Tiere essen
Vögel kopfunter mit den Füßen in Metallschlingen an einem automatischen Förderband aufhängen. Weitere Knochen brechen. Oft sind die Schreie der Vögel und ihr Geflatter so laut, dass man den Arbeiter neben sich an der Schlachtstraße nicht mehr versteht. Oft koten die Tiere vor Angst und Schmerzen.
Das Förderband zieht die Tiere durch ein elektrisch geladenes Wasserbad. Dadurch werden sie höchstwahrscheinlich betäubt, es macht sie aber nicht gefühllos. In anderen Ländern, unter anderem in vielen europäischen, müssen die Hühner (zumindest dem Gesetz nach) bewusstlos oder tot sein, bevor sie entbluten und gebrüht werden. In Amerika, wo das Gesetz über humane Schlachtmethoden laut Agrarministerium für Geflügel nicht gilt, wird die elektrische Spannung niedrig gehalten – sie beträgt ungefähr ein Zehntel dessen, was die Tiere bewusstlos machen würde. Nachdem sie durch dieses Bad gezogen wurden, werden sich die Augen eines paralysierten Huhns immer noch bewegen. Manchmal werden die Vögel ihren Körper noch so weit unter Kontrolle haben, dass sie langsam den Schnabel öffnen, als wollten sie schreien.
Die nächste Schlachtstraßenstation des Vogels, der zwar unbeweglich, aber bei Bewusstsein ist, ist der Halsschnittautomat. Langsam läuft das Blut aus den Vögeln heraus, außer wenn die wichtigsten Arterien nicht getroffen wurden, was, wie mir ein anderer Arbeiter erzählte, »andauernd« passiert. Also brauchen Sie weitere Arbeiter, die als sogenannte Nachschneider – »Killer« – den Hühnern, die die Maschine nicht erwischt hat, die Kehle aufschlitzen. Es sei denn, diese Arbeiter erwischen die Vögel ebenfalls nicht, was, wie man mir berichtete, ebenfalls »andauernd« passiert. Laut National Chicken Council (den Vertretern der Industrie) werden jedes Jahr 180 Millionen Hühner unsachgemäß geschlachtet. Auf die Frage, ob diese Zahlen ihn beunruhigen, seufzte Richard L. Lobb, der Sprecher des Councils, und sagte: »Die Sache dauert nur ein paar Minuten.«
Ich habe mit vielen Stopfern, Anhängern und Nachschneidern gesprochen, die beschrieben haben, wie Hühner lebendig und bei Bewusstsein ins Brühbad kommen. (Schätzungen deramerikanischen Regierung zufolge, die ich dank des Freedom of Information Act einsehen konnte, betrifft das etwa vier Millionen Vögel pro Jahr.) Kot auf Haut und Federn verbleibt in den Kesseln, sodass Vögel, die bislang keine hatten, hier durch Einatmen oder über die Haut Krankheitserreger aufnehmen (das heiße Wasser öffnet die Poren).
Nachdem den Vögeln der Kopf abgerissen und die Füße entfernt wurden, werden sie mit einem Vertikalschnitt maschinell geöffnet und ausgenommen (Eviszeration). Hier kommt es oft zu Verschmutzungen, weil die Hochleistungsmaschinen oft die Eingeweide mit aufreißen, sodass Fäkalien in die Körperhöhlen des Huhns geraten. Früher mussten die USDA – Inspektoren diese fäkalverschmutzten Tiere aussortieren. Aber vor ungefähr 30 Jahren überzeugte die Geflügelindustrie das Agrarministerium davon, Fäkalien neu zu klassifizieren, damit sie die Tiere weiterhin maschinell ausweiden lassen konnten. Einst eine gefährliche Verschmutzung, sind Fäkalien jetzt »kosmetische Mängel«. Und die Inspektoren sortieren nur noch halb so viele Tiere aus. Vielleicht würden Lobb und das National Chicken Council dazu auch nur seufzen und sagen: »Das bisschen Kot ist doch in ein paar Minuten gegessen.«
Dann werden die Vögel also von einem Beamten des Agrarministeriums inspiziert, dessen vorgebliche Aufgabe der Ver braucherschutz ist. Der Kontrolleur hat für jeden Vogel ungefähr zwei Sekunden Zeit, um ihn von innen und außen, sowohl den Schlachtkörper als auch die Innereien, auf mehr als ein Dutzend Krankheiten und Anomalien zu untersuchen. Er begutachtet ungefähr 25 000 Vögel am Tag. Der Journalist Scott Bronstein hat eine bemerkenswerte Serie für das Atlanta Journal-Constitu tion über die Geflügelinspektion geschrieben, die Pflichtlektüre für jeden sein sollte, der darüber nachdenkt, Hühnchen zu essen. Er hat mit fast 100 USDA – Geflügelinspektoren von 37 Schlacht höfen Interviews geführt. »Jede Woche«, berichtet er, »werden Hühner, aus denen gelber Eiter rinnt, die mit grünen Fäkalien verschmutzt, mit gesundheitsgefährdenden Bakterien verseucht oder durch Lungen-oder Herzkrankheiten gezeichnet sind, zum Verkauf an den Verbraucher verladen.«
Als Nächstes kommen die Hühner in ein riesiges Kühlwasserbecken, in dem
Weitere Kostenlose Bücher