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Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Titel: Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kurzke
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das in ihm steckte und das als Verdrängung der Homosexualität nur sehr teilweise ausgedrückt ist. Man schreibt, so lange das Geheimnis reicht – so wie man auch nur so lange liebt, bis man den Partner durchschaut hat. «Denn der Mensch liebt und ehrt den Menschen, solange er ihn nicht zu beurteilen vermag […]»[ 14 ] Wenn alles offengelegt ist, endet die Liebe ebenso wie die Inspiration.Bei manchen reicht das Geheimnis nur für ein einziges Buch. Bei manchen erschöpft es sich nie.
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Episch, lyrisch, dramatisch
    Als Vierzehnjähriger unterschreibt Thomas Mann einen Brief mit «lyrisch-dramatischer Dichter».[ 15 ] Zum Epiker wird er erst später und empfindet dann das Lyrische und das Dramatische als pubertär. Er hat sich durchaus immer wieder als Lyriker versucht, besonders wenn er liebte. Aber ein Mensch, der empfindet, dichtet schlecht – das sagt mit gutem Recht Tonio Kröger.[ 16 ] In der Zeit seiner Liebe zu Paul Ehrenberg schrieb Thomas Mann wieder Gedichte.[ 17 ] Damals lebte sein Herz … Infolgedessen taugten die Gedichte nichts. Auch als Dramatiker versuchte Mann sich in der Ehrenberg-Zeit. In seinem Drama
Fiorenza
, entstanden von 1900 bis 1905, ging es um den Geist und die Schönheit, den asketischen Prior (Savonarola) und den Sinnenmenschen Lorenzo de Medici, und um die Entwürdigung des Geistes, wenn er liebt. Es ist ein Gedankendrama mit vielen langen Reden und wenig Handlung. Auf der Bühne hatte es den einen oder anderen Achtungserfolg, ohne sich auf den Spielplänen je richtig einnisten zu können. Der Ehrgeiz zum Drama verließ seinen Autor gleichwohl nicht. In den letzten Monaten seines Lebens sammelte er Stoff für ein Theaterstück, das
Luthers Hochzeit
heißen sollte.
    Allein das Epische ermöglichte, worauf es Thomas Mann ankam: Distanz und Ironie. Theater spielt sich unmittelbar auf der Bühne ab und ist insofern distanzlos– vom epischen Theater Bertolt Brechts (wenn es denn seiner Theorie entspräche) einmal abgesehen. Das Drama ist öffentlich und von einer applaudierenden Gesellschaft abhängig, der Roman privat und frei. Das Drama ist eine soziale Angelegenheit, es wird aufgeführt in großen Häusern von Schau spie lern vor Publikum, der Roman braucht das alles nicht, er entsteht in der Einsamkeit der Sofaecke und in der Einbildungskraft des Lesers.
    Lyrik ist auf eine andere Weise distanzlos – zumindest wenn man die Begriffe einmal reinlich scheidet. In der Lyrik spricht in der Regel der Dichter selbst, in der Erzählkunst läßt er sprechen. Er schiebt ein Medium zwischen sich und den Leser: einen Erzähler oder jedenfalls irgendeine Erzählperspektive. Ob nun eine klar faßbare Erzählerfigur vorliegt wie Serenus Zeitblom im
Doktor Faustus
, ob ein kommentierender Regisseur des Geschehens wie im
Zauberberg
oder im
Joseph
, ob ein Ich-Erzähler wie im
Felix Krull
, der parodistisch aus später Weisheit zurückblickt auf frühe Torheit, ob eine personale Erzählerfunktion besteht, die den Leser durch die Brille einer erzählten Person schauen läßt (zum Beispiel durch die des Gustav von Aschenbach im
Tod in Venedig
), oder ob aus der Perspektive einer gottgleichen Neutralität erzählt wird wie in
Buddenbrooks
– in jedem Fall entsteht Distanz. Ironisch wirkt diese Distanz, weil jeder erzählte Standpunkt immer nur relativ ist, immer nur Rollenrede einer Figur, nie Ansicht des Autors, weil daher, anders als im Schauspiel und im Gedicht, in der Erzählkunst nichts mit Pathos gesagt werden kann und nichts unbedingte Geltung beansprucht.

Königliche Hoheit
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Liebesgeschichten
    Er zählte sich zu «gewissen abseits wandelnden Herren, Schwärmern, welche nicht die Frau suchen, aber auch nicht den Mann, sondern etwas Wunderbares dazwischen».[ 1 ] Süße Träume von ursprünglicher Ungetrenntheit der Geschlechter erfüllten ihn. Er war androgyn. Es bleibt müßig, die genauen Anteile zu berechnen. Das männliche Element mochte emotional besonders hervorstechen, weil es das verbotene war. Sein Typ waren die Zwitterwesen – knabenhafte Frauen, mädchenhafte Männer. Die üppigen Formen liebte Thomas Mann nicht. Schmal mußten die Geliebten sein, ob es nun Mädchen waren oder Jungen. Bis ins hohe Alter war Thomas Mann immer wieder verliebt. Die vorzeigbaren Liebesgeschichten (die mit Mädchen) sind aus Briefen oder autobiographischen Schriften bekannt, spielen aber für das dichterische Werk keine große Rolle. Die nicht vorzeigbaren (die mit jungen Männern) werden nach

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