Tiere essen
Verschwendung von Ressourcen darstellt? Auch diese Behauptung ist irreführend. Dies bezügliche Zahlenwerte gehen davon aus, dass Nutzvieh industri ell gehalten und mit Getreide und Soja gefüttert wird, das mit in tensivem Kunstdüngereinsatz angebaut wurde. Solche Daten lassen sich jedoch nicht auf grasfressende Tiere wie Rinder, Ziegen, Schafe oder Hirsche anwenden, die ausschließlich auf Weideland aufgezo gen werden.
David Pimentel von der Cornell University war lange Zeit der führende Forscher im Bereich der Energiebilanzen in der Lebens mittelproduktion. Pimentel propagiert keinen Vegetarismus. Er merkt sogar an, dass »alle verfügbaren Daten nahelegen, dass der Mensch ein Allesesser ist«. In seinem wegweisenden Werk Food, Energy, and Society sagt er, dass Nutzvieh »eine wichtige Rolle … bei der Nahrungsversorgung des Menschen« spiele. Das erklärt er folgendermaßen: »Zunächst einmal wandelt Nutzvieh Wei defutter in Randhabitaten effektiv in für den Menschen nutz bare Nahrung um. Zweitens dienen die Viehherden als lebendes Nahrungslager. Drittens können Nutztiere in Jahren mangelnder Niederschläge und schwacher Ernteerträge gegen Getreide einge tauscht werden.«
Außerdem verschließt sich jeder, der behauptet, Nutztierhaltung an sich sei schlecht für die Umwelt, einem ganzheitlichen Blick auf die nationale und weltweite Nahrungsproduktion. Land umzupflü gen und Nutzpflanzen anzubauen ist auch an sich umweltschäd lich. Grasende Tiere haben bei der Entstehung zahlreicher existie render Ökosysteme über Zehntausende von Jahren eine prägende Rolle gespielt, und grasende Tiere sind der ökologisch sinnvollste Weg, solche Prärien, Gras- und Heidelandschaften zu erhalten.
Wie Wendell Berry in seinen Schriften sehr klug darstellt, sind die landwirtschaftlichen Betriebe, die beides, Viehzucht und Ackerbau, betreiben, die ökologischsten. Solche Betriebe ahmen natürliche Ökosysteme mit ihrem kontinuierlichen und komplexen Zu sammenspiel von Flora und Fauna nach. Viele (wahrscheinlich die meisten) Erzeuger von biologischem Obst und Gemüse brauchen den Mist von Nutztieren als Düngemittel.
Die Wahrheit ist, dass jede Art der Lebensmittelproduktion die Umwelt in gewissem Maße verändert. Nachhaltige Landwirtschaft setzt sich zum Ziel, diesen Eingriff zu minimieren. Weidewirtschaft ist – vor allem innerhalb eines breit aufgestellten Agrarbetriebs – die am wenigsten invasive Art der Nahrungsproduktion, weil Luft-und Wasserverschmutzung, Erosion und Einfluss auf die Wildtierwelt minimal bleiben. Außerdem gedeihen Nutztiere auf diese Weise am besten. Ich habe es mir zur Lebensaufgabe gemacht, diese Art Land wirtschaft zu unterstützen, und ich bin stolz darauf.
3.
Wissen wir es besser?
BRUCE FRIEDRICH VON PETA (die Stimme, die auf den vorherigen Seiten zwischen Nicolette und Bill zu hören war) auf der einen, die Nimans auf der anderen Seite stehen für die beiden institutionellen Reaktionen auf unser derzeitiges System der Nutztierproduktion. Die beiden Ansichten repräsentieren zwei unterschiedliche Strategien. Bruce tritt für Tierrechte, Bill und Nicolette treten für Tierschutz ein.
Aus einem bestimmten Blickwinkel scheinen die beiden Ansätze übereinzustimmen: Beiden geht es um eine Vermin derung der Gewalt. (Wenn die Tierrechtsvertreter sagen, dass Tiere nicht zu unserer Verwertung bestimmt sind, dann fordern sie praktisch, das Leid zu minimieren, das wir ihnen zufügen.) Von diesem Standpunkt aus scheint der entscheidende Unter schied der beiden Positionen – der uns dazu bringt, sich einer von beiden anzuschließen – die Voraussage darüber zu sein, welche Lebensweise tatsächlich zu einer solchen Verminderung der Gewalt gegen Tiere führen wird.
Die Tierrechtsvertreter, denen ich im Lauf meiner Recherche begegnet bin, beschäftigen sich kaum mit fundierter Kritik an (ganz zu schweigen von aktivem Widerstand gegen) Szenarien, in denen gute Hirten wie Frank, Paul, Bill und Nicolette eine glückliche Nutztiergeneration nach der anderen aufziehen. Diese Vorstellung einer stabilen humanen Landwirtschaft scheint den meisten Tierrechtsaktivisten weniger verwerflich als vielmehr hoffnungslos romantisch. Sie glauben nicht daran. Aus ihrem Blickwinkel entspricht die Tierschutzposition ungefähr dem Vorschlag, man solle alle grundlegenden Kinderrechte abschaffen, ungeheure finanzielle Anreize für Wirtschaftsunter-nehmen bieten, in denen Kinder sich zu Tode schuften, die
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