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richtigen Platz kamen, verwelkte Blütenblätter abgezupft wurden und dass sich keine abscheulichen Chrysanthemen zwischen den Blumen befanden, denn die sahen nach Sylvias Ansicht billig aus. „Und wenn ich es billig mögen würde, ließe ich mir die Brüste vergrößern und die Haare platinblond färben“, pflegte sie zu sagen.
Für Rose war sie eine Heldin auf Stilettoabsätzen. Vor fast dreißig Jahren war Sylvia gesellschaftlich aufgestiegen, indem sie sich mithilfe ihrer Schönheit und ihrem Händchen für Wohltätigkeitsveranstaltungen einen der reichsten Junggesellen New Yorks angelte, der zufällig auch noch ein russischer Graf war.
Rose hatte einen guten Job bei einer Transportversicherung in Pittsburgh gehabt, aber die leise flüsternden Stimmen in ihr waren nie verstummt. „Warum arbeitest du bei einer Versicherung? “ , fragten sie. Auch wenn sie keinen berühmten Namen und kein bekanntes Gesicht hatte, war ihr Aussehen doch zu perfekt, ihre Haltung zu anmutig und ihr Gang zu graziös für das Transportgeschäft. Ihre Erwartungen würden sich dort nie erfüllen.
Als sie über die Gräfin Sylvia Simonov las, reifte ein Plan in ihr. Zwei Wochen lang nahm sie den Bus um 4 Uhr 37 von Pittsburgh nach Manhattan, um ehrenamtlich in der Simonov-Speisekammer zu helfen. Damit half sie nicht nur den Hungrigen, sondern überzeugte innerhalb von zehn Tagen die Gräfin, dass sie ein besonderes Talent bei der Organisation von Wohltätigkeitsveranstaltungen besaß.
Seit drei Jahren arbeitete sie nun für die Simonovs, wo alles Frieden und Wohlstand ausströmte. Es hatte siebenundzwanzig Jahre gedauert, doch endlich hatte sie ihren Platz gefunden. Hier lernte sie unter Sylvias Anleitung, sich inmitten der Geldelite zu bewegen und sich Manhattans begehrtesten Junggesellen zu präsentieren. Am besten aber war, dass Sylvia und Anton ein leuchtendes Beispiel dafür boten, welch positiven Effekt Wohlstand auf das Leben haben konnte.
Mit Sylvias tatkräftiger Unterstützung lernte sie, sich das Leben aufzubauen, das sie sich ersehnte.
Heute, am ersten Januar, erfreute Rose sich im Haushalt der Simonovs an dem polierten Holz, der parfümierten Seide und einer Atmosphäre der Zufriedenheit.
Ein Stapel geprägter Umschläge landete auf ihrem Schreibtisch und erinnerte sie daran, dass sie nicht für Tagträume bezahlt wurde. Sylvia tippte mit rot lackierten Fingernägeln ungeduldig auf die Schreibunterlage.
„Rose. Dankeskarten für die Weihnachtsgeschenke. Seien Sie so gut. Linda hat eine Liste mit drei Kategorien angefertigt: meine, Antons, unsere. Für meine und unsere Geschenke schreiben Sie bitte eine persönliche, lustige Nachricht, und seien Sie ruhig überschwänglich. Es sollte nach mir klingen, natürlich ohne den Akzent. Für Antons Geschenke, besonders die der Adeligen, bemüßigen Sie sich eines unpersönlichen Stils, kalt und fad. Das scheint denen zu gefallen.“
Mit ihren fünfundfünfzig Jahren war Sylvia ein eigenartiger Widerspruch zwischen Bescheidenheit und Schönheit, zugänglich, doch zugleich elitär. Ihr dunkles Haar sah nie sorgfältig frisiert aus, aber Rose wusste, dass jeden Morgen, noch bevor Anton aufwachte, eine Stylistin erschien, um den natürlichen Glanz und die Geschmeidigkeit ihres Haars wiederherzustellen. Anton nannte es liebevoll Sylvias „Schlafzimmerfrisur“, worauf die Gräfin ihr jedes Mal verschwörerisch zuzwinkerte. Rose zwinkerte nie zurück, obwohl sie manchmal den Wunsch verspürte.
Sylvia fuhr sich über die Stirn. „Kennen Sie das beste Mittel gegen Hitzewallungen?“, fragte sie unvermittelt. „Cristal-Champagner, ob Sie es glauben oder nicht. Leider bringt Sie der Kater am nächsten Morgen um. Apropos Hitze, wie lief das Date mit Dr. Sinclair? Soll ich bereits Einladungskarten für die Hochzeit drucken lassen?“
Vier Dates, und Sylvia war schon bereit, das Aufgebot zu bestellen.
„Es war ganz nett“, antwortete sie vage.
„Tatsächlich? Erzählen Sie.“
„Na ja, ich war gehemmt, statt offen und direkt zu sein. Da bin ich mit dem perfekten Mann zusammen und entdecke Makel an ihm. Ich glaube, mit meinen Ansprüchen stimmt etwas nicht.“ Sie schloss ihre Klage mit einem kecken Lächeln, das Sylvia noch nie hatte täuschen können.
„Sie sind zu hart zu sich selbst, Rose. Eine Frau wie Sie? Mit Ihrer Figur? Wenn ich nicht auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen stünde, müsste ich Sie glatt hassen. Kopf hoch, und geben Sie sich ein bisschen Zeit.
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