Thekenwelt - Apéritif pour trois (German Edition)
halben Stunde?
Wütend zerknüllte er den Zettel und feuerte ihn in die Ecke. Dann hob er ihn wieder auf, strich ihn glatt und sah sich nach einem Stift um, um Fick dich unter die Botschaft zu schreiben und abzuhauen. Andererseits … sie mussten pünktlich sein. Und er hatte noch nicht einmal einen guten Grund für sein Zuspätkommen. Frustriert fluchte er leise. Was sollte er tun? Kai! Er tippte die Nummer, hörte Stimmengewirr und Gläsergeklapper. „Kai, ich brauche deine Hilfe.“ Er sah nicht, dass Kai sich in eine ruhigere Ecke zurück zog und sich mit einem Finger das Ohr zuhielt.
„ ... und darunter ein Smiley! Ich glaub's nicht. Was soll ich denn jetzt machen“, beendete Tornado seinen Bericht
Kai klang ein wenig genervt an. „Du stellst dich an Wand und wartest. Was denn sonst?“
Tornado biss sich auf die Unterlippe. „Und warum mache ich das nochmal?“
Geduldig erwiderte Kai: „Weil du es willst. Sonst würdest du mich nicht vom Arbeiten abhalten, damit ich es dir erlaube. Ich leg jetzt auf.“
Tornado stand ein paar Minuten ratlos mit dem Telefon in der Hand auf der Stelle, bis er knurrte und sich nach der Wand seines Vertrauens umsah. Missmutig hob er die Arme, suchte mit seinen Füßen eine komfortable Position und wartete.
Die längsten neunzig Minuten seines Lebens verstrichen sehr zäh. Ihm war langweilig und seine Arme wurden schneller müde, als er dachte. Er versuchte seine Muskeln zu lockern, ohne die Hände von seinem Hinterkopf zu nehmen und widerstand der Versuchung, sie einfach fallen zu lassen und kräftig zu schütteln. Wenn er sich einmal entschied, die Anweisung zu befolgen, würde er auch nicht bescheißen. Allmählich taten auch seine Füße weh und er versuchte sich abzulenken, indem er im Kopf eine Liste mit außerordentlich kreativen Schimpfwörtern erstellte, die er Moody an den Kopf werfen würde. Seine Arme taten weh, dann wurden sie taub, dann taten sie wieder weh ...
Als er den Schlüssel in der Tür hörte, atmete er auf.
Wortlos ging Biscuit an ihm vorbei und öffnete die Kühlschranktür. Er goss sich Orangensaft in ein Glas und setzte sich auf den Barhocker, um Tornado zu betrachten, während er ein paar Schlucke trank. Sein Blick fiel auf den zerknüllten Zettel und er lächelte. Er wäre zu gerne dabei gewesen, als Tornado ihn gefunden hatte.
„Mann“, hörte er seine gereizte Stimme, „erlös mich endlich!“
Es verstrichen einige Sekunden, bevor Moody deutlich, aber ohne jede Aggression antwortete: „Weißt du Tornado, es gefällt mir nicht, wie du mit mir sprichst.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Ich hatte andere Pläne für diesen Abend. Und ich bin selber nicht ganz pünktlich zu der Eröffnung gekommen, weil ich auf dich gewartet habe. Und das ist schlecht, weil ich der Chef des Restaurants bin. Ich kann wegen dir nicht zu spät kommen. Dann habe ich dir meinen Wohnungsschlüssel anvertraut, was sehr nett von mir war und jetzt ist das Erste, was dir einfällt, dich zu beschweren?“ Seine Stimme war gefährlich ruhig geworden.
„Komm schon Biscuit, ich war nur ein bisschen später dran … ich hätte nachkommen können … ich meine, ach verdammt. Meine Arme fallen bald ab! Ich warte hier seit Stunden!“
Biscuit knallte das Glas auf die Theke, schwang sich vom Barhocker und trat hinter Tornado. Er griff in das blonde Haar und zog den Kopf des anderen grob in den Nacken.
Tornado zuckte zusammen und versuchte ruhig zu atmen.
„ Das war die denkbar beschissenste Antwort, die du mir hättest geben können. Ich komme in zehn Minuten zurück und du überlegst dir gut, was du mir dann erzählen wirst.“
So plötzlich er sich die Haare gegriffen hatte, so plötzlich ließ er sie los und sah wie Tornado schwankte.
Tornados Herz pochte schnell, als er wieder alleine war. Er wollte nicht länger hier stehen, aber Biscuits Reaktion bewirkte, dass sich jedes Härchen auf seinem Körper aufstellte und tief in seinem Magen Hitze aufstieg. Er wusste, er würde nicht gehen, er würde hier weiter stehen. Egal wie lange. Und dann merkte er zu seinem Entsetzten, wie er begann sich tatsächlich schlecht zu fühlen, weil er nicht pünktlich gewesen war. Der Schlüssel! Er hatte keine Sekunde darüber nachgedacht, was es bedeutete jemandem wie ihm freien Zugang zu einer Wohnung zu gewähren, in der allein der Inhalt des Kleiderschranks eine stabile Wertanlage darstellte. Die Erkenntnis flutete ihn mit einer Welle Übelkeit, wie immer wenn
Weitere Kostenlose Bücher