Throne of Glass – Die Erwählte
sie fest an sich. So fest, dass sie nicht mehr wusste, wo er aufhörte und sie anfing. Sie schloss die Augen und sog seinen Duft ein.
Sie spürte seinen Atem warm an ihrem Hals, als er den Kopf sinken ließ und die Wange in ihr Haar drückte. Ihr Herz schlug rasend schnell, aber zugleich fühlte sie sich absolut ruhig – als könnte sieewig so stehen bleiben, selbst wenn die Welt um sie herum auseinanderfiel. Wieder sah sie seine Fingerspitzen, die sich an die Kreidelinie heranschoben und trotz der Barriere zwischen ihnen nach ihr greifen wollten.
»Alles in Ordnung?«, erklang Dorians Stimme von der Tür.
Chaol wich so schnell zurück, dass Celaena beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. »Alles gut«, sagte er und straffte die Schultern. Die Luft wurde wieder kalt und Celaenas Haut kribbelte, wo Chaols Wärme plötzlich fehlte. Es war unerträglich, mit anzusehen, wie Chaol dem Prinzen zunickte und ihre Gemächer verließ.
Als er fort war, wandte Dorian sich ihr zu. Aber Celaena starrte immer noch die Tür an, die Chaol hinter sich geschlossen hatte. »Es geht ihm immer noch nach, dass er Cain getötet hat«, sagte Dorian.
»Natürlich tut es das!«, fauchte sie. Dorian hob die Augenbrauen. »Tut mir leid«, seufzte sie.
»Ihr beide habt ausgesehen, als hätte ich … gestört«, sagte Dorian vorsichtig.
»Es ist nichts. Er tat mir einfach nur leid, das ist alles.«
»Schade, dass er so schnell verschwunden ist. Ich habe gute Nachrichten.« Ihr Magen verknotete sich. »Endlich hat mein Vater es aufgegeben, Euch länger hinzuhalten, und Euren Vertrag aufgesetzt. Ihr sollt ihn morgen im Ratssaal unterschreiben.«
»Ihr meint – Ihr meint, ich bin jetzt offiziell der Champion des Königs?«
»Offenbar hasst er Euch doch nicht so sehr, wie er immer behauptet hat. Es ist ein Wunder, dass er Euch nicht länger zappeln lässt.« Dorian zwinkerte ihr zu.
Vier Jahre. Vier Jahre Knechtschaft, dann würde sie frei sein. Warum war Chaol so schnell gegangen? Sie sah zur Tür und fragte sich, ob sie ihn im Flur einholen könnte.
Dorian legte ihr die Hände auf die Taille. »Das bedeutet dochwohl, dass wir noch eine Weile beieinanderbleiben.« Er beugte den Kopf zu ihr herunter.
Er küsste sie, aber sie entzog sich seinen Armen. »Ich … Dorian, ich bin der Champion des Königs.« Sie verschluckte sich an ihrem Lachen, als sie das sagte.
»Ja, das seid Ihr«, erwiderte Dorian und trat wieder näher. Aber sie blieb auf Distanz und sah durchs Fenster auf den strahlenden Tag draußen. Die Welt stand ihr weit offen – sie brauchte nur zuzugreifen. Sie durfte die weiße Linie übertreten.
Celaena richtete den Blick auf Dorian. »Wenn ich der Champion des Königs bin, kann ich nicht mit Euch zusammen sein.«
»Natürlich könnt Ihr das. Wir müssen es weiterhin geheim halten, aber …«
»Ich habe genügend Geheimnisse, ich brauche nicht noch eins.«
»Dann werde ich es irgendwie meinem Vater sagen. Und meiner Mutter.« Er verzog leicht das Gesicht.
»Wozu soll das gut sein? Dorian, ich stehe in den Diensten des Königs. Und Ihr seid der Kronprinz.«
So war es nun einmal – und falls mehr aus dieser Beziehung wurde, würde es die Sache nur verkomplizieren, wenn sie irgendwann das Schloss verließ. Es wäre schon kompliziert genug, mit Dorian zusammen zu sein, während sie seinem Vater als Champion diente. Und ob Dorian es zugeben mochte oder nicht, auch er hatte Verpflichtungen. Sie mochte ihn und ihr lag viel an ihm, aber sie wusste, dass eine dauerhafte Beziehung kein gutes Ende nehmen würde. Nicht, solange er Thronfolger war.
Seine Augen verdüsterten sich. »Soll das heißen, dass Ihr nicht mit mir zusammen sein wollt?«
»Das soll heißen, dass … dass ich in vier Jahren fortgehen werde und nicht weiß, wie das für Euch oder mich gut ausgehen kann. Das soll heißen, dass ich gar nicht darüber nachdenken will.« Das Sonnenlichtwärmte ihre Haut und ihr fiel eine Last von den Schultern. »Das soll heißen, dass ich in vier Jahren frei sein werde. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie frei.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Und ich will wissen, wie sich das anfühlt.«
Er machte den Mund auf, schwieg jedoch, als er sie lächeln sah. Obwohl ihre Entscheidung feststand, war sie seltsamerweise fast ein bisschen enttäuscht, als er nur sagte: »Wie Ihr meint.«
»Aber ich hätte gern, dass wir Freunde bleiben.«
Er steckte die Hände in die Taschen. »Jederzeit.«
Sie überlegte, ob sie seinen
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