Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
Vom Netzwerk:
anderthalb
     Minuten aufhören würde zu lutschen, wenn er keine Zusatznummer buchte. Zip kniff die Augen zusammen, ein Speichelfaden lief
     ihm übers Kinn, dann zog er ganz plötzlich scharf die Luft ein, japste, wie wenn die Masken an der Sauerstoffbar nicht genug
     Druck hatten, und sackte in sich zusammen. Die beiden von McMiez waren in Sekundenschnelle wieder angezogen, verabschiedeten
     sich mit einem freundlichen Lächeln: «Wir hoffen, McMiez hat sie befriedigt, und sie ficken bald wieder mit uns.» Dann liefen
     sie zum Schalterhaus zurück, wo sie sich in Schallduschen desinfizieren und ihre Kleider einschmelzen würden, |30| um dann frische Uniformen aus den Vakuumpacks zu nehmen und in wenigen Minuten die nächsten Kunden zu lecken und durchzuvögeln.
     McMiez war eine wirklich saubere, zivilisierte Sache.
    Yoko verrenkte sich, um ihren Overall wieder anzuziehen. Auch Zip brachte seine Hose in Ordnung. Keiner von beiden sagte etwas.
     Von den anderen Shuttles drang das typische Geräusch der aufgerissenen Klettverschlüsse, das Schmatzen und Stöhnen, Jaulen,
     Jammern und Kichern zu ihnen. Yoko strich sich die Haare nach hinten. «Wie war’s bei dir?», fragte Zip. «Satt», sagte Yoko.
     Zip nickte. «Ja, ausgefickt ist man hier immer, da kann man sich drauf verlassen. Die linken einen auch nicht, die machen
     immer exakt fünfzehn Minuten. Die haben das gut hingekriegt, man merkt wirklich keine Unterschiede, die lutschte genauso wie
     die Letzte.» Er räkelte sich. «Noch ein Nachschlag?», fragte er schließlich. Yoko schüttelte den Kopf. «Kein Appetit mehr»,
     sagte sie. Das gelbblaue Logo drehte sich über ihren Köpfen. «Du siehst in dem Licht aus wie ein seekranker Fickandroide mit
     Spermaallergie», kicherte Yoko. Zip startete das Shuttle, schaltete den Autopiloten ein und nahm sich ein Kabel aus der Seitentasche.
     «Ich bin müde. Nach dem Ficken bin ich immer müde», brummelte er. Yoko verschränkte die Arme vor der Brust. «Weißt du, woran
     ich manchmal denke? Darfst aber nicht lachen.» Zip sah sie an. «Manchmal stelle ich mir vor, wie wir beide es miteinander
     tun. Meine Großeltern haben das noch gemacht. Und dass wir irgendwie |31| noch andere Sachen miteinander machen, dass du mir zum Beispiel die Kniekehle leckst oder mir den Hals küsst, dass du mir
     durch die Haare kraulst oder dass wir anschließend noch lange beieinander liegen bleiben und schwitzen.» Zip prustete los,
     er lachte schallend, er wieherte geradezu. Dann stöpselte er seinen Narcotic-Stecker an die Tiefschlafvorrichtung, drehte
     den Kopf zur Seite und feixte: «Ficken? Wir miteinander? Mit Schweiß und so? Wie bei den Dinosauriern. Manchmal frag ich mich,
     wen ich da geheiratet habe. Du hast echt perverse Ideen, aber ehrlich.» Dann schnarchte er auch schon. Yoko fingerte nach
     ihrem Kabel und wählte einen Naturtraum im Rem-Speicher.
    Es gab einen Rumms, ein Scheppern, und dann, nach einigem Schaukeln, glitt das Shuttle aus der Parklücke. Doch davon merkte
     die schlafende Yoko schon nichts mehr.

[ Navigation ]
    |32| La Gouvernante
    Manchmal bin ich fünfzehn, und ich habe einen Freund, den ich meinen ‹Boyfriend› nenne, es passiert dann nach dem Konzert
     von U2 oder Michael Jackson. Oder ich bin siebzehn und ohne meine Eltern in Urlaub, auf Mallorca oder Ibiza. Ein braun gebrannter
     Fischersohn nimmt mich nachts mit an den Strand, gibt mir zu viel zu trinken und murmelt «amore» in mein Ohr, bis ich eine
     Gänsehaut bekomme. Ab und zu will ich von Männern auch gar nichts wissen, dann sind das nur ‹Typen›, die immer nur das eine
     wollen, während ich wiederum nur das eine von meiner Freundin Susi oder Charlotte will. Der einen seife ich beim gemeinsamen
     Duschen vor einer Diskonacht die Brüste ein und gleite mit einer Hand zwischen ihre Beine. Mit der anderen teile ich mir nach
     einer Party einen Schlafsack, in dem ich mich ganz zufällig im Schlaf an ihr reibe, bis sie sich umdreht und wir uns gegeneinander
     pressen. Ich heiße Babsi oder Manuela, neuerdings auch oft Lara oder Sarah. Ich weiß alles über Sex. Ich bin Jungfrau. Jede
     Woche bin ich Jungfrau. Damit verdiene ich mein Geld: Ich schreibe erste Male für große deutsche Jugendzeitschriften, diese
     «So war’s bei mir»- oder «Junge Liebe»-Rubrik.
    |33| Meine liebste Freundin weiß das und respektiert es als halb therapeutische, halb kreative Arbeit, auch wenn sie immer noch
     leicht irritiert ist, wenn sie mich

Weitere Kostenlose Bücher