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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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übrigblieb, und Christopher, weil er hier draußen allein mit einem Greis war, um den er sich kümmern mußte; er brauchte einfach Hilfe.
    Dann überlegte er und mußte sich eingestehen, daß er es gewesen war, und nicht Christopher oder Pearce, der vorhin Hilfe gebraucht hatte. Wenn sie sich alle auf ihn verlassen hätten, würden ihre Köpfe jetzt bereits im Lager des Motels trocknen, um später für die Prämie abgeliefert zu werden. Oder ihre noch lebenden, gelähmten Körper wären auf dem Wege zu einer Organbank.
    »Christopher«, meinte Harry zu Pearce, »ist wohl bei einem flüchtigen Schuldner in die Lehre gegangen?«
    Pearce nahm die Bemerkung so auf, wie sie gemeint war: als Kompliment und eine Art Entschuldigung. »Wenn man den Fallen der Materialbeschaffungstrupps und dem Gesundheitsinspektor ausweichen muß«, flüsterte er, »lernt man bald, sich vorzusehen. Sie sind verletzt.«
    Harry fuhr zusammen. Woher wußte der alte Mann das? Selbst wenn er nicht blind gewesen wäre, hätte er nicht mehr als dunkle Umrisse erkennen können. Harry faßte sich. Vielleicht war es ein Instinkt. Er hatte gehört, daß manche Diagnostiker nach jahrelanger Praxis eine Art sechsten Sinn erwarben. Sie rochen die Krankheit förmlich, bevor sich der Patient auch nur auf die Couch legte. Die Instrumente lieferten ihnen nur noch eine Bestätigung.
    Aber vielleicht war es einfacher. Es konnte sein, daß der alte Mann wirklich das Blut roch, weil sich sein Geruchssinn als Ausgleich für seine Blindheit geschärft hatte.
    Die Finger des Alten betasteten sanft seinen Arm. Harry zog ihn schroff weg. »Es ist nur ein Kratzer.«
    Der Scharlatan suchte und fand die Wunde. »Sie bluten. – Christopher, such trockenes Gras.«
    Marna war ihm ganz nahe. Sie hatte eine schwache, überraschte Bewegung gemacht, als Pearce die Verletzung entdeckte. Harry vermochte das nicht als Mitgefühl auszulegen; ihr Haß war zu offensichtlich. Vermutlich fragte sie sich nur, was sie tun sollte, wenn er ums Leben kam.
    Pearce riß ihm den Ärmel weg.
    »Hier ist Gras, Opa«, sagte Christopher.
    Wie konnte der Junge im Dunklen trockenes Gras finden? »Ihr wollt das doch nicht auf die Wunde tun?« sagte Harry schnell.
    »Es stillt die Blutung«, flüsterte Pearce.
    »Aber die Bakterien…«
    »Bakterien können Ihnen nichts anhaben – wenn Sie nicht wollen.«
    Er legte das Gras auf die Wunde und band es mit dem Ärmel fest. »Es wird bald besser werden.«
    Harry nahm sich vor, den Verband abzunehmen, sobald sie wieder unterwegs waren. Irgendwie war es aber dann einfacher, die Wunde in Ruhe zu lassen; schließlich war der Schaden schon geschehen. Später vergaß er die Verletzung.
    Als sie sich wieder auf den Weg machten, ging Harry neben Marna. »Ihre Erziehung hat wohl auch darin bestanden, daß Sie in der Stadt vor Gesundheitsinspektoren davonliefen?« meinte er trocken.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Dazu hatte ich kaum Gelegenheit. Seit ich mich erinnern kann, habe ich versucht zu fliehen. Einmal gelang es mir.« Ihre Stimme klang glücklich. »Ich war vierundzwanzig Stunden lang frei, dann haben sie mich gefunden.«
    »Aber ich dachte…«, begann Harry. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich? Die Tochter des Gouverneurs.« Sie sagte es so verbittert, daß es Harry kalt überlief.
    Bei Sonnenaufgang hatten sie das letzte verfallene Motel hinter sich gelassen. Zu beiden Seiten der Autobahn lagen jetzt sanfte, grasbewachsene Hügel, waldige Täler und der Fluß, der sich trüb neben der Straße dahinschlängelte, manchmal so nahe, daß sie einen Stein hineinwerfen hätten können, manchmal hinter einem Hügel verschwindend.
    Der Tag war warm. Nur gegen Westen hin standen ein paar flockige Wölkchen am blauen Himmel. Hin und wieder schnellte ein Kaninchen vor ihnen über die Straße und tauchte drüben ins Unterholz. Einmal entdeckten sie am Fluß ein Reh, das neugierig den Kopf hob und sie beäugte.
    Harry starrte hungrig hinüber.
    »Dr. Elliott«, sagte Christopher.
    Harry drehte sich nach ihm um. In der schmutzigen Hand des Jungen lag ein Stück verklumpter, brauner Zucker. Allerhand Fasern und sonstiges unidentifizierbares Zeug klebte daran, aber im Augenblick konnte sich Harry nichts Begehrenswerteres vorstellen. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen, und er mußte schlucken. »Gib’s Pearce und dem Mädchen. Sie werden ihre Kräfte brauchen. Und du auch.«
    »Nehmen Sie nur«, sagte Christopher. »Ich hab’ noch.« Er zeigte drei weitere

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