Tiffany Duo Band 0147 (German Edition)
Sydney nicht freilassen. Es könnte damit zu tun haben, dass ich ihm kurz vor seinem Gespräch mit Ihnen die Mündung meiner Sig Sauer unter die Nase gehalten habe.”
Es dauerte eine Weile, bis Jensen aufgab. “Ich brauche länger als zwei Stunden.”
“Sie haben noch eine Stunde und achtundfünfzig Minuten, Mister”, drohte Damien mit eisiger Stimme. “Um exakt achtzehn Uhr fünfunddreißig werde ich bei Molly Jensen anrufen. Wenn das Kind nicht zurück ist, und zwar bei bester Gesundheit, werde ich tun, was ich Ihnen gerade angekündigt habe. Verstanden?”
“Verstanden”, knurrte Jensen nach kurzem Zögern.
Damien legte auf und ließ sich in einen Sessel fallen. “Oh Mann”, flüsterte er.
Winton kam herein. “Hey, Mann, alles okay?”
“Sicher.” Damien stand auf. “Steht der Hubschrauber bereit?”
“Er wartet auf Sie. Wie ist es gelaufen?” Winton nickte zum Telefon hinüber.
“Jensen bringt sie in etwa zwei Stunden zurück. Ich habe ihm gesagt, dass ich erst Jack und dann ihn umbringe, wenn er es nicht tut.”
“Und? Ist er auf den Bluff hereingefallen?”
Damien fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und schüttelte den Kopf. “Um ehrlich zu sein, Winton, ich frage mich, ob ich wirklich nur geblufft habe.”
“Dafür könnten Sie gefeuert werden, wissen Sie das? Aber ich schätze, Sie kommen damit durch. Es sei denn, die beiden gestehen alles und beschuldigen Sie.”
“Ich kann immer noch Farmer werden”, entgegnete Damien unbeschwert und ging zur Tür. Nichts, nicht einmal die Gefahr, seinen Job zu verlieren, konnte seine Freude trüben. Sydney war auf dem Weg nach Hause. Zu Molly. Genau wie er.
In Nashville hatte das Wetter sich seit achtzehn Uhr rapide verschlechtert. Erst begann es zu regnen, dann setzte ein Gewitter ein. Der Wind fegte durch die Bäume und trieb leere Mülltonnen über die Straße. Molly stand am Fenster und starrte tief bedrückt hinaus.
Ein Wagen hielt in ihrer Einfahrt. Vermutlich bringt jemand Mama nach Hause, dachte sie. Dann stiegen ein Mann und eine Frau aus. Es war fast dunkel, und Molly konnte nicht erkennen, wer die Besucher waren. Die Frau öffnete die hintere Tür und beugte sich in den Wagen.
Als sie wieder auftauchte, hielt sie ein zappelndes Bündel in den Armen. Unten ragte ein kleiner weißer Fuß heraus.
Molly schrie vor Erleichterung auf, rannte zur Haustür, riss sie auf und eilte auf die Frau zu. “Sydney!” In ihrer Hast rutschte sie auf dem feuchten Gras aus und wäre gestürzt, wenn zwei Hände sie nicht von hinten festgehalten hätten.
“Ma’am, ist das Ihr Baby?”, fragte Agent Blancher.
Sie hatte gar nicht bemerkt, dass er ihr gefolgt war. “Ja!”, rief sie. “Das ist Sydney!” Sie drückte ihr Kind an sich und schlug die Decke ein wenig zurück. Ihre Tochter strahlte sie an.
“Du bist wirklich hier!”, schluchzte sie und küsste die roten Locken. Der Regen prasselte auf sie beide herab, aber Molly achtete nicht darauf. “Oh, mein Schatz!”
“Um Himmels willen, bring endlich das Kind ins Haus”, befahl Mildred Jensen. “Was bist du für eine Mutter?”
Molly wusste nicht, ob sie die Frau ohrfeigen oder umarmen sollte. Egal. Sie hatte ihr Syd zurückgebracht.
Molly drehte sich um und eilte ins Haus. Sie musste sich ihre Tochter ganz genau ansehen, um sicher zu sein, dass ihr nichts geschehen war. Sofort. “Wie wäre es mit einem Bad? Möchtest du planschen, mein Liebling? Mit deiner Ente spielen?”
“Ente!”, rief Syd begeistert und wedelte mit beiden Armen, während sie versuchte, nach hinten zu schauen. “Ente, Gammy?”
Gammy? Sollte das Granny heißen? Meinte sie ihre Großmutter?
Molly drehte sich um und sah Mildred Jensen mit hochgezogener Augenbraue an, als ihre Exschwiegermutter das Haus betrat. “Sie nennt dich Gammy?” Mildreds Blick zuckte nervös zu ihrem Ehemann hinüber.
Agent Blancher folgte den beiden. Er zeigte ihnen seinen Dienstausweis. “Würden Sie mir erklären, was hier vor sich geht, Sir?”, forderte er John Jensen auf.
Der ältere Mann verzog das Gesicht. “Wir sind vor einer Stunde angerufen worden. Ich habe das Lösegeld deponiert, und man hat uns gesagt, wo wir sie finden können. Wir haben sie abgeholt und sind sofort hergefahren.”
Molly wusste, dass er log. In so kurzer Zeit hätte Syd unmöglich verstehen können, das Mildred ihre ‘Gammy’ war. Und John Jensen hätte keinen Cent ausgegeben, um ein Baby zu retten, von dem er überzeugt war, dass es
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