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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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elastischen Schwammgewächs, über das sie noch kurz zuvor gelaufen war.
    Burl, zu Tode erschöpft und nach Luft ringend, lag auf einem purpurfarbenen, schwammigen Untergrund und hatte plötzlich ein seltsames Gefühl. Unerklärlicherweise erwärmte sich sein Körper. Er kannte weder Feuer noch Sonnenwärme, und die wenigen Gelegenheiten, bei denen er Wärme gespürt hatte, beschränkten sich auf das Aneinanderkuscheln der Männer und Frauen seines Stammes, wenn die kalte Feuchtigkeit der Nacht ihren weichhäutigen Leibern zu stark zusetzte. Wenn sie sich aneinanderschmiegten, konnte man die klamme Kälte besiegen.
    Aber die Wärme, die nun auf Burl einwirkte, war heißer und durchdringender. Er rutschte aufgeregt hin und her, und tatsächlich wurde der Untergrund wieder kühl und weich. Aber nur für eine Weile. Dann erwärmte er sich wieder. Es wurde so heiß, daß Burls Haut sich rötete und anfing zu brennen. Zudem brachte der feine, dünne Dunst seine Lungen zum Schmerzen und seine Augen zum Tränen. Burl atmete immer noch in kurzen, flachen Stößen, aber so kurz die Rast auch gewesen war: Sie befähigte ihn, sich aufzurichten und taumelnd weiterzugehen. Unter Schmerzen erklomm er den höchsten Punkt des Hügels und sah sich um.
    Der Punkt, auf dem er jetzt stand, war höher als jeder andere, den er während seiner langen Flucht hinter sich gebracht hatte. Von hier aus konnte man das gesamte Gebiet überblicken. Dort, wo er sich jetzt befand, war er der anderen Seite der Hügelkette, die hier etwa siebenhundert Meter breit war, schon ziemlich nahe.
    Es war eine monotone, wellenförmige Masse von Abhängen und Niederungen, Furchen und Vorsprüngen, und sie wiesen alle nur erdenklichen Farben auf: Purpur und Braun, Goldgelb, Tiefschwarz und Beige.
    Über dem gesamten Gebiet schwebte eine Dunstwolke. Als Burl nach rechts oder links blickte, sah er, daß die Hügel in der Ferne zu verschwimmen schienen.
    Die Hügel lebten. Es handelte sich bei ihnen nämlich nicht um natürliche Erderhebungen, sondern um mit wahnsinniger Geschwindigkeit wachsende Pilz- und Schwammklumpen. Da die purpurnen Schwämme die Hügel fast völlig überwuchert hatten, erweckten sie den Eindruck einer festen Hügelkette, die nur da und dort andere Schattierungen zeigte und unter anderem auch eine Erhebung aufwies, die eine helle Goldtönung hatte. Ein anderer Hügel war von zahlreichen roten Klecksen durchsetzt. Das waren Pilze, deren Eigenschaften Burl nicht kannte, und die überall dort gediehen, wo der purpurne Untergrund es erlaubte.
    Burl stützte sich schwer auf seine Keule und sah sich erschöpft um. Er konnte nicht mehr laufen. Die Raubameisen wimmelten inzwischen in der gesamten Umgebung. Bald würden sie ihn erreicht haben.
    Rechts von Burl – in einiger Entfernung – verdichtete sich der seltsame Dunst. Was Burl weder wußte noch jemals erfahren würde, war, daß tief unter ihm – im Innern der komprimierten Masse aus Pilzen und Schwämmen – eine langsame Oxidation stattfand. Die Temperatur im Innern der hügelartigen Gewächsmasse war gestiegen. In der Finsternis und Fäulnis der unteren Lagen war es zur Selbstentzündung gekommen.
     

     
    So wie dreißigtausend Jahre zuvor gelegentlich die riesigen Kohlenhalden der Eisenbahngesellschaften von innen zu brennen begonnen hatten und von Bauern angehäufte Strohballen scheinbar ohne Ursache in Flammen aufgegangen waren, fraß sich durch die gewaltigen abgestorbenen Pilzmassen langsam ein Schwelbrand.
    Da die Oberfläche des Hügels bisher unverletzt war und somit nahezu luftundurchlässig, war es zu einem offenen Feuer noch nicht gekommen. Aber als die Raubameisen anfingen, sich an der schmackhaften Schwammschicht gütlich zu tun, fand die sauerstoffhaltige Luft Zugang zu der schwelenden Masse. Aus dem langsamen Glimmen wurde ein sich schnell ausbreitendes Feuer. Die kleinen Rauchfahnen wurden dicker, nahmen Burl den Atem und reizten die Schleimhäute. Die Ameisen fingen konvulsivisch an zu zucken.
    Das Feuer entstand an einem Dutzend Stellen gleichzeitig. Die in den Himmel aufsteigenden, den Blick trübenden Rauchsäulen wurden immer zahlreicher, und dann sammelte sich über der purpurfarbenen Hügelkette eine übelriechende Wolke. Burl musterte sie teilnahmslos. In beständigen Wellen marschierte die Ameisenarmee auf die sich ununterbrochen erweiternden Feueröfen zu. Sie liefen genau in die lohenden Öffnungen hinein und schnappten, während sie den glühenden Zunder

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