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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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ist?«
    »Natürlich nicht!«
    »Um so besser. Sagen Sie Ihnen auch weiterhin nichts davon. Wieviel Zeit bleibt uns noch bis zur totalen Dunkelheit?«
    »Knapp eine Stunde.«
    »Es ist zwar wie ein Glücksspiel, aber uns bleibt keine andere Möglichkeit als abzuwarten. Es braucht schon eine ganze Weile, bis man einen wirklich gefährlichen Mob organisiert hat. Und es dauert noch länger, bis er hier oben angekommen ist. Wir befinden uns gut fünf Meilen von der Stadt entfernt…«
    Er starrte zum Fenster hinaus. Sein Blick schweifte über die Hügel und Felder, die weit hinten am Horizont in die weißschimmernden Häuserzusammenballungen der Vorstadt übergingen. Noch weiter hinten verschwamm die City im nebligen Dunst – in den verschwommenen Schattenbildern, auf die die vergehende Beta ihre letzten Strahlen warf.
    Ohne sich von dem Anblick abzuwenden, wiederholte er: »Sie werden einige Zeit brauchen. Gehen Sie am besten wieder an Ihre Arbeit, und beten Sie, daß die totale Dunkelheit uns schneller erreicht als der Mob.«
    Beta war nun schon zur Hälfte zernagt. Langsam schnitt sich die Dunkelheit in einer konkaven Krümmung in den hellen Teil der Sonne hinein. Es schien, als schlösse sich ein gigantisches Lid unmerklich langsam über ein leuchtendes Weltauge.
    Das schwach hörbare Stimmengemurmel, das in den Raum drang, schwand aus seinem Bewußtsein, und er spürte physisch die zusammengeballte Stille, die über den Feldern lag. Selbst die Insekten schienen vor Furcht verstummt, und die Gegenstände im Raum waren von einem Schleier umhüllt. Eine Stimme ließ ihn auffahren. »Ist etwas nicht in Ordnung?« Es war Theremon.
    »Wie? Eh – doch, doch. Setzen Sie sich wieder hin. Wir stehen im Weg.« Sie gingen wieder in ihre Ecke zurück, aber der Psychologe hüllte sich eine ganze Zeit in Schweigen. Er fuhr sich mit einem Finger in den Kragen und öffnete ihn. Er drehte seinen Hals hin und her, fand aber keine Erleichterung. Er blickte Theremon an. »Haben Sie keine Atembeschwerden?«
    Der Reporter riß die Augen weit auf und machte zwei oder drei tiefe Atemzüge. »Nein. Warum?«
    »Ich glaube, ich habe zu lange aus dem Fenster geschaut. Die Dunkelheit hat mich schon erwischt. Atemnot ist eins der ersten Symptome eines klaustrophobischen Anfalls.«
    Theremon holte wieder tief Luft. »Also, mich hat’s noch nicht erwischt. Aber sehen Sie doch, da ist ja noch einer unserer Männer.«
    Beenays massiger Körper hatte sich zwischen das schwach einfallende Licht des Fensters und die beiden Gesprächspartner in der Ecke geschoben. Sheerin blinzelte ängstlich zu ihm auf. »Hallo, Beenay.«
    Der Astronom verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und lächelte matt. »Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich mich eine Weile zu euch geselle und mich ein bißchen an eurem Gespräch beteilige? Meine Kameras sind genau eingestellt, und bis zum Eintreten der totalen Verfinsterung habe ich ohnehin nichts zu tun.« Er hielt einen Moment inne und warf einen Blick zu dem Kultisten hinüber, der vor einer Viertelstunde ein kleines ledergebundenes Buch aus der Tasche gezogen hatte und seither intensiv darin versunken war. »Die Ratte hat euch doch nicht schon wieder Ärger gemacht, oder?«
    Sheerin schüttelte den Kopf. Er hatte die Schultern zurückgeworfen und zwang sich mit vor Konzentration gerunzelter Stirn, gleichmäßig zu atmen. »Haben Sie Atemschwierigkeiten gehabt, Beenay?«
    Beenay sog schnüffelnd die Luft ein. »Es scheint mir hier drinnen aber nicht stickig zu sein.«
    »Ich hatte nur eben einen leichten Anflug von Klaustrophobie«, erklärte Sheerin entschuldigend.
    »Ach so! Ich verstehe. Bei mir wirkt sich das ganz anders aus. Ich habe immer mehr das Gefühl, als ob sich meine Augen in den Kopf hineindrückten. Alles scheint zu verschwimmen – die Dinge werden immer undeutlicher. Außerdem finde ich es kalt hier.«
    »O ja, da kann ich Ihnen nur beipflichten. Das ist keine Einbildung«, ließ sich Theremon vernehmen. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Meine Zehen fühlen sich so an, als hätte ich sie tausend Kilometer in einem Kühlwagen transportieren lassen.«
    »Was wir jetzt brauchen«, warf Sheerin ein, »ist ganz einfach Ablenkung. Wir dürfen unsere Gedanken nicht pausenlos um uns selbst kreisen lassen. Theremon, ich wollte Ihnen doch vorhin erzählen, warum Faros Experimente mit dem durchlöcherten Dach fehlschlugen.«
    »Sie hatten gerade damit angefangen«, antwortete Theremon. Er umspannte

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