Tier zuliebe
überrascht zu erfahren, dass es bereits ein »3-R-Prinzip« gibt, das sogar mit Tieren zu tun hat. In der Philosophie-Sendung geht es um den Umgang von uns Menschen mit Tieren. Die Philosophin Elizabeth de Fontenay erzählt von dem »3-R-Prinzip« bei Tierversuchen. 1959 haben die britischen Wissenschaftler Russel und Burch drei Grundsätze herausgearbeitet: erstens der vollständige Ersatz eines Experiments ( Replacement ), zweitens die Verwendung einer geringeren Anzahl von Tieren als im ursprünglichen Versuch ( Reduction ) und drittens die Anwendung verfeinerter Methoden zur Leidensverminderung der Tiere ( Refinement ). Weltweit haben Wissenschaftler der Forderung des »3-R-Prinzips« damals zugestimmt. Es ist ein anderes »3-R-Prinzip« als meines, aber die Auswirkungen bei konsequenter Anwendung sind ähnlich: nach Möglichkeit weniger Leid für die Tiere.
Wieder bin ich bei meiner Hausärztin. Heute soll endlich mein Blut getestet werden. »Wir machen ja immer diese Abschätzung des kardiovaskulären Risikos«, erklärt sie mir zunächst. Gleich werde ich die mit Spannung erwarteten Ergebnisse meiner Blutuntersuchung bekommen, die inzwischen ohne Pralinen und Rührei im Körper stattgefunden hat. »Das (gute) HDL- wird zum (schlechten) LDL-Cholesterin ins Verhältnis gesetzt«, führt sie weiter aus und ich schreibe eifrig mit, damit mir keine der wichtigen Zahlen entgeht. Sie werden darüber entscheiden, ob es durch meine vegetarische Ernährungsweise messbare physische Effekte gibt. »Der Quotient war bei Ihnen das letzte Mal 1,4. Dazu muss man wissen: Er ist grundsätzlich dann günstig, wenn er unter 3 liegt. Das heißt, der Quotient war vor einem Jahr schon ziemlich gut. Jetzt hat er sich weiter verbessert auf 1,1. Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist aufgrund dieser Blutfettwerte also noch geringer geworden.« In Zahlen: Das schlechte Cholesterin lag bei 146 und ist auf 123 abgefallen, das gute Cholesterin hat sich von 102 auf 110 verbessert. Das ist schon mal sehr erfreulich! Zuckerwerte sind weiterhin unauffällig. Mineralstoffwerte wie Kalzium und Kalium liegen im Normbereich. Und mit großen Schritten nähern wir uns den beiden für Vegetarier spannendsten Werten: Eisen und B 12 . In der Vergangenheit hatte ich häufig einen Eisenmangel, der auch dazu führte, dass ich bei meinen gelegentlichen Blutspenden kürzertreten musste. Doch die Betrachtung meines jetzigen Eisenhaushalts zeigt: Entwarnung. Ich liege mit dem Wert von 13,1 Hb absolut im gesunden Bereich. Das freut mich, denn gerade dieses ist ja immer ein beliebtes Argument gegen Vegetariertum: »Ich würde das ja auch machen, aber das Eisen …«
Jetzt fehlt nur noch das viel beschworene Vitamin B 12 . »Grundsätzlich ist der Normwert zwischen 211 und 911«, erläutert meine Ärztin. Tief durchatmen, denn was, wenn ausgerechnet jetzt noch ein unschönes Ergebnis zutage kommt? Was, wenn die wunderbare Theorie des Brottrunks mit Fermentgetreide in der Praxis keine Wirkung zeigt? »Mit 428 Nanogramm pro Liter liegen Sie bei B 12 in der gesunden Mitte, da ist keinerlei Mangel zu verzeichnen.« Wenn das keine guten Nachrichten sind! »Zusammenfassend«, meint meine Ärztin, während ich mich freue wie eine Schneekönigin, »hat sich die Ernährungsumstellung bei Ihnen sehr positiv ausgewirkt.« Es ist wie nach der Notenverkündigung beim Abitur. Erleichterung macht sich breit.
Abschließend werde ich gefragt, was ich heute Morgen gegessen habe. Schluck! Diese Frage ist nun unangenehm. Umso mehr, als wir schon halb elf haben. Ich habe den düsteren Verdacht, dass ihr meine Antwort nicht gefallen wird. »Nun ja … also eigentlich … nichts. Ich trinke morgens nur einen Soja- oder Mandel-Milchkaffee«, antworte ich wahrheitsgemäß. Ich sehe ihr an, dass sie das tatsächlich nicht gutheißt, und bereite mich auf eine kleine Moralpredigt vor, setze gerade an zu erwähnen, dass später, im Laufe des späteren Vormittags, eine Buttermilch und Obst auf den Milchkaffee folgen (ganz abgesehen von dem täglichen Glas Brottrunk, nach dem ich inzwischen geradezu süchtig bin), als sie mich unterbricht: »Offensichtlich ist es für Sie so das Richtige. Letztlich kann man nichts hundertprozentig Richtiges über Ernährung sagen. Was man sicher weiß, ist, dass Vitamintabletten nichts bringen. Und: Fünfmal am Tag Obst und Gemüse und viel Bewegung sind gut, daran gibt es keinen Zweifel. Bei allen anderen Erkenntnissen kann man zusehen, wie sie
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