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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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ansprangen, wütend mit ihren Zangen nach dem vermeintlichen Feind.
    Das Feuer verstärkte sich noch, als die von den Flammen unterminierte Hügeloberfläche einstürzte. Burl beobachtete das Phänomen ohne das geringste Verständnis. Er fühlte nicht einmal so etwas wie Dankbarkeit. Als die Hitze der näherkommenden Flammen seine Haut zu röten begann und der beißende Qualm seine Augen tränen machte, stand er immer noch auf seinem Platz und schnappte nach Luft.
    Dann zog er sich langsam zurück, wobei er sich auf seine Keule stützte und einen Blick in die Richtung warf, aus der er gekommen war. Der schwarze Ameisenteppich stürmte unbeirrt gegen die Hitzewelle und die offenen Flammen an. Schließlich waren nur noch die kleinen Leiber einiger Versprengter übrig, die verwirrt über einen Boden liefen, den ihre Artgenossen kahlgefressen hatten. Die Hauptarmee existierte nicht mehr. Die Flammen hatten sie in Asche verwandelt.
    Sie hatten in den Flammen unglaubliche Schmerzen erleiden müssen; Schmerzen, die kein Mensch ertragen hätte. Die kaltblütige Wut der Ameisen, die die brennende Pilzlandschaft mit ihren Zangen angegriffen und todesmutig nach den Flammen geschnappt hatten, war unvorstellbar gewesen. Schrille Kriegsund Schmerzensschreie ausstoßend und geblendet, mit abgesengten Fühlern und ausgebrannten Augen waren sie wie Wahnsinnige auf verkohlten Gehwerkzeugen gegen einen unbekannten und unerkenntlichen Feind angerannt.
    Langsam überquerte Burl das Hügelgebiet. Zweimal sah er die kleinen Körper von Raubameisen, die dem Feuer, dem ihre Kameraden zum Opfer gefallen waren, hatten entkommen können. Sie fraßen noch immer. Einmal nahmen die versprengten Ameisen ihn wahr. Ein schriller Warnschrei erklang, aber da Burl weiterging, kümmerten sich die Bestien nicht um ihn. Als sich eine einzelne Raubameise Burl näherte, schwang er seine Keule und erschlug sie. Die Ameise blieb zuckend am Boden liegen. Später, wenn ihre Kameraden sie erreichten, würde sie von ihnen aufgefressen werden.
    Wieder wurde es Nacht. Im Westen wurde der Himmel rot, obgleich die Sonne die allgegenwärtige Wolkenbank nicht durchdrang. Dann wurde der Himmel finster. Eine tiefe Schwärze fiel über die Wildnis, die nur dort etwas erhellt wurde, wo die phosphoreszierenden Pilze ihr blasses Licht verströmten und armlange Leuchtkäfer ihre unregelmäßigen Strahlen über die Erde, die Pilzgewächse und die monströsen Insekten warfen.
    Burl bahnte sich seinen Weg durch die pilzbewachsenen Hügel, während sich die Pupillen seiner großen, blauen Augen extrem erweiterten. Es fing an zu regnen. Schwere Tropfen prasselten herab. Der übliche Nachtregen setzte ein, der erst im Morgengrauen enden würde.
    Schließlich wurde der Boden unter Burls Füßen härter. Er lauschte aufmerksam nach Geräuschen der Gefahr. In einem nahen Pilzdickicht raschelte etwas. Ein Tier schien die Schwingen zu putzen und aufgeregt auf und ab zu trippeln. Dann erklang das Schlagen großer Flügel – und etwas erhob sich in die Lüfte. Ein plötzlicher, von oben kommender Luftzug berührte Burl, und er blickte gerade noch rechtzeitig auf, um die Umrisse einer riesigen Gestalt zu erkennen. Eine Motte flog über ihm dahin. Burl wandte den Kopf, um zu sehen, wohin sie steuerte, und entdeckte dabei, daß der Himmel hinter ihm glühte. Die Pilzhügel brannten lichterloh. Mit gespitzten Ohren, um keine unliebsame Überraschung zu erleben, und der Keule kampfbereit in der Hand, suchte er sich unter einem Riesenpilz einen Ruheplatz. Der warme Regen hörte nicht auf. Mit unregelmäßigen Trommelschlägen fielen dicke Tropfen auf den Pilzhut, unter dem er Zuflucht gesucht hatte. Der Regen schien nicht enden zu wollen. Die ganze Nacht hindurch fiel er vom Himmel. Er prasselte auf die Köpfe der Pilze und sammelte sich in großen, dampfenden Pfützen dort, wo der Boden kleine Unebenheiten aufwies. Und die ganze Nacht hindurch brannte das Feuer und verzehrte die Masse des bereits halbverkohlten Untergrundes. Das Leuchten am Horizont wurde heller und kam näher. Burl, der nackt unter seinem Riesenpilz rastete, schaute dem Schauspiel mit entsetzt aufgerissenen Augen zu und fragte sich, was es damit auf sich hatte. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er ein Feuer gesehen. Der Brand erhellte sogar die über den Hügeln schwebenden Wolkenmassen. Der brennende Landstreifen war etwa fünfundzwanzig Kilometer lang und zwischen einem und drei Kilometern breit und von aufragenden

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