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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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Er versuchte, den Sand wegzuwischen, aber er war in jede Ritze gesintert, und der Wind blies immer wieder den Sand über die gesäuberten Stellen. Zumindest an diesem Tag war hier nichts mehr auszurichten.
    Der Fremde arbeitete wieder an dem Sender; diesmal wickelte er die Drähte von dem Netz wieder auf. Zweimal sprang er ins Meer, aber seine Bewegungen wirkten langsamer, schwerfälliger. Larry versuchte sich zu dem Sender zu schleichen, während das Wesen fort war. Bevor er noch dort war, lenkte ein miauender Schrei seine Aufmerksamkeit auf den vor ihrer Nische stehenden Fremden.
    Es war ein Patt. Das Wesen konnte sich noch immer schneller bewegen als er. Keiner von beiden war jedoch in der Lage, dem anderen zu schaden, ohne selbst alle Chancen aufs Spiel zu setzen.
    In der Nacht frischte der Wind auf und fegte bis zum Morgen den Sand vom Plateau. Al hatte eine schlimme Nacht gehabt, war aber gegen Morgen ruhig geworden. Entweder das Fieber hatte sich gebrochen, und sein Körper begann sich zu erholen, oder sein Zustand hatte sich ernstlich verschlechtert. Larry hatte keine Möglichkeit, das festzustellen. Und helfen konnte er ihm ohnehin nicht.
    Er begann wieder hinunterzusteigen, um Sand zu holen. Für das Vormittagsflugzeug war er auf jeden Fall zu spät dran - es würde vorbeikommen, bevor er auch nur die Hälfte des nötigen Sandes hinaufgeschafft hatte. Aber für das Flugzeug von morgen würde er bereit sein.
    Unvermittelt blieb er stehen und starrte zum Lager des Fremden hinüber. Der Sender stand in voller Sicht da. Das Wesen kroch davon fort - kroch tatsächlich auf allen vieren. Es machte halt, sank erschöpft zu Boden, ruhte ein wenig. Dann raffte es sich wieder auf und kroch langsam weiter, auf eine Felsgruppe zu, in der es Denkung finden konnte.
    Larry beobachtete es mißtrauisch. Der scheinbar wieder zusammengebaute Sender war einfach ein zu guter Köder. Und das Wesen konnte simulieren. Andererseits war es möglich, daß seine Vermutung stimmte und der Fremde wegen seiner höheren metabolischen Rate schneller verhungerte als ein Mensch. Diese erstaunliche Kraft mußte ja irgendwoher kommen.
    Er schob sich vorsichtig näher, suchte nach allen möglichen Fallen. Das Wesen sah ihn kommen und bemühte sich verzweifelt, in den Schutz der Felsen zu gelangen. Es war nun zwischen ihm und dem Sender, aber es trachtete, ihm so schnell wie möglich aus dem Weg zu kriechen.
    Dann brach es zusammen. Larry blieb stehen und musterte es nochmals. Wenn er einen Bogen um es machte, konnte es passieren, daß er in eine gut getarnte Falle lief und zum Beispiel einen Stein auf den Kopf bekam. In der Nähe des Wesens dagegen sah das Gelände unverdächtig aus. Hier bestand die Gefahr darin, daß es sich vielleicht verstellte.
    Seine Handflächen waren feucht, und seine ausgedörrten Lippen brannten, als er weiterging. Wie konnte nur jemand, der kaum zu trinken gehabt hatte, so heftig schwitzen und dabei höllischen Durst haben? Dann war er nur mehr zwanzig Schritte von dem Fremden entfernt - dann zehn - dann…
    Die Augen des Wesens blitzten auf, und es fuhr hoch, aber es taumelte ein wenig. Ein zischendes Knurren kam von seinen Lippen, und eine Hand fuhr in die Bauchtasche. Larry riß seinen primitiven Speer hoch und stieß zu.
    Das Wesen kam um Haaresbreite davon. Es taumelte zurück und sank zu Boden. Eine Sekunde lang versuchte es, wieder auf die Beine zu kommen, dann gab es sich mit einem fast menschlichen Achselzucken geschlagen. Seine Augen hefteten sich auf Larry, und es schien zu warten.
    Er hob den Speer und zielte. Das Wesen rührte sich nicht. Da ließ er langsam den Speer wieder sinken. Er konnte es nicht tun. Er hatte sich einmal Bogen und Pfeil gemacht und war auf die Jagd gegangen. Er hatte sogar ein Eichhörnchen erwischt, aber es war nur betäubt, und er hatte es nicht übers Herz gebracht, es zu töten. Jetzt mußte er wieder erleben, wie sein Wunschtraum, sich wie ein richtiger Mann verhalten zu können, zunichte wurde.
    Er drehte sich schroff um und ging auf den Sender zu. Halb erwartete er, wieder eine Falle vorzufinden, aber er mußte es riskieren. Er hob das Gerät auf und zog sich zurück. Die Augen des Fremden folgten ihm, und seine spitze, purpurne Zunge fuhr müde über seine Lippen.
    Larry blieb stehen. In der Felsnische hatte er noch konzentrierte Nahrung - und Zucker war wohl für jedes protoplasmische Wesen genießbare Nahrung. Doch dann ging er weiter. Er konnte es einfach nicht riskieren,

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