Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
fühlte und wichtig, genau wie damals. Sechs Monate arbeiteten wir zusammen. Es war eine glückliche Zeit. Jean-Marc hatte sich eine kleine Wohnung in Kiryat Moshe gemietet und war damit einverstanden, dass ich die Miete anstelle eines Arbeitslohns bezahlte. Obwohl Geld nicht sein Problem war, wollte ich nicht, dass er sich ausgenutzt fühlte. Eines Tages, als er nicht zur Arbeit kam, war ich besorgt, aber ich dachte, er wollte nur einen Tag freihaben.
In Israel bekamen wir nicht die gleiche Anzahl Ferientage wie in Frankreich. Auch über seinen Computer und sein Mobiltelefon war er nicht erreichbar, sodass ich nur warten konnte, bis er wieder auftauchte, wenn es ihm recht war. Aber als er auch am zweiten Tag nicht auftauchte, beschloss ich, nach der Arbeit zu ihm nach Hause zu gehen.
Er war nicht zu Hause. Seine Nachbarn konnten mir auch nicht sagen, wo er war. Ich rief Gelbrat in Frankreich an, aber er hatte auch keine Neuigkeiten für mich. Schließlich ging ich zur Polizei.
Sie hörten sich die Geschichte an, aber sie konnten mir nicht helfen. Ich fragte sie, was das Gesetz im Falle einer vermissten Person zu sagen hatte, und ich bekam die Antwort, dass erst nach achtundvierzig Stunden eine Vermisstenanzeige gemeldet werden konnte. Das waren zwei sehr lange Tage. Viel länger als meine letzten achtundvierzig Stunden auf iranischem Boden.
Ich suchte die Straßen ab, fragte Passanten, hing Plakate an alle Bushaltestellen zwischen dem Geschäft und Kiryat Moshe auf, mit seinem Foto und meiner Telefonnummer. Der einzige Anruf, den ich bekam, war von der Stadtverwaltung, die mir mitteilte, dass ich ein Knöllchen erhalten hatte wegen Verbreitung von Werbung ohne Genehmigung der Behörden. Nach zwei nervenaufreibenden Tagen erschien ich wieder bei der Polizei, und in meiner Gegenwart lösten sie das Rätsel mit einem einzigen Telefonanruf.
„Er wurde von der Grenzschutzpolizei verhaftet“, sagte die Polizistin zu mir. In diesem Moment schämte ich mich, ein Israeli zu sein. Ich dachte an das Leiden, das ihm diese zwei Tage verursacht haben mussten.
„Sicher liegt er auf einer stinkenden Matratze, in einer dunklen Zelle mit illegalen Gastarbeitern aus dem Sudan und von den Philippinen“, dachte ich.
Dann erinnerte ich mich an den alten Busbahnhof in Tel Aviv, an dem es von Hunderttausenden von illegalen ausländischen Arbeitnehmern wimmelte, die auf den Straßen rund um den Bahnhof herumhingen, wo auch die Prostituierten arbeiteten, und gerade Jean-Marc wurde von den Behörden festgenommen? Ich war fertig und so etwas von sauer, und wusste nicht mehr weiter. Ich fand nur Trost in den Worten von Jean- Marc. Damals, nach der Falle, die mir der Mossad gestellt hatte, sagte er zu mir: „Du bist Israel, nicht sie.“
Die Beamten des Innenministeriums waren nett genug und verlängerten seine Aufenthaltsgenehmigung für noch ein paar gnädige Tage. Anschließend wurde er ausgewiesen, mit einem Einreiseverbot für ein Jahr, selbst ein kurzer Besuch war nicht erlaubt.
Und ich dachte, die Iraner wären Rassisten. Es fiel mir schwer, solche Sachen in meinem Land zu sehen.
Ich beschloss, alle Ämter durchzugehen und mich an die Presse zu wenden, ich bat um Hilfe, wo immer sich eine Gelegenheit bot, aber leider musste Jean-Marc das Land verlassen. Um die Schande zu vermindern, fuhr ich meinen treuen Freund zum Flughafen, und so konnte ich seine Verhaftung und eine Fahrt mit dem Polizeibus vermeiden, sowie den Aufenthalt in der VIP-Zelle der Deportierten am Ben-Gurion- Flughafen.
Nach diesem traumatischen Erlebnis und der Absurdität daran war ich fest entschlossen, nicht gegenüber den staatlichen Institutionen zu kapitulieren, und investierte viel Mühe, um das umfangreiche Verfahren zu ändern. Immerhin hatten sie zwei nicht-jüdische Fußballspieler einreisen lassen, und ganz schnell bekamen die beiden auch die israelische Staatsbürgerschaft angeboten, für Ruhm und Ehre des Staates Israel. „Warum dieser Gerechte unter den Völkern nicht?“, fragte ich.
Ich saß in der Knesset (Das israelische Parlament), im Büro des Innenministers, und eine halbe Stunde lang erzählte ich ihm von den zahlreichen Aktivitäten und Fähigkeiten von Jean-Marc, der ein wichtiges Kapitel seines Lebens dem Staat Israel gewidmet hatte, und der Staat hatte ihn undankbar einfach ausgewiesen!
Ich wusste nicht, wer die Beamten gewählt hatte, die die staatlichen Systeme leiteten, aber die
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