Tiffany Duo Band 0162
den Schoß.
“Ich komme eben aus der Schule. Du weißt ja, dass mich Miss McKenzie hinbestellt hat.”
Lucy spähte ihn zwischen den Ohren des Katers hindurch forschend an. Sie räusperte sich. “Was … äh … was wollte sie denn?”
“Ich bin mir sicher, du weißt es ganz genau, stimmt’s?”
Sie nickte mit bangem Blick.
“Kannst du mir vielleicht verraten, was das soll?”
Sie schien es einen Moment in Erwägung zu ziehen, dann schüttelte sie schnell den Kopf. Er musste sich über so viel Ehrlichkeit ein Grinsen verkneifen. “Ist ja ein Ding. Sag’s mir trotzdem.”
“Ich weiß nicht.”
“Raus damit, Luce. Was hast du dir dabei gedacht, mich für dieses Vorbereitungskomitee vorzuschlagen, ohne vorher auch nur ein einziges Wort mit mir darüber gesprochen zu haben?”
“Es war Dylans Idee”, murmelte das Mädchen.
Riesenüberraschung. Dylan Webster war eine Miniaturausgabe ihrer unmöglichen Mutter. “Warum?”
“Weil sie denkt, dass du es gut kannst, und weil hier alle Leute nach deiner Pfeife tanzen. Sagt ihre Mom jedenfalls.”
Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Ellie Webster die kecke Nase hoch in die Luft reckte, während sie das sagte.
“Außerdem haben wir uns vorgestellt, dass es bestimmt Spaß macht”, fügte Lucy hinzu und streichelte den schnurrenden Kater. “Das ganze Fest vorzubereiten und so. Du und ich und Dylan und ihre Mom, wir alle zusammen. So eine Art Band zwischen uns allen eben.”
Eine Art Band? Himmel, das Letzte, was er brauchte, war ein Band zwischen sich und Ellie Webster, egal welcher Art.
“Was soll das denn jetzt? Wie kommst du denn auf so eine Idee?”
Lucy zuckte die Schultern. “Dylan sagt, dass gerade in unserem Alter der positive Einfluss von Eltern ganz wichtig ist. Und dass es für uns eine gute Gelegenheit ist, Führungsqualitäten zu entwickeln.”
Na toll. Jetzt setzte Ellie Websters Satansbraten seiner Tochter auch noch mit irgendwelchem Psychologengeschwafel einen Floh ins Ohr. Matt atmete hörbar aus. “Und du?”
Sie zwinkerte. “Ich?”
“Du hast mir zwar genau erklärt, wie Dylan die Sache sieht, aber was ist mit dir? Warum hast du mitgemacht?”
Lucy widmete sich ausführlich dem Fell des Katers. “Ich weiß nicht”, murmelte sie.
“Na, komm schon. Das kannst du doch besser.”
Sie nagte an ihrer Unterlippe, dann schaute sie auf den Kater. “Weil wir beide nie was zusammen machen.”
Er stutzte. “Wovon redest du eigentlich? Wir machen eine ganze Menge zusammen. Immerhin warst du erst letzten Samstag den ganzen Tag lang mit mir in Idaho Falls.”
Sie verdrehte die Augen. “Weil du dir einen neuen Truck gekauft hast, Dad. Echt toll! Ich will auch mal was anderes mit dir machen. Was nichts mit der Ranch zu tun hat.” Sie machte eine Pause, dann fügte sie leise hinzu: “Was bloß mit mir zu tun hat.”
Ah, noch mehr Schuldgefühle! Genau das, was er jetzt brauchte. Die Kleine war noch nicht einmal ganz zehn, aber sie verstand es bereits meisterhaft, ihm Schuldgefühle einzuflößen. Er seufzte.
Das Schlimme daran war nur, dass sie hundertprozentig recht hatte und dass er das auch wusste. Er hatte längst nicht genug Zeit für seine Tochter, auch wenn er sich redlich Mühe gab. Aber mit der ganzen Arbeit auf der Ranch war seine freie Zeit so rar wie im Januar die Sonne.
“Wäre es nicht besser gewesen, wenn du mir das alles vorher gesagt hättest? Dann hätten wir wenigstens erst einmal darüber reden können, und ich wäre nicht in so einer blöden Situation gewesen.”
Lucy versuchte, Sigmund am Aufspringen zu hindern, der offenbar keine Lust mehr hatte, noch weiter in diese Sache hineingezogen zu werden. Er entkam ihr mit einem empörten Miauen, sprang vom Bett und stakste aus dem Zimmer.
Lucy wartete, bis seine Schwanzspitze um die Ecke verschwunden war, bevor sie mit einer leisen, beschämten Stimme antwortete: “Dylan hat gesagt, dass ihr beide es bestimmt nie macht, wenn wir euch vorher fragen. Wir haben uns gedacht, dass es wahrscheinlich einfacher geht, wenn Miss McKenzie denkt, dass ihr einverstanden seid.”
“Das war nicht besonders fair, weder mir noch Dr. Webster gegenüber, meinst du nicht?” Er versuchte es mit einem Vergleich: “Was würdest du denn sagen, wenn ich dich mit einem der Pferde für ein Reitturnier anmelden würde, ohne dir vorher etwas davon zu sagen?”
Sie schüttelte sich, so sehr grauste es ihr bei der Vorstellung. Sie stand nicht gern im Mittelpunkt, dafür war sie
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