The Walking Dead: Roman (German Edition)
die Adern in seinem Kopf schon zu platzen drohen und sein Gesicht vor Wut blutrot angelaufen ist, wendet er sich an Nick Parsons. »Würdest du jetzt endlich deine verdammte Schnauze halten!«
Nick starrt ihn ungläubig an.
Im hinteren Teil des Busses hat sich Penny weggedreht, starrt still aus dem Fenster und folgt dem Regen, wie er in Rinnsalen die Fenster hinunterströmt. Ihr Gesicht ist versteinert, als ob sie ein verzwicktes mathematisches Problem ausarbeiten würde, das für ihr Alter viel zu kompliziert ist.
Vorne ist Nick noch immer vor Schock gelähmt. »He, Philly … Immer mit der Ruhe … Ich meine doch nur … Verstehst du? Sollte nichts bedeuten. Nur – ich habe mich da ganz wohl gefühlt.«
Philip fährt sich mit der Zunge über die Lippen. Das Lodern in seinen Augen lässt nach. Er holt tief Luft und atmet langsam und schmerzvoll aus. Er legt den Stahlstab auf den Fahrersitz. »Hör zu … Tut mir leid … Ich verstehe ja, was du meinst. Aber so ist es besser. Ohne Strom wird das Haus sowieso bald wie ein riesiger Eisschrank sein – spätestens Mitte November.«
Nick starrt auf den Boden. »Ja … Vielleicht hast du recht.«
»Es ist besser so, Nicky.«
»Klar.«
Brian flüstert Penny zu, dass er gleich wieder zurückkommen würde, und rutscht von seinem Sitz.
Gebückt kriecht er den Gang entlang, sodass man ihn von draußen nicht sehen kann, bis er bei Nick und seinem Bruder angelangt ist. »Also – wie sieht unser Plan aus, Philip?«
»Wir suchen uns einen Ort, an dem wir ein Feuer machen können. Das geht schlecht in diesen Wohnblöcken.«
»Nick, wie viele von diesen Sicherheitszonen gibt es eigentlich?«, will Brian wissen.
»Genug, um von hier wegzukommen. Allerdings brauchen wir hier und da etwas Glück.«
»Früher oder später benötigen wir auch ein Auto«, gibt Brian zu bedenken.
»Ach was«, knurrt Philip spöttisch.
»Glaubst du, dass der Bus noch Super im Tank hat?«
»Wenn, dann Diesel.«
»Ist doch egal, was es ist. Wir haben sowieso nichts zum Absaugen.«
»Und nichts, womit wir den Sprit auffangen können«, ergänzt Philip.
»Das Gleiche gilt für den Transport«, fügt Nick hinzu.
»Das Ding da«, sagt Brian und deutet auf den Stahlstab auf dem Fahrersitz. »Ist das scharf genug, um ein Loch in den Tank zu bohren?«
»Den Tank des Busses?«, fragt Philip und überlegt. »Könnte klappen. Aber wozu?«
Brian schluckt. Er hat eine Idee.
Sie schlüpfen einer nach dem anderen aus der Tür in den Regen hinaus, der sich mittlerweile zu einem andauernden, kalten Nieseln abgeschwächt hat. Das Tageslicht ist nur dürftig. Philip hat den Stahlstab in der Hand. Nick trägt die drei Miller-Light-Flaschen, die Brian unter den hinteren Sitzen gefunden hat, und Brian passt auf Penny auf. Egal, in welche Richtung sie blicken – überall sind dunkle Gestalten zu sehen. Die nächste ist vielleicht einen Häuserblock von ihnen entfernt. Die Zeit läuft.
Alle paar Sekunden erhellt ein Blitz die gesamte Stadt und taucht sie in grelles Licht, sodass man die Untoten sehen kann, die von beiden Enden der Straße auf sie zukommen. Einige der Beißer haben die Menschen bemerkt, die um den Bus gehuscht sind, und kommen jetzt mit wesentlich gezielteren Stolperschritten näher.
Philip weiß, wo sich der Tank im Bus befindet. Er ist schließlich nicht umsonst Lkw -Fahrer gewesen.
Er kniet sich neben den riesigen Vorderreifen und greift rasch unter die Karosse, um den Tank ausfindig zu machen. Der Regen tropft ihm über das Kinn. Der Bus hat zwei separate Tanks mit jeweils dreihundert Litern.
»Beeil dich, Mann, die kommen!« Nick kniet hinter Philip, die Flaschen in der Hand.
Philip schlägt mit dem spitzen Ende des Stahlstabs gegen den unteren Teil des Tanks, jedoch ohne viel Erfolg. Seine Bemühungen haben nicht mehr als eine kleine Beule hinterlassen. Er schreit wütend auf und holt weit aus, ehe er den Stab erneut mit aller Wucht gegen den Treibstoffbehälter rammt.
Diesmal durchbricht die Spitze den Tank, ein dünner Strahl gelber, schmieriger Flüssigkeit schießt hervor und spritzt auf Philips Arme und Hände. Rasch lehnt sich Nick nach vorn und füllt die erste der kleinen Bierflaschen.
Es donnert, gefolgt von Blitzen. Brian wagt einen Blick über die Schulter und sieht ein ganzes Regiment wandelnder Leichen auf sie zukommen. Die grellen Blitze lassen sie noch näher erscheinen, vielleicht sind es nur noch zwanzig Meter. Er kann ihre Gesichter deutlich in dem
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