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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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nehmen, wenn es um Bodenzerstörung, Klimawandel und Luftverschmutzung, Wassermangel, Wasserverschmutzung und den Verlust von Artenvielfalt geht. Nutztiere tragen in erheblichem Ausmaß zu Umweltproblemen bei.« Mit anderen Worten, wer sich um die Umwelt sorgt und wer die wissenschaftlichen Untersuchungen aus Quellen wie UN (oder Weltklimarat oder Center for Science in the Public Interest oder Pew Commission oder Union of Concerned Scientists oder Worldwatch Institute …) anerkennt, der muss sich mit dem Thema Tiere essen auseinandersetzen.
    Oder ganz einfach ausgedrückt: Wer regelmäßig Fleisch aus Massentierhaltung isst, kann sich nicht als Umweltschützer bezeichnen, ohne das Wort seiner Bedeutung zu berauben.

Unwohlfühlessen
    Gemeinsam zu essen macht ein gutes Gefühl und schafft soziale Bande. Michael Pollan, der so klug wie kein anderer über Essen geschrieben hat, spricht in diesem Zusammenhang von »Tischgemeinschaft«. Er legt dar, dass diese »Tischgemeinschaften«, deren Bedeutung ich ähnlich hoch einschätze wie er, und Vegetarismus Gegenpole sind. Auf einer bestimmten Ebene hat er recht.
    Nehmen wir an, Sie sind wie Pollan ein Gegner von Fleisch aus Massentierhaltung. Wenn Sie Gast sind, ist es unhöflich, ein extra für Sie zubereitetes Essen abzulehnen, vor allem wenn IhreGründe ethischer Natur sind (auch wenn er nicht näher darauf eingeht). Aber wie unhöflich ist es? Ein klassisches Dilemma: Wie wichtig ist es mir, eine sozial angenehme Atmosphäre zu schaffen, und wie wichtig ist es mir, mich sozial verantwortlich zu verhalten? Die relative Bedeutung des ethischen Essens und der Tischgemeinschaft ändert sich von Situation zu Situation (das Hühnchen mit Möhren meiner Großmutter abzulehnen ist etwas anderes als das Weiterreichen von Hühnerflügeln, die in der Mikrowelle erwärmt wurden).
    Noch wichtiger aber ist – und das ist für Pollan seltsamerweise nicht so bedeutend –, dass der Versuch, ein wählerischer Allesesser zu sein, ein weitaus schlimmerer Affront gegen die Tischgemeinschaft ist als der Vegetarismus. Stellen Sie sich vor, ein Bekannter lädt Sie zum Abendessen ein. Sie könnten sagen: »Ich komme sehr gern. Und nur damit du es weißt, ich bin Vegetarier.« Sie könnten auch sagen: »Ich komme sehr gern. Aber ich esse nur Fleisch aus artgerechter Tierhaltung.« Was machen Sie dann? Vermutlich müssen Sie dem Gastgeber einen Weblink oder eine Liste mit lokalen Anbietern schicken, damit er Ihr Ansinnen überhaupt versteht und ihm nachkommen kann. Ihre Mühe ist vielleicht lobenswert, aber dennoch verlangt Ihr Anliegen dem Gastgeber mehr ab als die Bitte um vegetarisches Essen (das heutzutage keiner Erklärung bedarf). Die gesamte Nahrungsindustrie (Restaurants, Belieferer von Fluggesellschaften und Schulen, Catering bei Hochzeiten) ist auf Vegetarier eingestellt. Für den wählerischen Allesesser gibt es solche Infrastrukturen nicht.
    Und wie sieht es mit der Gastgeberseite aus? Wählerische Allesesser essen auch vegetarische Kost, was umgekehrt offensichtlich nicht der Fall ist. Welche Entscheidung fördert eine bessere Tischgemeinschaft?
    Die Tischgemeinschaft wird nicht nur durch das, was wir uns in den Mund stecken, gestaltet, sondern auch durch das, was aus ihm herauskommt. Eine Unterhaltung über unsere Grundsätze könnte möglicherweise noch mehr Gemeinschaft fördern –selbst wenn wir unterschiedliche Ansichten vertreten – als jedes Essen, das serviert wird.

Verarbeitung
    Schlachterei und Fleischerei. Selbst Menschen, die nicht finden, dass wir unseren Nutztieren, solange sie leben, etwas schulden, finden durchaus, dass die Tiere Anspruch auf einen »guten« Tod haben. Selbst der machohafteste Rindermäster, der seine Kälber brandmarkt und in enge Käfige sperrt, wird mit dem veganen Aktivisten einer Meinung sein, wenn es um humanes Schlachten geht. Ist das alles, worauf wir uns einigen können?

Verzweiflung
    Im Keller meiner Großmutter stehen 30 Kilo Mehl. Bei einem meiner letzten Wochenendbesuche wurde ich hinuntergeschickt, um eine Flasche Cola zu holen, und entdeckte die Tüten, die wie Sandsäcke an den Ufern eines steigenden Flusses an der Wand aufgereiht standen. Wozu braucht eine 90-jährige Frau so viel Mehl? Und warum mehrere Dutzend Zweiliterflaschen Cola oder der Berg Uncle Ben’s Reis oder die Stapel Pumpernickel in der Gefriertruhe?
    »Mir ist aufgefallen, dass du ziemlich viel Mehl im Keller hast«, sagte ich, als ich wieder in der Küche

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