Tiffany Sexy Band 84
wert war. Die tragische Liebesaffäre war Sylvias Idee gewesen. Rose hatte sich einverstanden erklärt, da sie mehr Probleme löste, als sie schaffte.
„Ich kann warten“, sagte er galant, da er sich anscheinend nicht vorzustellen vermochte, dass eine Frau töricht genug sein konnte, ihm endgültig einen Korb zu geben. Eines Tages würde Rose ihn nicht mehr abweisen. Nur war dieser Zeitpunkt heute Nacht noch nicht gekommen.
„Darf ich dich nach Hause begleiten?“
„Das schaffe ich schon, es ist ja nicht weit.“ Eine weitere dicke Lüge.
Er nahm ihre Hand wie die einer Prinzessin und küsste sie. Wäre sie sich selbst gegenüber ehrlich, dann würde sie dieses Spiel beenden und das Leben führen, das sie für sich geplant hatte. Stattdessen schaute sie Remy ein wenig besorgt hinterher, als er davonging.
Nachdem er gegangen war, lief sie mit schmerzenden Füßen zur U-Bahn-Linie 6, die sie in die Bronx bringen würde. Die Bronx war ihr Zuhause, aber nicht mehr lange. Sie hatte große Ziele. Sie war nun eine erwachsene Frau und stärker, als ihre Eltern es ihr jemals zugetraut hätten.
Sie würde sich nicht an falsche Hoffnungen und zerbrochene Träume klammern. Sie brauchte sich nicht zu fragen, ob es Märchen und Magie wirklich gab, denn die Antwort lautete: nein. Sie musste lediglich die Illusion am Leben erhalten. Und die Kunst der Illusion beherrschte sie seit Langem. Geld hingegen war real, Geld bedeutete Sicherheit, Geld machte einen unverwundbar gegen alles, was das Schicksal einem in den Weg warf.
Rose stieg an ihrer Haltestelle aus und kam an der Tierhandlung zwischen dem Kiosk und dem Wettbüro vorbei. Es war ein seltsamer Ort für Tiere, und sie stand gern vor der Schaufensterscheibe und betrachtete die Welpen aus sicherer Entfernung.
Die kleinen Hunde faszinierten sie jedes Mal aufs Neue, weil es ihnen nichts auszumachen schien, dass sie in einen engen Verschlag eingesperrt waren. Fünf winzige schwarze Fellknäuel mit braunen unschuldigen Augen. Sie sahen immer unbekümmert, zufrieden und gut aufgehoben hinter diesem Schaufenster aus. Bei ihnen zu Hause hatte es nie ein Haustier gegeben, nicht einmal einen Fisch. Und Rose hatte auch keines vermisst. Hunde rochen, waren laut und schmutzig und konnten im Nu ein Loch in pinkfarbene Seide reißen.
Aber es gefiel ihr, sie hinter der Glasscheibe zu betrachten. Manchmal legte sie die Hand auf das Glas, um zu sehen, ob sie zu ihr kamen. Aber das taten sie nie. Tiere mochten sie nicht, denn sie merkten Dinge, die Menschen nie wahrnehmen würden.
Heute Abend waren keine Welpen da, nur ein großer schwarzer Monsterhund mit riesigem Maul und müden Augen. Er lag zusammengerollt auf dem Heu und machte den Eindruck, als glaube er nicht im Traum daran, dass diese Nacht einen Neuanfang für ihn bedeutete. Er öffnete träge ein Auge und sah Rose an. Sie legte die Hand auf die Scheibe, darauf vertrauend, dass er ihr nichts tun konnte.
Der Hund knurrte.
Rose zuckte zusammen und ließ die Hand sinken.
Trotzig hielt sie seinem Blick stand, bis er merkte, dass sie keine Bedrohung darstellte, und die Augen wieder schloss, um weiterzuschlafen.
Ja, Tiere merkten Dinge, von denen Menschen überhaupt keine Ahnung hatten.
Bevor sie die Stufen zu ihrem Wohnhaus hinaufstieg, sah sie sich ein letztes Mal die Lichter der Skyline an. Die letzten Feiernden waren auf dem Heimweg, laut und fröhlich johlend, als sei alles auf der Welt in bester Ordnung.
Für einen ganz kurzen Moment hatte sie heute auch dieses Gefühl gehabt. Unwillkürlich berührte sie ihre Lippen und dachte an den Kuss.
Irgendwo dort draußen war er. Allein? Dachte er an sie?
Mein reicher Märchenprinz, sagte eine innere verführerische Stimme, die Rose sofort zum Verstummen brachte.
Dann drehte sie sich um und ging hinein.
3. KAPITEL
Das Heim von Anton Simonov und seiner reizenden, in Brooklyn geborenen Frau Sylvia bestand aus einem prächtigen Zwölf-Zimmer-Penthouse mit hohen bemalten Decken, einer Fensterfront mit Blick auf den Central Park und goldgerahmten Porträts großer Männer mit versteinerten Mienen. In den Privatbüros des Grafen befanden sich mit Schnitzereien verzierte Vitrinen, in denen seine kostbarsten Besitztümer ausgestellt waren – echte Fabergé-Eier.
Jeden Morgen wurde eine Wagenladung frischer Blumen geliefert, und zwar ausschließlich weiße, da Sylvia Weiß liebte. Als ihre persönliche Assistentin war es Roses Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle Blumen an den
Weitere Kostenlose Bücher