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Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Titel: Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kurzke
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leicht, Beschreibung war mittelschwer, besonders viel Zeit verbrauchte das Philosophische und Moralische.[ 17 ] Die Handschriften gab er in seiner Anfangszeit direkt zum Setzer. In späteren Jahren ließ er sie mit der Maschine abschreiben, sah aber das Typoskript noch einmal durch, bevor er es in den Verlag gab. Was er ablieferte, hielt er für druckfertig. Nur selten trug er noch in die Druckfahnen Textänderungen ein – anders als sein Kollege Gerhart Hauptmann, der ein schludriges Manuskript mit den Worten abgegeben haben soll: «Ach, das schreibe ich in den Fahnen fertig!»
    Thomas Mann war ein Archivar seiner selbst, und Katja unterstützte ihn dabei. Nichts wurde weggeworfen, nicht nur die Manuskripte, sondern auch die Notizen und die Materialsammlungen zu seinen Werken wurden verwahrt. Trotz der Verluste von großen, 1933 in München verbliebenen Beständen sind etliche tausend Blatt Manuskripte erhalten geblieben, so daß man den Arbeitsprozeß bei den meisten Werken relativ genau nachvollziehen kann.
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Telefon
    Manns hatten bereits 1905 ein Telefon – Alfred Pringsheim hatte dafür gesorgt. Das Überfallartige, Flüchtige und Indiskrete des damals noch jungen Mediums liebte der scheue Dichter nicht. Katja mußte an den Apparat gehen, oder später die Kinder. Für die Nachwelt ist das ein Segen. Telefongesprächehinterlassen keine Spuren, im Gegensatz zu Briefen, Tagebüchern oder Notizen. Thomas Mann existierte schriftlich wie kaum ein anderer vor oder nach ihm, und er konnte auf eine Kultur des Aufbewahrens zählen. Darum wissen wir von ihm mehr als von unseren intimsten Freunden.
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Briefe
    Briefeschreiben war seine Art, sowohl Kontakt als auch Distanz zu halten. Er war ein liebenswürdiger, ein humorvoller, ein leidenschaftlicher, ein polemischer, ein gründlicher, ein höflicher, ein diplomatischer Briefschreiber, je nach Adressat. Er hat im Laufe seines Lebens vielleicht 50.000 Briefe geschrieben, von denen ungefähr 25.000 an rund 9000 Empfänger erhalten sind. Er schrieb an seine Familie, insbesondere an seinen Bruder Heinrich, an die alten Schulfreunde, an Gelehrte und Informanten, an Dichter kol le gen und Literaturkritiker, an Verlage und Verle ger, an Zeitungen und Redakteure, an Ämter, selten an Politiker, gerne an Neugierige und Bewunderer, deren Zuschriften er treulich bediente. Die meisten Briefe sind eigenhändig. Später diktierte er auch in die Maschine, aber nur Schreiben, die ihm nicht so wichtig waren. Zwei oder drei Briefe schrieb er fast jeden Tag. Bei starkem Korrespondenzandrang konnten es auch zehn sein. Wie sein Gustav von Aschenbach, in dessen Briefkultur er die seine ironisch porträtiert, wußte er schon früh seinen Ruhm zu verwalten und «in einem Briefsatz, der kurz sein mußte (denn viele Ansprüche dringen auf den Erfolgreichen,den Vertrauenswürdigen ein), gütig und bedeutend zu sein.» Auch für ihn sollte die Zeit kommen, daß er alltäglich eine Post zu bewältigen haben würde, «die Wertzeichen aus aller Herren Ländern trug.»[ 18 ]

Der Tod in Venedig
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Der Tod in Venedig
    Noch heute erwarten Unterrichtsbehörden, daß Schüler ihren Stil an Thomas Mann bilden, und Abiturthemen über den
Tod in Venedig
sind keine Seltenheit. Das scheint nahezuliegen, ist diese Erzählung doch in einem klassizistischen Stil von marmorner Perfektion geschrieben, und wird doch auch von ihrem Helden, dem Schriftsteller Gustav von Aschen-bach, gesagt, daß ausgewählte Seiten seiner Prosa in die Lesebücher der höheren Lehranstalten aufgenommen worden seien.[ 1 ] Die Pointe ist freilich, daß die Vorbildlichkeit nicht standhält, weil Aschenbachs antrainierte Haltung zusammenbricht unter dem Ansturm der Leidenschaft. Die Liebe zerstört auch seine Grammatik. Als er seine bürgerliche Erziehung mehr und mehr preisgibt, dem schönen Knaben Tadzio durch ganz Venedig nachläuft und schließlich, von der Cholera infiziert, auf den Stufen eines Brunnens niedersinkt, bilden seine schlaffen Lippen nur noch einzelne Worte nach von dem, «was sein halb schlummerndes Hirn an seltsamer Traumlogikhervorbrachte», und er erkennt: «Die Meisterhaltung unseres Stiles ist Lüge und Narrentum, unser Ruhm und Ehrenstand eine Posse, das Vertrauen der Menge zu uns höchst lächerlich, Volks- und Jugenderziehung durch die Kunst ein gewagtes, zu verbietendes Unternehmen.»[ 2 ]
    Thomas Mann selbst hält allerdings den klassizistischen Stil bis zum Ende durch. Sein Held erliegt, er nicht. Bei ihm

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