge hereinstürmen und die Tür ins Schloss werfen.
Einen Augenblick lang stehen sie triefend nass da und holen Luft. Sie starren auf die Verwüstung, die vor ihnen liegt. Niemand bewegt sich. Etwas fasziniert sie an der ganzen Unordnung und hält sie im Eingang wie gebannt fest. »Niemand rührt sich von der Stelle«, verkündet Philip schließlich, kramt ein Taschentuch hervor und wischt sich den Nacken ab. Er steigt über einen kaputten Stoffbären und dringt dann weiter in den Laden vor. Dort ist eine Tür. Vielleicht führt sie zu einem Lager, vielleicht aber auch nach draußen. Brian läst Penny sanft von seinem Rücken auf den Boden gleiten und untersucht sie nach Verletzungen.
Sie sieht traurig auf die Trümmer enthaupteter Barbiepuppen und zerfetzter Stofftiere.
»Als ich das erste Mal hier war«, erklärt Nick, der seinen Blick durch den Laden schweifen lässt, »dachte ich mir, dass wir hier vielleicht etwas finden – Gadgets, Walkie-Talkies, Taschenlampen … irgendetwas .« Er geht zur Ladentheke und ein paar Stufen zur Kasse hoch. »Mann, so ein Laden und in dieser Gegend … Es würde mich nicht wundern, wenn wir hier sogar eine Knarre finden.«
»Was ist da ?«, fragt Philip und deutet mit dem Daumen auf einen Flur im hinteren Teil des Geschäfts, der mit einem Vorhang abgetrennt ist. Der schwarze Stoff hängt bis zum Boden herab. »Hast du dir das angeschaut?«
»Ist wohl ein Warenlager, aber das ist nur eine Vermutung. Sei vorsichtig, Philly. Da ist es so dunkel und finster wie unter Tage.«
Philip hält vor dem Vorhang inne, streift sich den Rucksack von den Schultern und holt eine Taschenlampe hervor, die er in einer der Seitentaschen verstaut hat. Er schaltet sie ein und schiebt sich durch einen Spalt, um in der Finsternis zu verschwinden.
Penny ist noch immer von den kaputten Puppen und den ausgenommenen Stofftieren fasziniert. Brian behält sie ununterbrochen im Auge. Er will ihr unbedingt helfen und erreichen, dass alle wieder ein Ziel vor Augen haben. Aber im Augenblick kann er nicht mehr tun, als sich neben dem Mädchen hinzuknien und es abzulenken, so gut es geht.
»Willst du vielleicht einen Schokoriegel?«
»Nein.« Ihre Stimme klingt so mechanisch wie die einer Aufziehpuppe.
»Sicher?«
»Ja.«
»Wir haben auch Kuchen – mit Cremefüllung«, lockt Brian, um die Stille zu füllen. Aber er kann den Blick nicht von dem Ausdruck in Philips Gesicht und der brutalen Gewalt in seinen Augen abwenden. Seine Welt – ihre Welt – ist am Zusammenbrechen, das ist eindeutig.
»Nein, mir geht es gut«, erwidert Penny. Unter einem Haufen kaputten Spielzeugs erspäht sie einen kleinen Hello-Kitty-Rucksack. Zielstrebig geht sie darauf zu, zieht ihn hervor und mustert ihn. »Stört es jemand, wenn ich mir paar Sachen mitnehme?«
»Was denn, Kleine?«, will Brian wissen und schaut sie an. »Spielzeug?«
Sie nickt.
Brian verspürt einen Stich von Trauer und Scham in der Brust. »Bedien dich ruhig«, murmelt er.
Sie liest zertrampelte Puppen und ramponierte Stofftiere vom Boden auf. Brian kommt es beinahe wie ein Ritual vor, als sie Barbies ohne Gliedmaßen und Teddybären mit aufgetrennten Nähten mustert und dann die gewissenhaft, ausgewählten Spielzeuge mit einer Vorsicht in ihren Rucksack steckt, als ob sie sich der Verletzungen bewusst wäre. Brian seufzt.
Plötzlich ertönt Philips Stimme aus dem dunklen Korridor im hinteren Teil des Ladens. Brian springt auf und ruft: »Was ist los?«
Hinter der Kasse spitzt Nick die Ohren. »Ich hab keine Ahnung. Hab’s auch nicht verstanden.«
»Philip?« Brian eilt zu dem schwarzen Vorhang. Vor nervöser Anspannung läuft es ihm kalt den Rücken hinunter.
»Ist bei dir alles klar?«
Schritte sind hinter dem Vorhang zu hören. Dann zieht eine Hand den Stoff zurück, und Pilips Gesicht zeigt sich – verzerrt vor Aufregung. »Schnappt euch eure Sachen! Wir haben gerade einen Sechser im Lotto!«
Philip führt die Gruppe durch den dunklen Flur, vorbei an Regalen voller Spielzeug und Brettspiele. Sie treten durch eine Sicherheitstür, die bei der Flucht des Ladeninhabers wahrscheinlich offen
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