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Tigermilch

Tigermilch

Titel: Tigermilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie de Velasco
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in ihrem gelben Bikini. Ihre Haare sind nass vom Schwimmen und glitzern mit dem Bling vom Bikini um die Wette. Tarik hält Jasna am Arm, aber sie wehrt sich gar nicht, sie steht einfach neben ihm mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, so nach dem Motto, ist mir doch alles egal.
    Tarik scheucht Amir vom Handtuch runter.
    Steh auf und gib mir das.
    Amir wirft ihm mein Handtuch hin.
    Das ist Ninis Handtuch, sagt Jameelah und steht auf.
    Jasna lacht laut.
    Wenn mein Verlobter sieht, dass ich weg bin, bringt er ihn um, sagt Jasna und zeigt auf Tarik, er bringt ihn sowieso früher oder später um, wenn er mich nicht endlich in Ruhe lässt.
    Schäm dich, sagt Tarik.
    Schäm dich selber, sagt Jasna und spuckt ihm ins Gesicht, ich zucke zusammen, Anna-Lena starrt Jasna mit offenem Mund an.
    Komm, sagt Kathi zu Laura, wir gehen ins Wasser.
    Tarik wirft Amir seine Klamotten hin.
    Los, anziehen, ich warte vorn auf dich.
    Eilig zieht Amir sich an.
    Sag ich doch, wie im Mittelalter, höre ich Anna-Lena sagen.
    Sollen wir mitkommen, fragt Jameelah.
    Amir schüttelt den Kopf.
    Nein, sagt er, drückt mal lieber weiter Pickel aus, und dann nimmt er seine Schultasche, in der nichts als Hefte und Stifte und Hanutabilder stecken, denn die Badehose, die trägt er nass unter seiner Jeans. Langsam geht er über die Wiese zum Ausgang, doch die grüne Wiese sieht auf einmal ganz gelb aus und Amir wie ein durstiger Wanderer, der eine Wüste durchqueren muss.
    Ein blonder Typ mit lila Badehose sprintet an uns vorbei über den Rasen in Richtung Ausgang. Es ist Dragan.
     
     
    In der S-Bahn ist es irre heiß. Jameelah und ich, wir dösen so vor uns hin und saugen an unserem Monsterslush. Von der Hitze kriegt man Gänsehaut, so heiß ist es.
    Anna-Lena heute wieder, sage ich.
    Jameelah verdreht die Augen.
    Das mit Jessi, das war garantiert gelogen, sagt sie.
    Und das mit dem Tamponfaden, sage ich, das war so arm.
    Sie hat echt Höschen gesagt, da komme ich nicht drauf klar, ich meine, wer sagt denn heute noch Höschen, wir leben doch nicht in irgendeinem Franz-Schneider-Buch.
    Stimmt, sage ich, dabei habe ich keine Ahnung, wer Franz Schneider ist, ich frage mich, warum Jameelah so was weiß, immer merkt sie sich alle Namen und überhaupt jeden Schwachsinn, genauso wie das mit den Miniermotten, dass die vom Balkan kommen, das ist so deutsch, ich würde ihr das gern sagen, aber es ist zu heiß für so was.
    Ganz ehrlich, wenn ich Stella Stardust bin und du Sophia Saturna, sagt Jameelah, dann ist Anna-Lena Frieda Giga. Frieda Giga, die frigideste Kuh der Welt.
    Sollen wir noch bei Amir vorbei, frage ich.
    Besser nicht, sagt Jameelah und kratzt sich am Oberarm, scheiße, fetter Mückenstich.
    Woher hast du eigentlich diese komischen Narben da, frage ich und zeige auf ihren Oberarm.
    Hab ich dir doch schon mal erzählt.
    Hast du nicht.
    Hab ich wohl.
    Nein.
    Echt nicht? Die sind vom Impfen, sagt Jameelah, als ich noch klein war. Die Impfung ist mit einer Kanone in den Oberarm geschossen worden, und davon kommen die Narben. Ist nicht wie hier, bei Röteln oder so.
    Und woher hast du die da, fragt sie und zeigt auf eine kleine Narbe an meinem Hals.
    Da hab ich mal einen Luftröhrenschnitt bekommen, als ich eine Wurstpelle im Hals stecken hatte. Meine Eltern, die waren da noch zusammen, haben erst nicht kapiert, was los war, bis ich angefangen habe, wie eine Irre um den Küchentisch zu rennen. Der Notarzt hat da einen Schnitt gemacht, damit ich wieder atmen kann. Dann bin ich mit dem Krankenwagen in die Kinderklinik. Ich durfte sogar über Nacht bleiben. Ich weiß noch, kurz danach ist mein Vater weg. Als er uns gesagt hat, dass er geht, hatte ich nämlich noch das Pflaster am Hals.
    Ich war auch mal in der Kinderklinik, weißt du noch, wegen dem hier, sagt Jameelah, hebt ihren Fuß und zeigt auf eine schmale Narbe an ihrem Knöchel, ich hab in der Badewanne den Fuß gegen dieses Seifendings an der Wand gelehnt. Das ist abgebrochen und hat meinen Fuß aufgeschnitten. Hat schlimm geblutet, musste mit sechs Stichen genäht werden. Der Arzt, der das genäht hat, war so süß. Ich war echt traurig, als ich wieder nach Hause musste.
    Ja, ich auch, ich wollte gar nicht mehr weg da, ich war voll neidisch auf die ganzen Kinder, die so richtig in der Kinderklinik leben durften, obwohl die so schwer krank waren, weißt du, das war mir egal, irgendwie dachte ich, dass die es trotzdem voll schön haben dort.
    Freibad macht immer furchtbar müde. Wir schlurfen

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