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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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Durchreise.«
    »Wenn er wiederkommt«, flüsterte Mike gespannt und wagte kaum zu hoffen, »können wir dann zu ihm gehen? Können wir ihn sehen 1«
    Bob Foster setzte sich auf. Seine knochigen Arme, blaß und nackt, verliehen ihm das Aussehen eines Kranken. Sein hageres Gesicht drückte nichts als Müdigkeit aus, Müdigkeit, die Resignation war. »Was hat dieses verdammte Ding gekostet, das du dir angesehen hast?« fragte er rauh. »Dieser Bombenbunker?«
    Mikes Herz setzte aus. »Zwanzigtausend Dollar.«
    »Heute ist Dienstag. Ich werd’ mit dir und deiner Mutter nächsten Samstag hingehen.« Bob Foster klopfte seine glosende, halb erloschene Pfeife aus. »Ich werde es eben mit dieser bequemen Ratenzahlung versuchen. Die herbstliche Einkaufszeit beginnt bald. Da geht das Geschäft üblicherweise ganz gut - die Leute kaufen Holzmöbel als Weihnachtsgeschenke.« Abrupt stand er auf. »Na, zufrieden?«
    Mike brachte keine Antwort heraus; er konnte nur nicken.
    »Dann ist’s ja gut«, sagte sein Vater mit einer Art munterer Verzweiflung. »Du brauchst dann wenigstens nicht mehr hingehen und das Ding im Schaufenster anstarren.«
    Der Bunker wurde - gegen eine Extragebühr von zweihundert Dollar - von einem flinken Trupp Techniker installiert, die braune Arbeitsmäntel mit der eingestickten Aufschrift GENERAL ELECTRONICS auf dem Rücken trugen. Der Hinterhof wurde rasch wieder in Ordnung gebracht, Erde und Sträucher wie zuvor angeordnet, die Oberfläche geglättet und respektvoll die Rechnung unter der Eingangstür durchgeschoben. Der riesige, nun leere Lieferwagen rumpelte die Straße hinunter, und in der Nachbarschaft trat wieder Frieden ein.
    Mike Foster stand mit seiner Mutter und einer kleinen Schar bewundernder Nachbarn auf der rückwärtigen Terrasse. »Also«, sagte Mrs. Carlyle endlich, »jetzt habt ihr auch einen Bunker. Den besten, den es gibt.«
    »Ja, wirklich«, bestätigte Ruth Foster. Sie war etwas verlegen wegen der vielen Leute; schon lange war sie nicht mehr mit so vielen Menschen zusammengekommen. Ihre hagere Gestalt strahlte grimmige Genugtuung, fast Ablehnung aus. »Das macht schon etwas aus«, sagte sie schroff.
    »Ja«, stimmte Mr. Douglas zu, der einige Häuser weiter wohnte. »Jetzt haben Sie doch auch eine Zuflucht.« Er blätterte die dicke Gebrauchsanweisung durch, die die Techniker mitgeliefert hatten. »Es heißt hier, daß dieses Modell für ein ganzes Jahr mit Vorräten versehen werden kann. Sie könnten also zwölf Monate unten leben, ohne auch nur einmal heraufzumüssen.« Er schüttelte bewundernd den Kopf. »Meiner ist ein altes 69-Modell. Reicht nur für sechs Monate. Ich denke, wir könnten…«
    »Wir kommen immer noch gut damit zurecht«, warf seine Frau ein, aber in ihrer Stimme lag ein sehnsüchtiger Unterton. »Dürfen wir runter und uns alles ansehen, Ruth?«
    Mike stieß einen erstickten Protest hervor und machte eine Bewegung, als wolle er den Weg versperren. Seine Mutter nickte verständnisvoll. »Er muß zuerst hinunterdürfen. Die erste Besichtigung ist sozusagen sein Vorrecht - eigentlich haben wir das Ding ja seinetwegen angeschafft.«
    Die Gruppe von Männern und Frauen stand fröstelnd im kühlen Septemberwind und sah zu, wie der Junge an den Eingang des Bunkers trat und davor stehenblieb.
    Vorsichtig, als hätte er Angst, irgendetwas zu berühren, trat er in die Schleusenkammer. Die Öffnung war zu groß für ihn; sie war darauf ausgelegt, einen erwachsenen Mann einzulassen. Sein Gewicht auf dem Kammerboden löste den Liftmechanismus aus, die Kammer fiel mit ihm nach unten, durch den dunklen Schacht in den eigentlichen Bunkerraum. Die Stoßdämpfer fingen die Kabine hart auf, und der Junge stolperte hinaus. Der Lift schoß wieder zur Oberfläche hoch und siegelte damit den unterirdischen Schutzraum vollkommen ab - ein unüberwindbarer Korken aus Stahl und Plastik in dem engen Schacht.
    Automatisch war überall um ihn das Licht aufgeflammt. Der Bunker war noch leer und uneingerichtet; Vorräte und Gebrauchsgegenstände waren noch nicht heruntergebracht worden. Der Raum roch nach Farbe und Maschinenöl: unter dem Fußboden brummten dumpf die Generatoren. Die Reinigungs-und Entseuchungssysteme wurden durch seine Anwesenheit eingeschaltet; an den kahlen Wänden begannen Anzeigegeräte und Skalen lebendig zu werden.
    Er setzte sich auf den Boden, die Knie angezogen, mit ernstem feierlichen Gesicht und geweiteten Augen. Außer den Generatoren war nichts zu hören; er

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