Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
gehen. Und auch, weil ich mich noch immer weigere zu sagen, wer der Vater ist. Er sagt, ich bin die sturste und egoistischste und unreifste Person, die ihm je über den Weg gelaufen ist. Vielleicht hat er ja Recht, ich weiß es nicht. Ich hab nur manchmal so schreckliche Angst bei dem Gedanken, was noch alles auf mich zukommt. Und mir wird ganz elend, wenn ich an … bestimmte Sachen denke, wie zum Beispiel an Colin und dass ich ihn vielleicht heiraten muss und ein Baby zu bekommen. Deshalb versuche ich möglichst nicht daran zu denken, was jetzt, wo sich das Baby schon bewegt, noch schwerer ist. Es ist irgendwie ein schönes Gefühl, aber auch … irgendwie irre. Unheimlich.
(Fast hätte ich’s vergessen) Gedanke des Tages: Ich denke, das war’s für heute. Ist es nicht genug, um darüber nachzudenken?
Troy wanderte ruhelos in dem Warteraum der Intensivstation hin und her und blieb nur ab und zu stehen, um auf die Uhr zu schauen. Wenn er den Blick hob, schaute er direkt in das Gesicht dieses hochgewachsenen, gut aussehenden jungen Mannes, von dem er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass er Charlys Sohn sein sollte.
Es ist nie zu spät, hatte er Charly mit all der Überzeugungskraft desjenigen, der nicht weiß, wovon er spricht, versichert, aber als er jetzt diesen feindseligen, finster vor sich hin starrenden Zwanzigjährigen sah, war er sich nicht mehr so sicher. Er zerbrach sich den Kopf, wie er ein Gespräch mit ihm anfangen könnte, um herauszufinden, was ihn bewegte. Aber er nahm wieder Abstand davon, zum Teil deshalb, weil er sich daran erinnerte, wie
er
in diesem Alter gewesen war, stur und überzeugt davon, dass er alles über die Welt wusste, was es zu wissen gab.
Gott helfe Charly, dachte er grimmig.
Dann kam ihm eine Idee. “Hey”, sagte er, in seinen Hosentaschen nach Kleingeld grabend, “ich hole mir von unten eine Cola. Soll ich Ihnen eine mitbringen?”
Der junge Mann warf ihm einen Blick zu, dann fuhr er fort, das Stück Teppichboden zwischen seinen Füßen anzustarren. “Nein … danke.”
Zumindest hat ihm irgendjemand Manieren beigebracht, dachte Troy. “Sind Sie sicher? Wie wär’s mit einem Mineralwasser oder sonst irgendwas? Ich lade Sie ein.” Ah, Teufel, das war wirklich ein Tick zu viel.
“Nö”, brummte der Junge. “Ich möchte nichts.”
“Na schön”, sagte Troy.
Aber natürlich musste er jetzt trotzdem einen Spaziergang zu diesen verdammten Getränkeautomaten machen und sich etwas holen, obwohl er eigentlich gar nichts wollte. Er nahm dann doch noch eine Cola für Cutter mit, nur für den Fall, dass dieser seine Meinung änderte. Auf dem Rückweg sah er Charly, sich die Augen wischend, aus der Intensivstation kommen. Sein Herz begann schneller zu schlagen.
Sie trafen sich vor dem Eingang zum Wartezimmer. “Hey”, brachte er mühsam mit vor Angst heiserer Stimme heraus. “Wie steht’s? Alles okay?” Verdammt, er wünschte sich, er könnte den Arm um sie legen, sie berühren zumindest, aber er konnte es nicht, weil er in jeder Hand eine Dose hatte.
“Ja”, sagte sie und betupfte sich mit dem Taschentuch die Nase, “es geht ihm gut.” Aber sie vermied es, Troy anzuschauen.
Er hielt ihr eine der Dosen hin, die sie nahm und sich geistesabwesend bedankte, sie dann öffnete und wie eine Verdurstende einen langen Schluck nahm. Als sie sie schließlich tief ausatmend sinken ließ, glitt ihr Blick wie der Strahl eines Suchscheinwerfers an ihm vorbei durch die geöffnete Tür des Wartezimmers. Ihre Augen schimmerten feucht.
“Bist du wirklich okay?”, flüsterte Troy und berührte jetzt, wo er eine Hand frei hatte, sacht ihren Arm.
Sie riss sich endlich von dem, was sie im Wartezimmer sah, los und richtete ihren Blick auf ihn. Für Troy war es, als käme er nach einer langen Zeit im Dunkeln ins helle Sonnenlicht. “Mir geht es gut”, sagte sie weich. “Wirklich. Es lief … sehr gut. Ich erzähle es dir später. Jetzt muss ich erst mit ihm reden.” Sie deutete mit dem Kopf zum Wartezimmer, wo Cutter aufgestanden war und ihr angespannt wie ein Boxer, der auf den Gong zur nächsten Runde wartet, entgegenschaute.
Was also konnte er tun, wo doch sein Instinkt ihm befahl, ihr mit gezücktem Degen zur Rettung zu eilen?
Nichts
. Das war die einzige Antwort, die ihm einfiel, und das machte ihn fast wahnsinnig. Charly war ganz auf sich allein gestellt. Und alles, was er tun konnte, war, zu nicken, die bittere Pille zu schlucken und einen Schritt
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