Tijuana Blues
öffnete ihre Handtasche, aber Morgado erlaubte ihr nicht hineinzufassen. Er selbst ging Gegenstand für Gegenstand durch, bis er auf einen Ausweis stieß, der sie als Angestellte der Regierung identifizierte.
»Eloísa González Sifuentes. Ist das dein vollständiger Name?«
»Ja.«
»Darf man erfahren, was du hier zu suchen hast? Und vor allem: Wie hast du mich gefunden?«
»Ich bin die älteste Tochter von Heriberto González. Weil ich als Sekretärin in der Haushaltsabteilung arbeite, war ich nicht zu Hause, als du mit meiner Mutter gesprochen hast. Sie hat mir gesagt, dass du mit Atanasio bei ihr warst und dass sie dich angeheuert hat, um wegen des Todes meines Vaters Nachforschungen anzustellen.«
»Wegen seiner Ermordung.«
»Und ich wollte mich vergewissern, dass du kein Betrüger, kein Verbrecher bist.«
»Vertraust du deinem Paten Atanasio nicht?«
»Natürlich, aber meine Mutter sagte, du wärst ein Fremder. Aus der Hauptstadt. Das kam mir verdächtig vor.«
»Ich bin weder aus der Hauptstadt, noch bin ich ein Betrüger.«
»Wenn du es sagst.«
»Und was hast du dir dabei gedacht, auf diese Weise in mein Zimmer einzudringen? Wenn du Referenzen willst, warum hast du dich dann nicht an Atanasio gewandt?«
»Meine jüngere Schwester hat gesagt, du siehst gut aus für dein Alter. Darf ich mich setzen?«
Ohne auf die Antwort zu warten, ließ sie sich auf das Bett fallen.
Morgado blieb nichts anderes übrig, als sich einen Stuhl zu nehmen und sich ebenfalls zu setzen. Da erst bemerkte er, was eigentlich nicht zu übersehen war: Eloísa trug einen Minirock, der ihre schönen Beine zeigte.
»Ich versteh dich nicht. Was wolltest du herausfinden, indem du hier eindringst? Wie groß mein Penis ist? Welche Farbe meine Unterhose hat? Ob ich schnarche?«
Eloísa hielt sich lachend die Hand vor den Mund. »Ja. Ja. Ich habe die Information von Atanasio. Ich habe ihm gesagt, ich hätte wichtige Informationen über meinen Vater, und da hat er mir deine Zimmernummer gegeben.«
»Sieht nicht so aus, als würde dir der Tod deines Vaters sonderlich nahe gehen.«
Eloísa schaute zu Boden. »Ja und nein. Es tut mir weh, dass er so, auf diese Weise, gestorben ist. Er war immer ein Mistkerl, der gelebt hat, wie es ihm in den Kram passte. Nicht nur wegen der Zockerei. Er hat nie gewusst, wo es langging. Er hat sich nie um uns gekümmert. Wir waren ihm scheißegal. So war er. Seine Kumpel und seine Flittchen waren ihm wichtiger. Aber das ist jetzt wurscht. Gott hat ihn bestraft. Aber wir sprachen gerade über dich, nicht wahr?«
Morgado schwieg und ließ seinen Blick über die Gegenstände wandern, die er aus Eloísas Tasche geholt hatte, und blieb schließlich an einem hängen. »Erklär mir bitte, wieso ein Mädchen wie du, das vorgibt, aus gutem Hause und Sekretärin bei der Regierung zu sein, mit einem Dietrich umgehen kann?«
Eloísa zuckte die Achseln. »Mein Freund hat es mir beigebracht. Er kann alles aufmachen, von Autotürschlössern bis zu Tresoren. Er hätte mich heute auch begleitet, aber ich habe ihm nichts gesagt, weil ich die Absicht hatte, zu dir ins Bett zu schlüpfen und zu sehen, wie gut du vögelst.«
»Toll. Aber bedauerlicherweise bin ich nicht James Bond.«
»Dein kleiner Mann sagt aber das Gegenteil.«
Morgado bedeckte sich mit dem Bademantel. Eloísa lachte. »Schon gut, Mädchen, ich glaube dir. Setz dich auf meinen Schoß.«
Eloísa tat sofort, wie ihr geheißen, aber als sie sich setzen wollte, warf Morgado sie auf den Boden, um sie zu filzen.
»Sieh einer an, und ich habe dich für einen gutmütigen, netten alten Mann gehalten. Was hast du vor? Wild auf mich einschlagen, bis ich blute?«
»Ich will nur überprüfen, ob du nichts bei dir hast.«
»Ich würde es befummeln nennen.«
»Wie heißt dein Freund?«
»Trinidad Rodríguez.«
»Und was macht er außer Tresore öffnen?«
»Was du immer gleich denkst. Trinidad war einer der besten Freunde meines Vaters. Er spielt auch gern.«
»Auf welcher Ranch arbeitet er?«
»Auf keiner. Er ist Polizist.«
Morgado half ihr aufzustehen und fesselte sie mit dem Gürtel seines Bademantels an das Kopfende des Bettes.
»Warum tust du das? Was habe ich dir getan?«
»Es ist nur für einen Augenblick. Damit ich mich in Ruhe anziehen kann. Dann werden wir beide einen kleinen Spaziergang machen.«
»Glaub ja nicht, ich werde dir meinen Freund vorstellen.«
Zum ersten Mal, seit Eloísa sein Zimmer betreten hatte, gestattete er sich ein
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