The Walking Dead: Roman (German Edition)
Stroboskoplicht erkennen.
Eine von ihnen hat keinen Kiefer mehr, während eine andere ihre Eingeweide aus einem Loch im Magen beim Gehen zu verlieren droht.
»Beeil dich, Nick! Schnell!« Brian hält ein zerfetztes Hemd in der einen und ein Feuerzeug in der anderen Hand. Er hüpft nervös von einem Fuß auf den anderen, während Penny neben ihm ihr Bestes tut, nicht die Nerven zu verlieren, indem sie die Hände zu Fäusten ballt und auf der Unterlippe herumkaut. Aber sie behält die heranstolpernde Masse genau im Auge.
»Hier die erste – los! LOS !« Nick reicht Brian eine Flasche mit Treibstoff.
Brian stopft einen Fetzen in die Öffnung und dreht ihn rasch um, bis er sich vollgesogen hat. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden, aber Brian spürt, wie ihm die Zeit davonrennt und sie Hunderte von Beißern umzingeln. Er versucht, den Molotowcocktail anzuzünden, aber das Feuerzeug will bei dem Wind nicht so recht angehen.
»Los, Junge … Los, los!« Philip wendet sich der immer näher kommenden Horde zu und hebt den Stahlstab. Hinter ihm versucht Brian verzweifelt, den Stofffetzen anzuzünden. Plötzlich hat er eine Flamme, und das dieselgetränkte Material beginnt zu brennen. Die Flammen züngeln an der Flasche entlang.
Brian wirft den Molotowcocktail in die erste Reihe der schlurfenden Untoten.
Die Flasche landet eineinhalb Meter vor den Zombies, explodiert in einem gelben Schein aus Feuer und prasselt unheilvoll in der Luft. Durch das unerwartete Licht und die Hitze stolpern die Leichen rückwärts. Sie kommen sich in die Quere und fallen wie Dominosteine um. Eigentlich sieht es fast lustig aus, aber keiner von ihnen denkt auch nur an Lachen.
Philip schnappt sich die zweite gefüllte Flasche und stopft einen Hemdfetzen hinein. »Her mit dem Feuerzeug!« Brian reicht es ihm. »Und jetzt nichts wie weg!«, befiehlt Philip, zündet den Molotowcocktail an und wirft ihn in die Armee der Beißer, die sich ihnen von der anderen Seite nähert.
Diesmal landet die Flasche mitten unter ihnen und explodiert kurz darauf, sodass mindestens ein Dutzend von ihnen in Flammen aufgehen.
Brian will gar nicht hinschauen, als er sich Penny schnappt und wie ein Wahnsinniger hinter Nick in Richtung Friseurladen rennt.
Brian, Penny und Nick haben schon den halben Weg zur nächsten Sicherheitszone zurückgelegt, als sie auf einmal merken, dass Philip fehlt.
»Was zum Teufel treibt der denn schon wieder?« Nicks Stimme klingt schrill und hektisch, als er neben einer weiteren, mit Brettern verschlagenen Schaufensterfront in Deckung geht.
»Woher soll ich das wissen?«, gibt Brian zurück und drängt sich zusammen mit Penny in den Eingang, während er nach hinten in die Richtung seines Bruders blickt. Philip ist noch hundert Meter von ihnen entfernt und brüllt die Monster an, während er mit dem Stahlstab in der Luft herumfuchtelt und auf einen Beißer einschlägt. Ein brennender Zombie kommt in einer Wolke von rauchenden Funken auf ihn zu.
»Um Gottes willen!«, stöhnt Brian und hält Penny die Hand vor Augen. »Runter mit dir – RUNTER MIT DIR !«
In der Ferne sehen sie, wie sich Philip Blake von dem Mob entfernt, in der einen Hand ein brennendes Feuerzeug und in der anderen den blutigen Stahlstab. Er scheint von einer Urkraft besessen zu sein, in der sich seine gesamte angestaute Wut sammelt.
Er hält inne und zündet eine Diesellache an, die sich unter dem Bus gebildet hat. Dann dreht er sich um und nimmt Reißaus – wie ein Soldat, der vor einer Granate flüchtet.
Hinter ihm breiten sich die Flammen lauffeuerartig aus. Das blaue Lodern erreicht schon bald die stählerne Karosse des Busses. Philip legt circa fünfzig Meter auf dem durchnässten Teer zurück und zerfetzt dabei die Schädel eines halben Dutzend Beißer, während das Feuer den Bus angreift.
Ein tiefer, dumpfer Schlag übertönt plötzlich sowohl Regen als auch das Stöhnen der Untoten. Inmitten der Feuersbrunst und des Nebels verliert Philip seinen Bruder aus den Augen.
» PHILIP ! HIER !«
Brians Rufe helfen Philip, der Richtung zu folgen, aus der die Stimme kommt, als plötzlich eine weitere Explosion den Boden erschüttert und den dunklen, grauen Nachmittag in ein grelles, heißes Licht taucht.
Keiner von ihnen versteht so ganz, was passiert. Sie sind alle zu sehr damit beschäftigt, sich in den Eingang zu ducken und ihre Gesichter vor fliegenden Schrapnellgeschossen zu schützen. Einzelteile des Busses schießen in Form von scharfen
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