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Tigermilch

Tigermilch

Titel: Tigermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie de Velasco
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klingt.
    Was machst du da, sage ich und schaue dabei zu, wie Amir abwechselnd Pommes und Kinderschokolade isst.
    Das schmeckt gut, sagt er, probier mal.
    Nee.
    Ehrlich, sagt Amir, schmeckt irgendwie wie Fleisch, nur süß.
    Rinderschokolade, sagt Jameelah.
    Ich muss lachen.
    Rinderschokolade, sagt Jameelah, Rindergarten.
    Rindersitz, Rinderausweis, sage ich.
    Rindergeld!
    SOS -Rinderdorf!
    Rinderwunsch!
    Jameelah springt auf.
    Rinderwunsch, passt auf, sagt sie, jetzt kommt das Beste, Rinderwunschzentrum!
    Lukas lacht laut. Wir liegen so auf unseren Handtüchern rum und knacken weiter Wörter, da kommen Laura, Kathi und Anna-Lena an. Anna-Lena sieht mal wieder aus wie mit Perwoll gewaschen.
    Du, deine Schwester knutscht mit so einem Typen bei den Umkleiden rum, sagt sie zu mir, mit dem Bruder von dieser Mareike Mauel.
    O Gott, sagt Laura, das ist doch die mit dem durchsichtigen Bikini.
    Anna-Lena nickt.
    Der ist bestimmt schon sechzehn.
    Wer? Der Bikini?
    Nein, der Bruder, sagt Anna-Lena und kichert, aber der Bikini vielleicht auch, so wie der aussieht.
    Kathi und Laura kichern zurück, ich werde knallrot.
    So gern würde ich jetzt was Gutes sagen, aber mir fällt nichts ein, wie immer in solchen Momenten. Stattdessen schaue ich dabei zu, wie Anna-Lena neben Laura ein riesiges mit Blumen bedrucktes Handtuch ausbreitet. Sie hat ihre Tage, das merke ich sofort, zieht sich noch nicht mal ihre kurze Hose aus, so eine Angst hat sie davor, auszulaufen. Was kommt sie denn dann überhaupt ins Freibad, wenn sie so eine Panik schiebt. Alles an ihr riecht nach Blumenparfüm, und jetzt auch noch dieses Handtuch. Was sind das bloß für Eltern, frage ich mich, die einem Parfüm kaufen und teures Shampoo und so ein Handtuch, überhaupt, Anna-Lena, wer sein Kind so nennt, der heißt es irgendwie pervers willkommen auf der Welt, als ob das nötig ist, so ein langer Name, als ob Kinder nicht schon so lange geboren werden, wie es die Welt überhaupt gibt, lauter solches Zeugs geht mir durch den Kopf, aber so was kann ich ja wohl jetzt schlecht sagen, da würden alle denken, ich hab einen an der Falafel.
    Komm, sagt Jameelah und nimmt mich an der Hand, wir gehen zum Springerbecken.
    Nico und Tobi kommen durch den Eingang und gehen über den Rasen zu den anderen. Nico ist total breit, das sieht man schon von Weitem. Ich hocke mich auf die warmen Steine neben dem Springerbecken und schaue zu, wie Jameelah die Stufen zum Zehner raufklettert. Die Arme ausgebreitet wippt sie auf dem Sprungturm mit ihren Beinen auf und ab.
    Kann mal jemand Kamina Burana anmachen, brüllt sie, ich mache jetzt den doppelten Rittberger.
    Die Sicherheitsleute gucken ein bisschen doof. Kopfüber springt Jameelah in die Tiefe, Arme und Beine wedeln an ihr herum wie Putzlappen. Wie sie da in der Luft hängt, wie im Fernsehen, als die Leute in Amerika aus diesem einen Gebäude gesprungen sind, richtig Schiss kriege ich, und als sie aufplatscht, bin ich voll erleichtert. Unter Wasser sehe ich sie bis zu mir an den Beckenrand schwimmen.
    Na, wie war ich, sagt sie grinsend, als sie zu mir hochklettert. Ihr rechter Oberschenkel ist knallrot.
    Sah ziemlich gefährlich aus, sage ich.
    Oben am Sprungturm steht Amir und schaut in die Tiefe.
    Nicht runterschauen, ruft Jameelah.
    Amir schaut aufs Wasser, als ob da unten ein Tier darauf warten würde, ihn aufzufressen, bis der Bademeister ihm was zuflüstert und auf die Meute hinter ihm zeigt.
    O nein, sagt Jameelah, als Amir sich an das Gitter drückt. Die Wartenden drängen sich an ihm vorbei und stürzen sich nacheinander in die Tiefe. Amir tritt wieder nach vorn an den Rand.
    So wird das nichts, sagt Jameelah, man muss einfach springen, man darf nicht so lange überlegen, sonst macht man es nie.
    Ein paar Jungs johlen.
    Verlierer, Verlierer!
    Ich schaue nach oben zu Amir, der so weit weg noch viel kleiner aussieht, als er in Wirklichkeit ist, er guckt nach unten aufs Wasser, nach oben in den Himmel, wo sein Vater angeblich ist, und von dort wieder nach unten, doch dann dreht er sich um und steigt vorsichtig die Treppe runter.
    Die Jungs johlen wieder.
    Schisser, sagt Jameelah grinsend, als Amir wieder neben uns steht.
    Hör auf, sagt er.
    Was denn, sagt Jameelah, ist doch nicht schlimm, ein Schisser zu sein.
    Du hast doch keine Ahnung, sagt Amir, du bist ein Mädchen, dir können vom Aufprall nicht die Eier platzen.
    Eier platzen, sagt Jameelah und lacht los, wer hat dir denn den Scheiß erzählt?
    Das ist kein Scheiß, das

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