Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Moment um und sahen Dobrina auf der Schwelle stehen. Als sie Troy sah, zögerte sie einen Augenblick, dann nickte sie ihm höflich zu und kam rein. An ihrem Arm baumelte eine große Handtasche, und eine andere, eine kleinere, presste sie sich an die Brust.
“Warst du schon bei deinem Vater?”, fragte die Haushälterin und schoss Charly aus tief in den Höhlen liegenden Augen einen ihrer leidenschaftlichen Blicke zu. “Er hat nach dir gefragt.”
Charly flüsterte “Ja, Ma’am” und wischte sich verstohlen ihre Tränen ab, als ob sie kein Recht hätte zu weinen. Dann räusperte sie sich und sagte mit festerer Stimme: “Ja, Tante Dobie. Wir hatten ein gutes Gespräch. Äh … Cutter ist gerade …”
“Ich habe ihn gehen sehen.” Dobrinas Stimme klang schroff. “Am besten du lässt ihn für eine Weile in Ruhe. Er ist jung, weißt du … er versteht nicht …” Sie zögerte und bewegte den Kopf von einer Seite auf die andere, als wäre ihr plötzlich entfallen, was sie hatte sagen wollen. Dann schaute sie auf die Tasche, die sie an sich drückte, und hielt sie Charly hin. “Hier, Schätzchen, ich habe dir deine Handtasche mitgebracht.”
Charly streckte die Hand nach ihrer Tasche aus, wobei sie danke murmelte, doch statt sie ihr auszuhändigen, schüttelte Dobrina den Kopf und umklammerte mit einer starken braunen Hand ihren Arm. “Der Herrgott möge mir verzeihen, dass ich sie genommen habe … und dass ich dir diese Flasche Whiskey ins Auto geschmuggelt habe. Ich weiß, dass ich es nicht hätte tun dürfen, aber ich wusste mir keinen anderen Rat. Vielleicht hatte ich kein Recht, mich einzumischen, doch ich war entschlossen, dich nicht wegzulassen. Nicht nachdem du und dein Vater so miteinander gesprochen habt. Es war einfach genug, und genug ist genug.”
Mit diesen Worten ließ sie Charlys Arm los und griff in die große Handtasche, die an ihrem Arm baumelte, um etwas herauszuholen. Es war ein in grünes Leder gebundenes Buch mit Goldprägung von der Größe eines Gebetbuchs, wie Troy sah. Er konnte die Goldschrift auf dem Einband nicht entziffern, aber er hörte, wie Charly ein überraschtes Keuchen ausstieß, als Dobrina ihr das Buch in die Hände legte.
“Das habe ich gefunden, nachdem du weggegangen warst”, sagte die Haushälterin mit brüchiger Stimme. “Vielleicht hätte ich es nicht lesen sollen, ich nehme an, das ist noch etwas, was der Herrgott mir verzeihen muss, aber ich hoffte, dass vielleicht etwas darüber drinsteht, wo du bist.” Sie lachte lautlos durch die Tränen, die angefangen hatten, ihr über die glatten nussbraunen Wangen zu strömen. “Schön, es stand tatsächlich drin. Aber Kalifornien ist mächtig groß, Schätzchen. Ich habe deinem Vater nie was davon erzählt und Cutter auch nicht. Es ging mich nichts an. Aber dich geht es etwas an, Charlene, Schätzchen, dich und deinen Jungen. Es wird Zeit, dass er die ganze Wahrheit erfährt, Kind … über seinen Daddy …”, Charly gab ein kleines Keuchen von sich, “… und wie es alles war. Du musst Cutter dieses Buch zum Lesen geben, Schätzchen. Jetzt. Es wird höchste Zeit.”
Sie tätschelte ihr den Arm und wandte sich nachdrücklich nickend ab, während Charly sie mit versteinertem Gesicht anstarrte.
“Mrs. Phelps?” Die junge Krankenschwester aus der Intensivstation stand auf der Schwelle. “Ma’am, der Herzspezialist möchte Sie gern einen Moment sprechen.”
Beide Frauen begannen gleichzeitig vorwärtszugehen. Die Krankenschwester streifte Charly mit einem flüchtigen Blick, während sie der Haushälterin bedeutete, ihr zu folgen. “Ich meinte
Mrs.
Phelps … tut mir leid.” Und zu Dobrina sagte sie: “Ma’am, wenn Sie möchten, können Sie gleich reingehen.” Sie warf Charly einen entschuldigenden Blick zu und verschwand wieder im Schwesternzimmer.
Sie hinterließ ein fassungsloses Schweigen. Und dann brach es aus Charly heraus: “Tante Dobie?
Wann?
Seit wann seid ihr …”
“Im letzten April waren es neunzehn Jahre”, sagte Dobrina mit ruhiger Würde, aufrecht wie eine Säule dastehend. “Auf den Tag genau ein Jahr, nachdem du von zu Hause weggegangen warst.” Sie hob das Kinn einen Zentimeterbruchteil höher. “Es war sein Wunsch. Ich habe nie darum gebeten.”
Noch eine ganze Weile, nachdem sie weg war, schüttelte Charly fassungslos den Kopf. “Oh, Mann, ich kann es immer noch nicht glauben, dass er
das
gemacht hat.”
“Was? Du meinst, dass er eine Farbige geheiratet hat?”, fragte
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