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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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von Aragon so geliebte Musiktempel unter den Fluten lag.
    Irgendwann einmal, dessen war Nora sich sicher, würde sie nach Quivira zurückkehren. Eine handverlesene Gruppe von Wissenschaftlern des Instituts würde mit Atemgeräten und Schutzanzügen ausgerüstet eine sorgfältige Videodokumentation der Ruinen anfertigen und die von Sloane entdeckte Goldglimmerkeramik ins Institut bringen, wo sie unter Dr. Goddards persönlicher Leitung untersucht und katalogisiert werden würde. Und Bill Smithback hatte vor, zu gegebener Zeit sein Buch über die Expedition zu schreiben, ohne dabei allerdings die Ereignisse zu erwähnen, die Dr. Goddard unerträglichen Schmerz bereiten würden.
    Nora seufzte schwer. Quivira würde ihr nicht davonlaufen. Wegen der Gefahr, die der tödliche Staub darstellte, würde das Institut die Lage der Stadt geheim halten. Und wer sonst noch davon wusste - einschließlich der Nankoweap -, würde sie auch niemals preisgeben.
    Nora beobachtete, wie Beiyoodzin sich über das Skelett ihres Vaters beugte und einen kleinen Lederbeutel aufschnürte. Er nahm etwas mit Blütenpollen vermischtes Maismehl heraus und streute es, während er einen leisen, rhythmischen und ob seiner einfachen Monotonie wunderschönen Gesang anstimmte, über den Toten, Die anderen senkten andächtig den Blick.
    Als der Gesang zu Ende war, sah Beiyoodzin Nora an. Seine Augen glänzten und auf seinem faltigen Gesicht zeigte sich ein Lächeln. »Ich danke Ihnen«, sagte er, »dass ich diese Angelegenheit endlich bereinigen konnte. Das war für mich und meinen Stamm sehr wichtig.«
    Nun war Skip an der Reihe. Er nahm Nora den Brief aus der Hand und drehte ihn ein paar Mal um, bevor er sich hinkniete und vorsichtig den Sand über der Brust des Skeletts entfernte. Dann steckte er den Umschlag vorsichtig in die Brusttasche des Hemdes, das sich noch immer an der Leiche befand. Eine Weile verharrte er kniend vor seinem toten Vater, dann stand er langsam auf, um sich wieder neben seine Schwester zu stellen.
    Nora atmete tief durch und versuchte, das Zittern in ihren Händen zu beruhigen, bevor sie das Notizbuch aufschlug und laut den letzten Eintrag ihres Vaters vorlas:
     
    An Nora und Skip, meine beiden über alles geliebten und wunderbaren Kinder!
    Wenn ihr das hier lest, werde ich nicht mehr am Leben sein. Ich sterbe an einer schrecklichen Krankheit, mit der ich mich möglicherweise in der von mir entdeckten Stadt Quivira infiziert habe. Obwohl ich nicht weiß, ob diese Zeilen euch jemals erreichen werden, möchte ich dennoch über dieses Tagebuch ein letztes Mal zu euch sprechen.
    Wenn es in eurer Macht steht, dann sorgt bitte dafür, dass die Ruinen von Quivira unbekannt und unberührt bleiben. Sie sind ein Ort des Bösen, das ist mir selbst bei meiner flüchtigen Erkundung schon klar geworden. Ich glaube, dass die Stadt auch meinen Tod verursacht hat, selbst wenn ich nicht genau sagen kann, auf welche Weise. Aber das ist auch nicht so wichtig, denn manches Wissen sollte man besser sterben lassen, so wie wir alle sterben müssen.
    Ich möchte euch beide bitten, mir einen Gefallen zu tun. Du, Skip, solltest dich vom Alkohol fernhalten. Ein gewisser Hang dazu liegt leider in unserer Familie, und ich weiß, dass du damit nicht umgehen kannst - ebenso wenig wie ich es gekonnt habe. Und dich, Nora, bitte ich, deiner Mutter zu verzeihen. Ich weiß, dass sie mich möglicherweise für alles verantwortlich machen wird, was passiert ist. Wenn du erst einmal erwachsen bist, wirst du dich mit dem Vergeben sehr viel schwerer tun, aber denke stets daran, dass deine Mutter mit ihren Vorwürfen nicht ganz Unrecht hatte. Und auf ihre Art hat sie dich immer geliebt. Die Höhle, in der ich jetzt liege, ist ein schöner Ort zum Sterben, Kinder.
    Ich blicke hinaus auf einen Nachthimmel voller Sterne, ein kleiner Bach gluckert unter mir, und in einem weit entfernten Canon heult ein Kojote. Eigentlich bin ich hierher gekommen, um reich zu werden, aber der Anblick von Quivira hat mich zum Umdenken gebracht. Ich habe dort keine Spuren oder Hinweise auf meine Anwesenheit hinterlassen und nur einen einzigen Gegenstand mitgenommen, um dir, Nora, zu beweisen, dass dein Vater auch wirklich die sagenumwobene Stadt gefunden hat. Dort habe ich zum ersten Mal in meinem Leben erkannt, dass ich die beiden einzigen Erfolge meines Lebens - euch beide - in Santa Fe zurückgelassen habe.
    Ich war nie ein wirklich guter Vater, und das tut mir aufrichtig Leid. So viel hätte

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