Tiffany Lieben & Lachen Band 0003
studiert. Danach habe ich bei der Stadtzeitung gearbeitet, erst als Mädchen für alles, dann als Korrektorin und schließlich als Reporterin. Insgesamt habe ich also zehn Jahre als Journalistin gearbeitet, und wenn Sie das nicht als erfahren bezeichnen, dann weiß ich nicht, was Sie darunter verstehen.” Himmel, das ging zu weit. Schließlich saß sie Paige Leighton gegenüber. Rosie musste einfach mehr darauf achten, was sie sagte, das hatte ihre Mutter ihr schon immer gepredigt. “Diese verdammten …”
Paige hob nur die Augenbrauen.
“Ich meine, diese ärgerlichen Fehler. Das kam nur, weil ich unbedingt beweisen wollte, was ich kann. Und da habe ich ganz automatisch auf mein Lieblingsthema, die griechischen Göttinnen, zurückgegriffen.”
Paige sah sie ausdruckslos an.
“Ich weiß, ich habe das vermasselt”, fuhr Rosie hastig fort. “Aber ich habe mich dann wirklich ausführlich mit der Zeitschrift, mit seiner Leserschaft und den Unternehmenszielen beschäftigt. ‘Real Men’ steht in seinem Verbreitungsgrad größeren und besser eingeführten Zeitschriften wie dem ‘Architectural Digest’ in nichts nach. 85 % unserer Leser sind Frauen, meist Ende zwanzig, also etwa so alt wie ich. Das bedeutet, dass ich weiß, was diese Gruppe lesen will.”
Rosie machte eine kleine Pause, damit Paige darüber nachdenken konnte. Sie hatte ihre “paar Minuten” schon weit überzogen, aber bisher hatte Paige sie noch nicht rausgeworfen.
“Natürlich gibt es einen kleinen Schönheitsfehler, ich bin kein Mann …”
Paige nickte langsam.
“… Aber ich habe nur wenige Meter von William Clarington entfernt gesessen in den vergangenen sieben Monaten. Ich hab alles gehört, was er sagte, habe das meiste gegengelesen, was er schrieb. Und dadurch bin ich gut geeignet, ihn zu ersetzen, bis Sie einen Nachfolger für Clarington gefunden haben.” Irrte sie sich oder sah Paige wirklich interessiert aus?
Paige stand auf, strich ihr Seidenjackett glatt und kam dann um den Schreibtisch herum. Sie lehnte sich gegen die Tischkante, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Rosie an. “Sie lassen sich nicht abschrecken, das gefällt mir. Und Sie haben aus Ihren Fehlern gelernt. Das gefällt mir noch besser. Ich möchte Ihnen etwas vorschlagen. Sie können vorübergehend Mr Real sein, allerdings unter zwei Bedingungen. Erstens: Göttinnen sind in dieser Kolumne absolut tabu.”
Rosie nickte nur.
“Zweitens: Es ist unbedingt notwendig, dass der Stil und der Ton von William, also Mr Real, beibehalten wird. Wir wollen auf gar keinen Fall, dass unsere Leser und vor allen Dingen die wachsende Zahl von Männern, die an Mr Real schreiben, jemals den Verdacht haben, dahinter könnte eine Frau stecken. Unter diesen Bedingungen, denke ich, sollten Sie mal für ein paar Wochen Mr Real spielen. Sind Sie damit einverstanden?”
Einverstanden? Und ob, selbst wenn sie versprechen müsste, ihr erstes Kind Paige zu nennen. “Ja”, flüsterte Rosie.
Paige lächelte und ging dann wieder an ihren Platz zurück. Sie setzte sich und griff nach ihrer Lesebrille. “Ihre paar Minuten sind um.”
Rosie schwebte nur so über den Teppich, an Jerome vorbei und den Flur hinunter. Sie hatte es geschafft, sie würde endlich beweisen können, was sie konnte.
Ben saß im Vorzimmer des Verwaltungsbüros. Ob Rosie Myers wohl vergessen hatte, dass sie sich hier um zwölf treffen wollten? Immerhin war es schon zehn nach zwölf. Von der ständigen Musikberieselung einmal abgesehen machte ihm das Warten nichts aus. Er war heilfroh gewesen, sein Büro verlassen zu können, denn Meredith war immer noch da und analysierte das Für und Wider seiner alten und einer eventuellen neuen Couch, obgleich sie das vielleicht Dr. Freud hätte überlassen sollen.
Wahrscheinlich hatte sich Rosie nur verspätet, aber er hätte sie auf alle Fälle fragen sollen, wo sie arbeitete und wie er sie erreichen konnte. Was wusste er denn schon von ihr? Nur ihren Namen und dass sie unbedingt seinen Parkplatz haben wollte und offensichtlich gern mit Schmutzflecken herumlief.
Er musste lächeln, als er an den kleinen dunklen Fleck an ihrem Haaransatz dachte. Die meisten Frauen flippten aus, wenn ihr Haar nicht richtig saß oder der Lippenstift leicht verschmiert war. Rosie war das genaue Gegenteil. Sie hatte ausgesehen, als käme sie gerade von einer Schlammschlacht, und es schien ihr nichts auszumachen.
In diesem Augenblick schoss Rosie ins Vorzimmer. Sie blieb stehen und
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