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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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dich tragen.«
    »Wie hat er ausgesehen?«
    »Nun«, begann sein Vater, in eine Routine abgleitend, die seit Jahren ausgearbeitet und erstarrt war, »er sah so aus wie im Video. Nur irgendwie kleiner.«
    »Warum war er hier?« fragte Mike eifrig, obwohl er jedes Detail bereits auswendig kannte. Der Präsident war sein Held, der Mann, den er auf der ganzen Welt am meisten bewunderte. »Warum ist er so weit hierher gereist, in unsere Stadt?«
    »Er war auf einer Besuchstour.« Bitterkeit schlich sich in die Stimme seines Vaters. »Er kam ganz zufällig vorbei.«
    »Was für eine Tour?«
    »Nun, er besuchte alle möglichen Städte.« Die Schroffheit wurde deutlicher. »Wollte sehen, wie es uns ging, und ob wir genug NATS und Bombenbunker und Impfeinrichtungen und Gasmasken und Radarsysteme kauften, um einen Angriff abwehren zu können. Die General Electronics Corporation hatte gerade damit begonnen, ihre großen Ausstellungen und Schauräume einzurichten - alles blitzend und funkelnd und sündteuer. Die erste vollständige Defensivausrüstung für den Privathaushalt.« Sein Mund verzog sich. »Alles mit bequemer Teilzahlung. Anzeigen, Plakate, Scheinwerfer, gratis Knopflochblumen für die Herrn und Geschirr für die Damen.«
    Mike Foster atmete heftig. »Das war der Tag, an dem wir die Zivilschutzfahne bekamen«, sagte er sehnsüchtig. »An diesem Tag hat er uns die Fahne gegeben. Und sie haben sie an der Stange mitten in der Stadt aufgezogen, und alle Leute waren dort und schrien und jubelten.«
    »Daran erinnerst du dich?«
    »Ich - ich glaube. Ich erinnere mich an viele Leute, an Lärm. Und heiß war es. Es war im Juni, nicht?«
    »Am 10. Juni 1955. Ein ziemlich spektakuläres Ereignis. Damals hatten noch nicht viele Städte die große, grüne Flagge erhalten. Die Leute kauften noch mehr Autos und Fernseher. Sie hatten noch nicht begriffen, daß diese Zeit vorüber war. Fernseher und Autos haben einen Zweck - deshalb kann man nur eine bestimmte Anzahl davon verkaufen.«
    »Er hat dir die Fahne übergeben, nicht?«
    »Nun, er gab sie uns Geschäftsleuten, weißt du. Die Handelskammer hatte die ganze Sache aufgezogen. Als eine Art Wettstreit zwischen den Städten… wer am schnellsten am meisten kaufen könnte. Um etwas für unsere Stadt zu tun und gleichzeitig das Geschäft anzukurbeln. Natürlich stellten sie es zuerst so hin, als müßten wir unsere Gasmasken und Bombenbunker nur deshalb selber kaufen, damit wir besser darauf aufpaßten. Als ob wir je Telefonzellen oder Gehsteige beschädigt hätten, oder Autobahnen, nur weil die der Staat zahlte. Und was ist mit den Streitkräften? Als ob’s die nicht immer gegeben hätte, als ob nicht immer der Staat für die Verteidigung seiner Bürger zu sorgen gehabt hätte! Aber das ist vermutlich zu teuer geworden. Ich stell mir vor, daß sich der Staat so eine Menge Geld erspart, vielleicht um das Budget auszugleichen, was weiß ich.«
    »Erzähl mir, was er gesagt hat«, bat Mike Foster leise.
    Sein Vater tastete nach seiner Pfeife und steckte sie mit zitternden Fingern an. »Er sagte: ›Hier ist eure Fahne, Freunde. Ihr habt gute Arbeit geleistet.‹« Bob Foster hustete, als beißender Pfeifenrauch aufquoll. »Er war so ein sonnengebräunter, ganz unförmlicher Bursche. Er grinste und schwitzte ungeniert. Wußte, wie man mit den Leuten umgehen muß. Viele kannte er beim Vornamen. Er hat auch einen guten Witz erzählt.«
    Die Augen des Jungen waren weit vor Ehrfurcht. »Er ist von so weit hierher gekommen, und du hast mit ihm gesprochen.«
    »Ja«, sagte sein Vater. »Ich hab’ mit ihm gesprochen. Die anderen schrien und applaudierten, und die Fahne wurde gerade hochgezogen - die große, grüne Zivilschutzfahne.«
    »Und du hast gesagt…«
    »Ich sagte zu ihm: ›Ist das alles, was Sie für uns haben? Ein Fetzen grünes Tuch?‹« Bob Foster zog ärgerlich an seiner Pfeife. »Damals wurde ich zu einem Anti-S. Es war mir nur noch nicht klar geworden. Ich wußte bloß, daß wir auf einmal allein dasaßen, mit einem Fetzen grünen Tuchs. Wir hätten ein Land sein sollen, eine Nation, einhundertsiebzig Millionen Menschen, die gemeinsam für ihre Verteidigung arbeiten. Statt dessen waren wir zu einer Menge abgeschlossener kleiner Städte geworden, zu vielen vereinzelten Festungen. Beinahe so wie im Mittelalter, mit seinen Burgen und Privatarmeen…«
    »Wird der Präsident einmal wiederkommen?« fragte Mike.
    »Das bezweifle ich. Er war nur - nun, auf der

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