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Tiere essen

Tiere essen

Titel: Tiere essen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Safran Foer
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sich mit Si cherheit nicht leisten, sich nicht darum zu kümmern.
    Es heißt immer, man soll frisch und aus der Region kaufen. Aber das ist Heuchelei. Es sind alles dieselben Vögel, und das Leiden steckt schon in ihren Genen. Als der Truthahn von heute für die Massentierhaltung designt wurde, wurden dafür bei Experimenten Tausende von Truthähnen getötet. Brauchen wir kürzere Beine oder ein kürzeres Brustbein? Wollen wir das Tier so oder lieber anders? Menschliche Babys werden manchmal mit Deformitäten geboren. Da sind wir nicht darauf aus, das Generation für Generation zu re produzieren. Aber mit den Puten haben sie genau das getan.
    Michael Pollan schrieb in The Omnivore’s Dilemma über die Polyface Farm, als wäre sie etwas Tolles, aber diese Farm ist schreck lich. Das ist wirklich ein Witz. Joel Salatin hält dort Industrievögel. Sie können ihn ja mal anrufen und fragen. Dann setzt er sie eben auf eine Weide, aber das ändert ja nichts. Das ist, als würde man einen kaputten Honda auf die Autobahn setzen und behaupten, es wäre ein Porsche. Die Hühnchen von KFC werden fast immer nach 39 Tagen geschlachtet. Das sind Babys. So schnell wachsen sie. Salatins freilaufendes Biohuhn wird mit 42 Tagen geschlachtet. Denn es ist immer noch dasselbe Huhn. Man kann es gar nicht länger am Leben lassen, weil es genetisch so versaut ist. Das muss man sich mal vorstellen: ein Vogel, den man gar nicht über seine Adoleszenz hinaus leben lassen kann. Vielleicht sagt er, er tut, was er kann, aber es ist ihm zu teuer, gesunde Tiere zu halten. Tut mir leid, dafür kann ich ihm nicht auf die Schulter klopfen und ihm erzählen, was für ein Supertyp er ist. Das sind doch keine Dinge, es sind Tiere, da sollte man nicht über »gut genug« reden. Entweder man macht es richtig oder gar nicht.
    Ich mache es vom Anfang bis zum Ende richtig. Das Wichtigste ist, dass ich den alten Genpool benutze, die Vögel, die vor 100 Jah ren gehalten wurden. Wachsen sie langsamer? Ja. Muss ich ihnen mehr Futter geben? Ja. Aber sehen Sie sie sich an und sagen Sie mir, ob das gesunde Vögel sind.
    Ich lasse nicht zu, dass Küken mit der Post verschickt werden. Vielen Leuten ist es egal, dass die Hälfte ihrer Puten beim Verschicken an Stress sterben oder dass die, die überleben, am Ende fünf Pfund leichter sind als die, denen man sofort Futter und Wasser gibt. Mir ist das nicht egal. All meine Tiere bekommen so viel Weideland, wie sie wollen, ich verstümmle sie nicht und gebe ihnen keine Medikamente. Ich manipuliere das Licht nicht und lasse sie nicht hungern, damit sie sich zu unnatürlichen Zeiten fortpflanzen. Ich lasse meine Puten nicht transportieren, wenn es zu kalt oder zu heiß ist. Ich lasse sie nachts transportieren, da sind sie ruhiger. Ich lasse auch nur eine bestimmte Menge Puten in einen Laster, auch wenn man noch viel mehr reinstopfen könnte. Meine Puten werden immer aufrecht getragen, nie an den Füßen gepackt, auch wenn das viel länger dauert. In unserem Verarbeitungsbetrieb müssen sie alles langsamer machen. Ich zahle ihnen doppelt so viel, damit sie es halb so schnell machen. Sie müssen die Puten vorsichtig aus dem Lastwagen holen. Ohne dass Knochen brechen und ohne unnötigenStress. Alles wird von Hand und sorgfältig gemacht. Es wird immer richtig gemacht. Die Puten werden betäubt, bevor sie an gehängt werden. Normalerweise werden sie unbetäubt angehängt und durch ein elektrisch geladenes Bad gezogen, aber das machen wir nicht. Wir machen ein Tier nach dem anderen. Ein Mensch macht das, und zwar von Hand. Wenn sie ein Tier nach dem anderen nehmen, dann machen sie es gut. Meine große Angst ist, dass lebende Tiere im kochenden Wasser landen. Meine Schwester hat mal auf einer großen Geflügelfarm gearbeitet. Sie brauchte das Geld. Zwei Wochen hat sie es ausgehalten. Das ist viele Jahre her, aber sie spricht immer noch über den Horror, den sie dort erlebt hat.
    Den Menschen sind Tiere nicht egal. Daran glaube ich. Sie wol len es nur nicht wissen oder bezahlen. Ein Viertel aller Hühner hat Ermüdungsbrüche. Das ist doch falsch. Sie sind dicht an dicht gepackt, stehen in ihren eigenen Exkrementen und sehen nie die Sonne. Ihre Krallen wachsen um die Gitter der Käfige herum. Das ist falsch. Sie merken, dass sie geschlachtet werden. Das ist falsch, und die Leute wissen auch, dass es falsch ist. Man muss sie nicht erst überzeugen. Sie müssten sich nur anders verhalten. Ich bin kein bes serer Mensch als andere,

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