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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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arbeiten dürfen, aber ich war nun mal kein Bürohengst, und es war wichtig, den Minotaurus zu fangen. Er hatte einen von unseren Agenten getötet, und das konnte nicht akzeptiert werden.
    In der vergangenen Woche hatten wir erfolglos sechs Bürgerkriegs-Epen, drei Planwagen-Schmöker, achtundzwanzig passabel geschriebene Western und neunundsiebzig Cowboyheftchen durchsucht. Nicht mal ein Hauch Minotaurus! Dabei kann so ein Vieh ganz schön hauchen, das können Sie mir glauben.
    »Wäre das denkbar?«, fragte Bradshaw und zeigte auf das verwitterte Ortsschild von Providence.
    »Wir können's ja mal versuchen«, sagte ich, setzte meine Sonnenbrille auf und studierte meine Liste mit typischen Minotaurus-Verstecken. »Wenn wir nichts finden, können wir wenigstens zu Mittag essen, ehe wir
Oklahoma Kid
aufsuchen.«
    Bradshaw nickte, öffnete den Verschluss des Jagdgewehrs, das er in der Hand hielt, und legte eine Patrone ein. Die Waffe war ganz konventionell, aber die Munition war es nicht. Unsere Stellung erlaubte uns den Gebrauch postmoderner abstrakter Technologie. Ein Treffer mit der Eraserhead-Kugel in Bradshaws Gewehr, und der Minotaurus würde sich in die Elemente seiner fiktionalen Existenz auflösen: ein bisschen Text und blauer Nebel. Also alles, was übrig bleibt, wenn die Verbindung zwischen Text und Bedeutung zertrennt wird. Der Artenschutz war in diesem Fall kein Problem, denn es gab auf griechischen Urnen, in Büchern und Comics über eine Million praktisch identische Stiermenschen, die brav ihre mythologische Rolle als Kinderschreck spielten. Unser Minotaurus aber war anders. Er war ein SeitenLäufer.
    Als wir näher kamen, erreichten uns die Geräusche einer aufstrebenden kleinen Wild-West-Stadt. Ein neues Gebäude wurde errichtet, und das Hämmern der Zimmerleute mischte sich mit dem Schlagen der Hufe, dem Klingeln der Pferdegeschirre und dem Rumpeln der Räder auf der ausgetrockneten Erde. Aus der frisch gestrichenen Bretterkirche hörte man einen Chor singen, während der Hufschmied mit lautem Klingen ein heißes Eisen bearbeitete. Wir erreichten die Ecke von Eckley's Livery Stahles und warfen einen vorsichtigen Blick auf die Hauptstraße.
    Providence befand sich im glücklichen Zustand einer ungestörten Kulisse, die der Held der Geschichte erst zwei Seiten später betreten würde. Wir hatten keinerlei Interesse, in die Handlung des Romans verwickelt zu werden, aber das war auch nicht nötig. Der Minotaurus wollte nicht auffallen und hielt sich deshalb auch nur im Hintergrund auf. Sollten wir der Handlung aus irgendwelchen Gründen zu nahe kommen, würde mich der HNA (HandlungsNäheAnzeiger) warnen, den ich dabeihatte. Dann konnten wir uns verstecken, bis sie vorbei war.
    Ein Reiter trabte vorbei, als wir die knarrenden Bretter vor dem Saloon betraten. Bevor wir die Schwingtür erreichten, hielt ich Bradshaw noch eine Sekunde zurück, denn der ortsansässige Säufer flog traditionsgemäß gerade hinaus auf die Straße. Der Barkeeper trat hinter ihm aus der Tür und wischte sich an einem Geschirrtuch die Hände trocken.
    »Komm bloß nicht wieder, ehe du Geld hast!«, brüllte er und sah uns misstrauisch an.
    Ich zeigte ihm meine Dienstmarke, während Bradshaw sich wachsam umsah. Es gab viel zu viele Revolverhelden im Western. Als das Genre eingerichtet wurde, hatte man den Bedarf stark überschätzt, und die vielen arbeitslosen Scharfschützen stellten eine echte Gefahr dar. In einem Western zu arbeiten, konnte bis zu neunundzwanzig Schießereien in der Stunde bedeuten.
    »Jurisfiktion«, sagte ich. »Das ist Bradshaw, und ich bin Next. Wir suchen den Minotaurus.«
    Der Barkeeper starrte mich feindselig an. »Schätze, ihr seid in der falschen Gattung.«
    Alle Personen in einem Roman sind von A-1 bis D-10 klassifiziert. Der Kategorie A gehören die Jane Eyres und Tonio Krögers an, während die Statisten im Hintergrund und Straßenpassanten grundsätzlich bloß Kategorie D sind. Der Barkeeper hatte ein paar Zeilen gehabt, daher war er vermutlich ein C-2 oder höher. Intelligent genug, um ein paar Auskünfte zu geben, aber ohne besondere Tiefe.
    »Er benutzt vielleicht den Decknamen Johnson«, erklärte ich und zeigte ihm das Foto des SeitenLäufers. »Groß, breitschultrig, Stierkopf, frisst gerne Menschen.«
    »Ich kann euch nicht helfen«, sagte er und schüttelte gelangweilt den Kopf.
    »Hattet ihr vielleicht in letzter Zeit eine Slapstick-Epidemie?«, fragte Bradshaw. » Leute, die auf eine Harke

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