Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
nichts stimmte. Er war nicht hart! Er sollte eine tobende Erektion haben. Wie jeder fünfundzwanzigjährige Typ in so einer Situation. Als er noch ein Mensch gewesen war, hatte ein leidenschaftlicher Kuss genug Blut in seinen Schwanz gepumpt, um sofort zur Sache zu kommen. Und jetzt, mit einem halb-nacktem Mädchen in seinen Armen, das absolut scharf auf ihn war, hing sein Schwanz herunter wie ein alter Lappen, schlaff und unbeteiligt. Als gehörte dieses Anhängsel nicht zu ihm.
Warum verdammt noch mal wurde er nicht hart? Warum schlief sein Schwanz? Was zum Teufel war mit ihm los?
Er schloss die Augen und versuchte, Bilder vor sein geistiges Auge zu zaubern, die jeden Mann geil machen würden: nackte Frauen über Möbelstücke gebeugt, Frauen, die einen Striptease vorführten, sogar Frauen, die es mit anderen Frauen trieben. Dennoch erwachte sein Schwanz nicht aus seinem todesähnlichen Zustand und nicht ein einziger Blutstropfen pumpte in ihn hinein.
Wie aus dem Nichts drangen Ereignisse wieder zu ihm durch, die ein paar Wochen zuvor geschehen waren. Erinnerungen, die er immer sofort wegzuschieben versucht hatte, wenn sie emporkamen. Nur dieses Mal konnte er sie nicht mehr verdrängen. Er musste sich ihnen stellen.
Einige Wochen vorher
Eddie marschierte den Gang entlang in Richtung des Konferenzraumes auf der Chefetage von Scanguards’ Hauptquartier im Missionsbezirk. Irgendetwas Großes war im Gange und er wollte es nichts verpassen. Er liebte diesen Job, die Kameradschaft mit den anderen Vampiren, die Freundschaft mit seinem Mentor und die Bewunderung seiner Schwester. Er hatte es endlich geschafft, dass Nina stolz auf ihn war und auf all das, was er erreicht hatte, nachdem er alles daran gesetzt hatte, ein Vampir zu werden. Endlich war jeder glücklich: Nina war mit Amaury, einem der Partner bei Scanguards, blutgebunden und allem Anschein nach war dieser völlig verrückt nach ihr. Er war noch nie einem Mann begegnet, der so in eine Frau verliebt war. Diese Tatsache hatte auch Eddies Zweifel darüber ausgelöscht, ob eine Beziehung zwischen einem Menschen und einem Vampir auf lange Sicht funktionieren könnte. Nina und Amaury hatten ihn überzeugt. Sie schienen wie füreinander geschaffen.
Als er den Flur entlang ging, bebten seine Nasenflügel plötzlich. Irgendwo auf dieser Etage befand sich ein Mensch. Und das war ein Verstoß gegen die Sicherheitsregeln.
„Wer sonst könnte es wissen?“
Eddie erkannte Blakes Stimme. Obwohl Blake Quinns Enkel und Quinn Direktor bei Scanguards war, erklärte das immer noch nicht, warum er sich auf dieser Etage aufhielt. Es war Eddies Pflicht, der Sache nachzugehen und die Situation notfalls unter Kontrolle zu bringen.
„Thomas. Aber er sagt auch nichts. Ich habe es bereits versucht. Und dir wird er’s auch nicht verraten“, antwortete Oliver, dessen Stimme aus einer kleinen Nische hervordrang, in der ein Kühlschrank und ein paar Regale untergebracht waren.
„Aber vielleicht erzählt er es Eddie.“
Beim Klang seines Namens hielt Eddie inne. Was würde Thomas ihm erzählen? Welche Geheimnisse besprachen die beiden da? Er konnte nicht umhin, stehenzubleiben, wo die beiden ihn nicht sehen konnten, und zu lauschen. Er wusste, dass es unhöflich war, aber hier war etwas faul und er würde herausfinden, um was es ging.
„Eddie? Mein Gott, du hast recht. Warum habe ich nicht daran gedacht? Thomas kann Eddie nichts ausschlagen. Jeder weiß doch, wie scharf er auf ihn ist.“
Die Luft entwich Eddies Lunge. Vor seinen Augen verschwamm alles und sein Herz hörte auf zu schlagen. Er konnte sich nicht bewegen, konnte nicht reagieren, obwohl er einen Ton von sich gegeben haben musste, denn Oliver trat plötzlich aus der Nische und wirbelte seinen Kopf in Eddies Richtung.
„Oh Mist!“, fluchte Oliver.
Blake stieß einen schweren Atemzug aus und blickte ihn entsetzt an.
„Thomas . . . ähh . . . .“ Eddie schüttelte den Kopf.
Nein, das konnte nicht wahr sein! Thomas konnte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen. Das durfte nicht wahr sein! Sein Mentor, der Mann, mit dem er sich ein Haus teilte, wollte ihn vögeln? Nein, verdammt noch mal!
Natürlich hatte Eddie immer gewusst, dass Thomas schwul war. Verdammt, jeder wusste das. Niemand hatte jemals ein Geheimnis daraus gemacht. Und jeder akzeptierte Thomas so wie er war: ein großzügiger Mann mit einem großen Herzen und einem brillanten Verstand. Niemand behandelte ihn anders als alle anderen. Genauso
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