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Titan 07

Titan 07

Titel: Titan 07 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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sollte man sonst zum Informationszentrum kommen?!«
    Fara ging vorwärts, denn jetzt hatte er sich in die Schlange eingereiht; eine Menschenschlange, die sich schnell weiter bewegte und ihn unausweichlich um die Maschine herum und offenbar zu einer Tür schob, die ins Innere der Metallkonstruktion führte.
    Der Turm war also gleichermaßen Gebäude und Maschine.
    Ein Problem? grübelte er. Natürlich, er hatte ein Problem; ein hoffnungsloses, unlösbares, verwickeltes Problem, das so tief in der Struktur der Kaiserlichen Gesellschaft verwurzelt war, daß für eine Lösung die ganze Welt auf den Kopf gestellt werden müßte.
    Aufschreckend sah er, daß er an der Reihe war. Er hatte eine fürchterliche Vorstellung: In ein paar Sekunden wäre er unwiderruflich ausgeliefert an… ja, an was?
    Im Innern trat er in einen langen, schimmernden Gang, von dem seitlich kleinere Flure abzweigten. Fara hörte hinter sich die Stimme des jungen Mannes: »Der dort ist fast leer, gehen wir hinein.«
    Fara ging vor; plötzlich begann er zu zittern. Er hatte bereits gesehen, daß am Ende eines jeden Flurs einige Dutzend junge Frauen an Schreibtischen saßen und mit den Menschen sprachen…
    Bei Gott, war es möglich, daß all das bedeutete…
    Er merkte, daß er vor einem der Mädchen stand.
    Sie war älter, als sie von weitem ausgesehen hatte, über dreißig – aber sie war sehr hübsch und wirkte aufgeschlossen. Sie lächelte freundlich, wenn auch unpersönlich, und fragte ihn nach seinem Namen.
    Ohne nachzudenken, nannte er ihn und ergänzte stammelnd, daß er aus dem Dorf Glay stamme. Die Frau erwiderte: »Vielen Dank. Wir werden Ihre Akte in wenigen Minuten heraussuchen. Möchten Sie sich solange setzen?«
    Den Sessel hatte er noch gar nicht bemerkt. Er ließ sich in ihn sinken; sein lautes Herzklopfen wirkte beklemmend. Seltsamerweise konnte er kaum einen Gedanken fassen, geschweige denn wirkliche Hoffnung; er spürte nur heftige Erregung, die ihm den Verstand zu rauben schien.
    Erschreckt fiel ihm auf, daß das Mädchen wieder redete, aber durch seine innere Aufruhr drangen nur Wortfetzen: »Informationszentrum ist… Wirklichkeit… Statistisches Büro… alle Menschen… registriert… ihre Ausbildung, ihre Wohnorte… Beruf… die Höhepunkte ihres Lebens. Das ganze wird getragen von… Kombination zwischen… unbefugte, aber unverdächtige Verbindung mit… Kaiserliche Statistische Kammer und… durch Agenten… in jeder Gemeinde…«
    Fara hatte den Eindruck, daß er lebenswichtige Informationen verpaßte; er mußte sich zu mehr Aufmerksamkeit zwingen und hinhören. Er riß sich zusammen, aber vergebens; seine Nerven schienen zu flattern.
    Ehe er etwas sagen konnte, fiel mit einem Klicken eine dünne schwarze Platte auf den Schreibtisch der Frau. Sie nahm sie in die Hand und untersuchte sie aufmerksam. Einen Augenblick später sprach sie etwas in ein Mikrofon, und kurz darauf fielen zwei weitere Platten aus dem Nichts auf ihren Schreibtisch. Sie studierte sie sachlich und schaute schließlich auf.
    »Es wird Sie interessieren«, sagte sie, »daß sich Ihr Sohn durch Schmiergelder in Höhe von fünftausend Kredits ein Offizierspatent der Kaiserlichen Armee erschlichen hat.«
    Fara brachte nur ein »Hee?« hervor, erhob sich zur Hälfte aus dem Sessel, doch da sprach die junge Frau schon mit fester Stimme weiter: »Ich muß Ihnen mitteilen, daß die Waffengeschäfte nichts gegen einzelne Personen unternehmen. Ihr Sohn kann seine Position behalten, ebenso das gestohlene Geld; mit moralischen Korrekturen befassen wir uns nicht. Das kann nur der betreffende Mensch selbst und die Gesellschaft als Ganzes leisten. Würden Sie mir jetzt bitte für meinen Bericht und das Gericht einen kurzen Abriß Ihres Problems geben.«
    Schwitzend sank Fara auf den Stuhl zurück; in seinem Kopf kreisten die Gedanken; er wollte unbedingt mehr über Cayles Schicksal wissen. Er begann stammelnd: »Aber… aber was… wie…«
    Als er seine Fassung wiedergewonnen hatte, schilderte er leise, was geschehen war. Nachdem er geendet hatte, sagte das Mädchen: »Gehen Sie nun in den Saal der Namen; achten Sie auf Ihren eigenen Namen. Wenn er erscheint, gehen Sie sofort zu Zimmer 474. Nicht vergessen: 474. Die Schlange wartet, wenn Sie bitte…«
    Sie lächelte höflich, und Fara machte sich automatisch auf den Weg nach draußen. Er kehrte noch einmal um, um noch eine Frage zu stellen, aber da ließ sich gerade ein alter Mann auf dem Sessel nieder. Fara

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