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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Foul beim Rugby?«
    »Nein.«
    »Ein wohlgezielter Huftritt ins Gemächt?«
    »Nein.«
    »Und wie steht es mit einem Kricketball in die Klöten?«
    »Nein!«
    »Gut. Dann gehen aus diesem kläglichen Fiasko ja vielleicht ein paar Enkelkinder hervor. Es wird höchste Zeit, daß die kleine Thursday ein paar kräftige Junge wirft, statt wie ein wildes Bergferkel durch die Gegend zu toben …« Er hielt inne. »Was guckt ihr so komisch?«
    »Du warst doch vor kaum einer Minute erst hier.«
    Er runzelte die Stirn, zog eine Augenbraue hoch und blickte verstohlen um sich.
    »Wie ich mich
kenne
, immer vorausgesetzt es war
tatsächlich
ich, halte ich mich irgendwo ganz in der Nähe versteckt. Ja, seht ihr? Da drüben!«
    Er zeigte auf einen Winkel des Gartens, wo sich eine Gestalt im Schatten hinter dem Gewächshaus verbarg. Er kniff die Augen zusammen und versuchte den logischen Gang der Ereignisse zu rekonstruieren.
    »Moment. Ich habe dir vermutlich einen Gefallen getan und bin ein wenig zu früh wieder zurückgekommen; in meinem Beruf nicht ungewöhnlich.«
    »Um was für einen Gefallen sollte ich dich denn gebeten haben?« fragte ich, nach wie vor etwas verwirrt, aber durchaus bereit, mich auf sein Spielchen einzulassen.
    »Ich weiß nicht«, sagte mein Vater. »Eine brennende Frage, über die zwar seit Ewigkeiten gestritten wird, die aber bislang unbeantwortet geblieben ist.«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Ging es eventuell um die Autorenschaft der Shakespeare-Dramen?«
    Er lächelte. »Gute Idee. Ich will sehen, was sich machen läßt.«
    Er leerte sein Glas. »Also, noch mal alles Gute, ihr beiden; ich muß los. Die Zeit wartet auf niemand, wie es bei uns so schön heißt.«
    Er lächelte, wünschte uns viel Glück für die Zukunft und verschwand.
    »Kannst du mir vielleicht erklären, was hier los ist?« fragte Landen gründlich verwirrt, nicht so sehr durch die Ereignisse an sich, sondern vielmehr durch ihre sonderbare Reihenfolge.
    »Ich glaube nicht.«
    »Bin ich weg, Schätzchen?« fragte mein Vater, der sein Versteck hinter dem Gewächshaus verlassen hatte.
    »Ja.«
    »Gut. Also, ich habe herausbekommen, was du wissen wolltest. Ich bin ins London des Jahres 1610 gereist und habe mich ein wenig umgehört; Shakespeare war nur ein unbedeutender Schauspieler, der nebenbei einen kleinen Getreidehandel in Stratford unterhielt, was ihm so peinlich war, daß er es verschwieg. Kein Wunder – wer täte das nicht?«
    Das war allerdings interessant.
    »Und wer hat die Stücke nun geschrieben? Marlowe? Bacon?«
    »Nein; so einfach ist das nicht. Verstehst du, kein Mensch hatte von den Stücken je
gehört
, geschweige denn sie geschrieben.«
    Ich begriff nicht. »Was willst du damit sagen? Daß es sie gar nicht gibt?«
    »Genau das will ich damit sagen. Sie existieren nicht. Sie wurden nie geschrieben. Weder von ihm noch von sonst jemand.«
    »Ich muß doch sehr bitten«, fuhr Landen dazwischen, der allmählich ungeduldig wurde, »wir haben doch
Richard III.
erst vor sechs Wochen gesehen.«
    »Natürlich«, sagte mein Vater. »Die Zeit ist aus den Fugen,
und wie
.
    Da mußte ich natürlich etwas unternehmen. Ich nahm ein Exemplar der Gesammelten Werke mit ins Jahr 1592 und gab sie dem Schauspieler Shakespeare, damit der sie nach dem vorgegebenen Fahrplan auf die Bühne bringen konnte. Beantwortet das deine Frage?«
    Ich war immer noch verwirrt. »Dann hat Shakespeare die Stücke also
nicht
geschrieben?«
    »Weder er«, bestätigte er, »noch Marlowe, Oxford, de Vere, Bacon oder ein anderer von den üblichen Verdächtigen.«
    »Aber das ist doch unmöglich!« rief Landen.
    »Im Gegenteil«, widersprach mein Vater. »Da die Zeitskala des Universums unendlich ist, sind Unmöglichkeiten ganz alltäglich.
    Wenn ihr erst einmal so alt seid wie ich, werdet auch ihr feststellen, daß praktisch
alles
möglich ist. Die Zeit ist aus den Fugen; Fluch ihren Tücken, daß ich zur Welt kam, sie zurechtzurücken!«
    »Das stammt von dir?« fragte ich, da ich bislang angenommen hatte, er zitiere
Hamlet
, und nicht umgekehrt.
    Er lächelte.
    »Eine läßliche Eitelkeit, die man mir sicherlich nachsehen wird, Thursday. Außerdem: Wer soll schon davon erfahren?«
    Mein Vater starrte in sein leeres Glas, sah sich vergeblich nach einem Kellner um und sagte dann:
    »Lavoisier hat mich bestimmt längst ausfindig gemacht. Er hat geschworen, mich zu fassen, und er versteht sein Handwerk. Kein Wunder; er war schließlich siebenhundert Jahre

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