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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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der Uhr anrufen und mir ein Zeitzeichen geben lassen.«
    Er tappte zur Rufanlage, drückte auf die entsprechenden Nummerntasten. Der Apparat blieb stumm.
    »Es meldet sich niemand.«
    Mary stand neben ihm. »Versuch es nochmals.«
    Raymond tippte die Rufnummer ein. »Sonderbar.«
    »Ruf die Auskunft an«, sagte Mary.
    Raymond tastete die Auskunftnummer ein. Bevor er seine Frage herausbrachte, sagte eine entschiedene Stimme: »Die Zentraluhr ist zurzeit nicht funktionsfähig. Bitte haben Sie Geduld. Die Zentraluhr ist nicht funktionsfähig.«
    Raymond glaubte die Stimme zu erkennen. Er drückte auf die Taste für den Sichtschirm. »Gott schütze Sie, Bruder Raymond«, sagte die Stimme.
    »Gott schütze Sie, Bruder Ramsdell… Was in aller Welt ist passiert?«
    »Einer Ihrer Schützlinge, Raymond. Ein Streuner - er muß völlig den Verstand verloren haben. Er hat Felsbrocken auf die Uhr herunterrollen lassen.«
    »Ist - hat er…«
    »Er hat einen Felssturz ausgelöst. Wir haben keine Uhr mehr.«
    Inspektor Coble fand auf dem Raumhafen von Gloria zu seiner Verblüffung kein Empfangskomitee vor. Er spähte das Landefeld hinauf und hinunter - keine Menschenseele zu sehen. Der Wind blies einen Papierfetzen über den Platz; ansonsten rührte sich nichts.
    Seltsam, dachte Inspektor Coble. Sonst war er immer von einer Kolonistenabordnung willkommen geheißen worden, worauf ein ehrendes, aber ziemlich langweiliges Programm ablief. Erst wurde er in den Bungalow des Erzdiakons zu einem Bankett gebeten, dann gab es zuversichtliche Reden und Erfolgsberichte, dann einen Gottesdienst in der Hauptkapelle, und schließlich wurde er formell in die Vorberge der Grande Montagne ins Eingeborenenreservat geleitet.
    Tüchtige Leute, aber für Inspektor Cobles Geschmack doch zu pedantisch ehrlich, arbeitsam und ordentlich. Zu tüchtig.
    Er gab den beiden Männern, die die Besatzung seines Inspektionsschiffs darstellten, die nötigen Anweisungen und machte sich auf den Weg in die Stadt Gloria. Die rote Sonne Robundus stand hoch, sank aber bereits nach Osten; er warf einen Blick zur Segensklippe, um die Ortszeit festzustellen, doch dichte Dunstschleier nahmen ihm die Sicht auf die große Uhr.
    Inspektor Coble marschierte flott die Straße entlang, doch plötzlich gab es ihm einen Riß und er blieb abrupt stehen. Er hob den Kopf, als wollte er eine Witterung aufnehmen, und musterte die Umgebung ringsum. Er runzelte die Stirn und ging langsam weiter.
    Die Kolonisten hatten etliches geändert, dachte er. Was genau und wie, konnte er nicht so unvermittelt feststellen: Der Zaun dort - ein Teil war niedergerissen. In dem Graben neben der Straße wucherte das Unkraut. Als er sich den Graben näher besah, nahm er eine Bewegung im Harfengras jenseits davon wahr, hörte den Klang junger Stimmen. Neugierig geworden, sprang Coble über den Graben und teilte das Harfengras.
    Ein Junge und ein Mädchen von etwa sechzehn standen in einem seichten Teich; das Mädchen hielt drei welke Blüten einer Wasserpflanze in der Hand. Der Junge küßte sie. Erschrocken blickten sie auf, und Inspektor Coble zog sich taktvoll zurück.
    Als er wieder auf der Straße stand, sah er sich nochmals um. Wo zum Kuckuck waren alle? Die Felder - leer. Niemand arbeitete. Inspektor Coble zuckte die Achseln und ging weiter.
    Er kam am Sanatorium vorbei und musterte es neugierig. Es kam ihm wesentlich größer vor, als er es in Erinnerung hatte: zwei Flügel und einige Notbaracken waren hinzugefügt worden. Es fiel ihm auf, daß der Kies der Einfahrt nicht so gepflegt war, wie man hätte erwarten können. Der auf der Seite geparkte Ambulanzwagen war schmutzig. Das ganze Areal wirkte leicht vernachlässigt. Zum zweitenmal blieb der Inspektor wie angewurzelt stehen. Musik? Aus dem Sanatorium?
    Er bog in die Einfahrt ein und ging näher. Die Musik wurde deutlicher. Bedächtig stieß Inspektor Coble die große Tür auf. In der Aufnahmehalle waren acht oder zehn Leute - in bizarren Kostümen:
    Federn, bunt gefärbten Grasröckchen, fantastischen Halsketten aus Glas und Metall. Aus einem Lautsprecher drang wilde Tanzmusik.
    »Inspektor!« rief eine hübsche Frau mit blondem Haar. »Inspektor Coble! Sind Sie endlich da!«
    Inspektor Coble starrte sie an. Sie trug eine Art Flickenjacke, die mit kleinen Eisenglöckchen besetzt war. »Sie - Sie sind Schwester Mary Dunton, nicht wahr?«
    »Natürlich! Sie kommen gerade zur rechten Zeit! Wir veranstalten einen Maskenball - mit Kostümen und allem

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