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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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die Modelle irgendwie. Die Argumentation seines Vaters war laut, vehement, fast hysterisch, aber auf jeden Fall unlogisch. »Dann kaufen wir doch wenigstens einen alten«, platzte Mike heraus. »Das macht mir nichts, mir ist jeder recht. Sogar ein gebrauchter.«
    »Ach wo, du möchtest den neuen. Ein schimmerndes, glitzerndes Ding, um die Nachbarn zu beeindrucken. Einen Haufen Knöpfe und Skalen und Apparate. Wieviel wollen sie denn für das Ding?«
    »Zwanzigtausend Dollar.«
    Sein Vater stieß heftig den Atem aus. »Einfach so.«
    »Sie haben bequeme Teilzahlungsmöglichkeiten.«
    »Klar. Man zahlt für den Rest seines Lebens an dem Ding. Zinsen, Bearbeitungsgebühren - wie lange läuft eigentlich die Garantie?«
    »Drei Monate.«
    »Was ist, wenn es kaputt geht? Wenn es nicht mehr entseucht und sterilisiert? Ich wette, es fällt auseinander, kaum daß die drei Monate um sind.«
    Mike Foster schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist groß und massiv und haltbar.«
    Sein Vater lief rot an. Er war ein kleiner Mann, dünn, mit leichten Knochen. Er mußte plötzlich an ein Leben voller verlorener Kämpfe zurückdenken, wie er sich langsam hochgearbeitet hatte, mühsam festgehalten, was er sich erarbeitet hatte, eine Stelle, Geld, das Möbelgeschäft, zuerst Buchhalter, dann Geschäftsführer, schließlich Eigentümer. »Sie jagen uns Angst ein, damit sie ein Geschäft machen«, schrie er aufgeregt. »Es geht ihnen ja nur darum, eine Wirtschaftskrise zu vermeiden.«
    »Bob«, mahnte ihn seine Frau leise, »hör bitte damit auf. Ich halte das nicht mehr aus.«
    Bob Foster blinzelte. »Was soll das heißen?« knurrte er. »Ich bin müde. Diese verdammten Steuern. Ein kleines Geschäft hat heutzutage kaum Chancen, wo sie überall diese Riesenläden aufmachen. Dagegen sollte es ein Gesetz geben.« Seine Stimme wurde leiser. »Ich bin fertig, glaub ich.« Er schob den Teller weg und stand auf.
    »Ich leg mich ein bißchen auf die Couch und mach ein Nickerchen.«
    In dem schmalen Gesicht seiner Frau flammte plötzlich Zorn auf. »Du mußt einen Bunker anschaffen! Ich halt’s nicht mehr aus, wie sie über uns reden. Alle Nachbarn und die Geschäftsleute, alle, die’s wissen. Ich kann nirgends mehr hingehen und nichts mehr tun, ohne daß ich es zu hören bekomme. Schon seit dem Tag, an dem sie diese Fahne aufzogen. Anti-S. Der letzte in der ganzen Stadt. Diese Flieger da oben, und alle zahlen dafür außer uns.«
    »Nein«, sagte Bob Foster. »Ich kann keinen anschaffen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich«, antwortete er einfach, »mir keinen leisten kann.«
    Einen Augenblick lang war es still.
    »Du hast alles in dieses Geschäft gesteckt«, sagte Ruth schließlich.
    »Und trotzdem geht es zugrunde. Du bist wie ein Hamster, stopfst alles, was wir haben, in dieses miese kleine Loch. Kein Mensch will heutzutage noch Holzmöbel. Du bist hinter dem Mond, sag ich dir.« Sie schlug auf den Tisch, der darauf einen wilden Satz machte, wie ein erschrecktes Tier, und die benützten Teller zusammenzuschieben begann. Dann sauste er in die Küche zurück, die Teller bereits in seinem Waschtank spülend.
    Bob Foster seufzte müde. »Wir wollen uns nicht streiten. Ich geh rüber ins Wohnzimmer. Laß mich ein bißchen schlafen, eine Stunde oder so. Vielleicht können wir später noch darüber reden.«
    »Immer erst später«, sagte Ruth bitter.
    Ihr Mann verschwand im Wohnzimmer, eine kleine, gebeugte Gestalt, mit grauen, wirren Haaren, die Schulterblätter hochgezogen wie gebrochene Schwingen.
    Im Wohnzimmer war es ruhig; das Videogerät war ausgeschaltet, das Licht der Lampe gedämpft. Ruth war in der Küche und stellte auf dem Herd die Mahlzeiten des nächsten Monats ein. Bob Foster lag ausgestreckt auf der Couch, die Schuhe ausgezogen, ein Polster unter dem Kopf. Sein Gesicht war grau vor Müdigkeit. Mike zögerte einen Augenblick lang und sagte dann: »Darf ich dich was fragen?«
    Sein Vater grunzte, regte sich schwerfällig und öffnete die Augen. »Was?«
    Mike setzte sich gegenüber hin.
    »Erzähl’s mir noch einmal - wie war das, als du mit dem Präsidenten eine Diskussion hattest?«
    Sein Vater richtete sich auf. »Ich hab’ keine Diskussion mit ihm gehabt. Ich hab’ ganz einfach mit ihm geredet.«
    »Erzähl’s mir.«
    »Ich hab’s dir schon millionenmal erzählt. Immer wieder, schon seit du kaum sprechen konntest. Du warst dabei.« Seine Stimme wurde in der Erinnerung weicher. »Du warst noch ein richtiger Knirps - ich mußte

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