Tiffany Sexy Band 85
geahnt, dass sie nervös und unbeholfen darin sein würde, sich sexuell zu behaupten. Was sie aber nicht einkalkuliert hatte, war dieses Gefühl schierer weiblicher Macht. Es stachelte sie an, Luke Chancellor zu beweisen, dass sie nicht der Eisblock war, der er ihr vorwarf zu sein.
Sie würde ihn heißmachen und dann ausbrennen lassen.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Ms Snow?“
Carol drehte sich beim Klang der Stimme um und sah sich ihrer Assistentin Tracy gegenüber.
„Guten Morgen. Ja, mir geht es gut. Warum fragen Sie?“
„Weil Sie verspätet sind.“ Die junge Rothaarige verengte die Augen.
„Ich bin nicht verspätet.“
„Für Sie ist es spät. Und sie haben einen roten Kopf. Fühlen Sie sich krank?“
Carol richtet sich kerzengerade auf. „Es geht mir gut. Haben Sie das Memo korrigiert, über das wir gesprochen haben?“
„Es liegt auf Ihrem Schreibtisch.“ Tracy folgte Carol in ihr Büro. „Möchten Sie einen Kaffee?“
Carol stellte ihren Aktenkoffer ab und blickte überrascht auf – Tracy hatte noch nie angeboten, ihr einen Kaffee zu holen. „Das wäre nett, wirklich, weil ich gleich zu einem Meeting muss.“
„Das Abteilungsleiter-Meeting, ja, ich weiß“, sagte Tracy. „Es kursiert das Gerücht, dass die Firma dieses Jahr vielleicht Boni verteilt!“
Carol runzelte die Stirn. „Sie sollten nicht auf den Kaffeeküchen-Klatsch hören. Die Idee wurde noch nicht einmal vor den Abteilungsleitern thematisiert. Und selbst wenn sie noch zur Sprache kommt, müsste die Entscheidung einstimmig gefällt werden.“
Mit zerknirschter Miene zog sich Tracy in das Vorzimmer zurück. Carol schaute durch ihre offen stehende Tür in das Großraumbüro, in dem die Mitarbeiter ihrer Abteilung untergebracht waren. Viele standen und unterhielten sich in erregter Körpersprache über die Trennwände ihrer Arbeitskabinen hinweg. Carol verfluchte Luke Chancellor leise – garantiert hatte er dieses Gerücht in der Hoffnung in Umlauf gebracht, die Mitarbeiter würden Druck auf ihre Chefs machen, damit sie die Boni bewilligten. Es war in höchstem Maße unverantwortlich, ein Schachzug, um ihn gut dastehen zu lassen. Und es ließ sie zwischen zwei Stühlen sitzen.
Wenn sie den Mann verführen wollte, musste sie mit ihm auf Schmusekurs gehen. Aber konnte sie ihre geschäftlichen Prinzipien zurückstellen und seine eigenmächtige Kampagne unterstützen, nur um ihre ultimative Rache zu nehmen?
Carol überflog das Memo, das Tracy korrigiert hatte und schüttelte den Kopf, als sie zwei neue Tippfehler entdeckte. Sie kringelte diese mit einem roten Marker ein, griff sich Block und Stift, verließ dann ihr Büro.
„Hier ist Ihr Kaffee, Ms Snow. Sie trinken ihn schwarz, oder?“
„Ja, danke.“ Carol nahm den Becher und übergab das Memo. „Versuchen Sie es noch mal, Tracy. Ich wünsche mir ein einwandfreies Exemplar auf meinem Schreibtisch, wenn ich vom Meeting zurückkomme.“
Tracy biss sich auf die Lippe. „Ja, Ma’am.“
Als Carol an den Bürokabinen ihrer Mitarbeiter vorbeiging, bemerkte sie, dass das aufgeregte Gequatsche leiser wurde. Man warf ihr verstohlene Blicke zu und tuschelte hinter vorgehaltener Hand. Sie hatte eine verdammte Wut auf Luke, weil er ihren Mitarbeitern solche Hoffnungen gemacht hatte. Das wurmte sie immer noch, als sie in den Sitzungssaal ging, in dem sich die anderen acht Abteilungsleiter versammelt hatten, abgesehen von einer bemerkenswerten Ausnahme – Luke. Die Gruppe hatte jeweils die Stühle an den beiden Tischenden freigelassen. In stillem Einvernehmen blieb dort stets ein Stuhl für die Person reserviert, die das monatliche Meeting leitete, und der andere für ihren Helden Luke, der wie immer verspätet hereinspazieren würde.
Weil Carol turnusmäßig an der Reihe war, das Meeting zu leiten, nahm sie auf einem der beiden Stühle Platz, machte Smalltalk mit ihren Kollegen und blickte auf die Tagesordnung, die ausgegeben worden war. Ein Briefing von Luke zum Vertrieb war angesetzt, aber die Boni wurden nicht erwähnt. Dennoch hatte Carol schon allein in den wenigen Minuten seit ihrem Eintreffen mehrmals gehört, wie das Wort geflüstert die Runde machte.
Der Mann hatte sein eigenes Netzwerk für Mundpropaganda-Marketing.
„Wollen wir anfangen?“, fragte Carol.
„Sollten wir nicht auf Luke warten?“, gab Teresa Maitlin, die Leiterin des Marketings, zu bedenken. Gerüchten zufolge waren sie und Luke befreundet gewesen … oder so was in der Art. Luke
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