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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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meinem künftigen Stiefvater. Sie werden im
Palast-Hotel wohnen und natürlich muss ich zum Abendessen antanzen. Meine
Mutter erwartet — was ja richtig ist — , dass ich dann wie der Schüler einer
Eliteschule aussehe. Und das nicht nur im Gesicht.«
    »Super! Das Palast-Hotel hat
die beste Küche. Du könntest mich mitnehmen.«
    »Am zweiten Abend nehme ich
euch alle mit.«
    »Super!«
    »Ich freue mich schon riesig.«
    »Auch auf deinen künftigen
Stiefvater?«
    »Er ist total okay. Wir
verstehen uns. Als Fernsehjournalist ist er ja ’ne ganz große Nummer. Nach dem
Abitur werde ich wahrscheinlich bei seinem Sender volontieren und danach erst
studieren. Aber das liegt ja noch in weiter Ferne. Zum Glück.«

3.
Geldfälscher aus Litauen
     
    Henning Lissenfuhl wurde am
Mittwoch aus dem Gefängnis entlassen, morgens. Er hatte die volle Strafe
abgebrummt und vor allem unter einem gelitten: dem totalen Mangel an Eleganz
hinter den grauen Mauern der Strafanstalt.
    Zum Weggucken war das! Die
hässliche Kluft der Häftlinge, die unschicken Uniformen der Justizbeamten.
Selbst der Gefängnisdirektor lief immer ohne Krawatte herum und besaß
vermutlich nicht ein einziges Seidenhemd.
    Wenn Henning da an seinen
Kleiderschrank dachte. An die Designeranzüge, die italienischen Schuhe, die
maßgeschneiderten Hemden, die Mäntel. Selbst seine Taschentücher waren aus
Seide und immer in topaktuellen Farben. Dass er sich niemals die Nase damit
schnäuzte, versteht sich von selbst.
    Nahezu jede Nacht auf der
Gefängnispritsche hatte er von seinem Outfit geträumt, von den Klamotten, die
zu Hause in seiner Wohnung im Mäfär-Block auf ihn warteten. Und absolut im
Mittelpunkt aller Träume stand immer der pflaumenblaue Caldo-Versatscho-Anzug.
    Henning war hoch gewachsen,
athletisch, blond, ein Modellathlet. Im Knast hatte der 34-Jährige sein Karate
verbessert. Ein wegen Mordes einsitzender ehemaliger Fremdenlegionär hatte mit
ihm trainiert. Henning versprach, sobald er draußen war, für ihn ein
Zeitungsabonnement zu bestellen — auf die Dauer von fünf Jahren oder länger.
Aber jetzt, als Henning in seinen schicken Freizeitklamotten von vor zwölf
Monaten auf der Straße stand, entschied er sich dagegen. Was ging Fabio ihn
noch an?! Sollte der’s doch selber bezahlen, wenn er Zeitung lesen wollte. Beim
Tütenkleben war zwar der Lohn ziemlich mickrig, aber dafür würde es reichen.
    Die Entlassungspapiere
knisterten in der Brusttasche. Mit der Bahn fuhr er die drei Stationen in die
Millionenstadt zurück. Um 9:11 Uhr kam er am Hauptbahnhof an. Im Wiener
Restaurant gönnte er sich ein ausgiebiges Frühstück. Von einem Taxi ließ er
sich zum Mäfär-Block bringen und klingelte bei Kurt Panse, dem Hausmeister,
einem ältlichen Typ. Der hatte vor Jahren ein Geschäft für Fahrradzubehör
gehabt, aber Pleite gemacht. Jetzt freute er sich über jeden Tag, den er älter
wurde, damit er endlich in Rente gehen konnte.
    »Hallo, Herr Lissenfuhl! Zurück
von der Auslandsreise?«
    »Ja, endlich.«
    »War aber lange.«
    »Bin ja auch in 19 Ländern
gewesen aus beruflichen Gründen.«
    »Und Sie haben mir nicht eine
einzige Ansichtskarte geschickt. Wo Sie doch wissen, dass ich Briefmarken
sammle.«
    »Verdammt!« Henning schlug sich
mit flacher Hand vor die Stirn. »Total vergessen. Tut mir Leid. Aber ich war
ständig im Stress. Bin rumgehetzt von einer Stadt in die nächste, wie das so
ist, wenn man im gehobenen Management für eine Weltfirma arbeitet. Privat hatte
ich Zeit für gar nichts.«
    »Hier wird’s auch immer
schlimmer«, nickte Panse. »Jeder hat was zu meckern und vorige Woche hatten wir
in 522 einen Wasserrohrbruch. Die Wohnungsinhaber waren verreist, die in 422
auch. Das Wasser ist durch die Decke getropft.«
    »Da bin ich aber froh, dass es
nicht in 511 war.«
    Panse lachte und strich den
100-Euro-Schein ein, den Henning mit lässiger Geste aus der Tasche gefingert
hatte. »Verbindlichsten Dank! Übrigens waren gestern zwei Herren da. Sie haben
nach Ihnen gefragt. Ich sagte, dass Sie dieser Tage zurückerwartet werden. Sie
sagten, das wüssten sie, und wollen wiederkommen.«
    Henning nickte. Er konnte sich
denken, wer das war.
    In der vierten Etage schloss er
seine Wohnung auf. Endlich zu Hause. Auslandsreise! Ha! Glaubt Panse das
wirklich? Wenn schon! Für ein Trinkgeld glaubt der alles.
    Henning stellte den kleinen
Koffer in die Diele, hängte den Lederblouson an die Garderobe und breitete die
Arme aus, als wollte er

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