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Titan 17

Titan 17

Titel: Titan 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn , Wolfgang Jeschke
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Flammenbündeln durchsetzt, die an den tiefhängenden Wolken leckten, die gesamte Umgebung erleuchteten und zwischen Himmel und Erde eine lodernde Masse bildeten. Die Helligkeit, die von den Hügeln ausströmte, erinnerte an die vielen Lichter einer Großstadt – aber die letzte große Stadt der Erde war bereits vor dreißigtausend Jahren von wuchernden Pilzkolonien in Besitz genommen worden. Und wie glitzernde Flugzeuge über einer dichtbevölkerten Stadt, jagten unzählige, von den Flammen faszinierte Geschöpfe auf das Leuchten zu.
    Motten, große Flugkäfer, gewaltige Schnaken und Mücken, die im Laufe der Zeit riesenhafte Ausmaße angenommen hatten, flatterten über den Feuern dahin und tanzten ihren Totentanz. Je näher die Flammen auf Burl zukamen, desto besser konnte er sie sehen.
    Über der seltsamen Lohe zogen gigantische, feingliedrig geformte Kreaturen ihre Kreise. Darunter befanden sich auch viele Motten mit schreiend bunten Schwingen, die nicht selten eine Spannweite von zehn Metern hatten. Sie erzeugten eine starke Luftbewegung und ihre Augen glitzerten wie Edelsteine, während sie mit der Stumpfheit von Hypnotisierten in die unter ihnen wabernde Helligkeit starrten.
    Burl beobachtete eine große Pfauenmotte, die über den flammenden Pilzhügeln schwebte. Ihre Flügel hatten eine Spannweite von mindestens dreizehn Metern und flatterten, während das Tier fasziniert in das lodernde Chaos hinabstarrte, wie gewaltige Segel. Die zunächst vereinzelt aufgetretenen Feuer hatten sich nun vereinigt und bildeten einen Flammenteppich, der sich kilometerweit über das Land erstreckte. Zahllose Rauchsäulen stiegen auf, zwischen denen sich die Insekten wie in einem Rausch tummelten.
    Die Pfauenmotte war mit Fühlern ausgestattet, die aus allerfeinstem Gewebe bestanden. Ihr Leib war wie von weichem, flauschigem Samt. Den Hals zierte ein schneeweißer Kragen. Das von unten kommende, rote Leuchten erzeugte auf der Unterseite ihres Körpers seltsame Farbeffekte.
    Einen Augenblick lang war sie mit aller Deutlichkeit zu erkennen. Ihre Augen strahlten heller als Rubine, und die überdimensionalen, feingliedrigen Schwingen hielten sie im Gleichgewicht. Im Schein des Feuers konnte Burl deutlich zwei große, schillernde Flecke auf den weit ausgebreiteten Mottenflügeln erkennen: Sie waren zusammengesetzt aus einem glänzenden Purpur und einem satten Rot, leuchteten wie Perlen oder Opale und vereinigten in sich in geradezu wunderbarer Weise alle Schönheit, die diese Welt aufzuweisen hatte. Weißer Rauch umhüllte die Motte und verhüllte den Glanz ihres prächtigen Gewandes.
    Burl sah, wie sich die Motte in die größte und hellste der Feuerzungen hineinstürzte. Sie jagte gierig in die brüllende, tödliche Hitze und opferte sich wie trunken dem vermeintlichen Feuergott.
    Monströse Flugkäfer mit steif ausgebreiteten, hornigen Flügeldecken irrten über der übelriechenden, qualmenden Feuersbrunst dahin. In dem roten Licht funkelten sie wie poliertes Metall. Ihre schwerfälligen Leiber mit den dornigen, zackenübersäten Gliedmaßen jagten wie grotesk geformte Meteoriten durch den aufsteigenden Rauch.
    Die Insekten kamen aus allen Richtungen. Hellgelbe Motten mit weichen, pelzigen Leibern, die vor Lebenskraft strotzten, jagten wie Besessene auf die weithin sichtbare, bis in die Wolken reichende Feuersäule zu. Schwarze Motten, deren Schwingen bedrohliche Muster aufwiesen, näherten sich, um sich in die Lohe zu stürzen.
    Und Burl hockte unter der großen Kappe des Riesenpilzes und schaute dem Drama zu. Immer noch fiel der Regen. Hin und wieder überlagerte ein sanftes Zischen das Brüllen der Flammen, wenn die Regentropfen verdampften. In der Luft wimmelte es von Lebewesen. In der Ferne vernahm Burl ein seltsames, dumpfes Murmeln. Er wußte nicht, durch was es hervorgerufen wurde. Es kam aus einem ausgedehnten Sumpfgebiet, von dessen Existenz er nichts wußte. Es lag fünf oder sechs Kilometer von seinem Rastplatz entfernt. Dennoch vermochte er den Chor der dort lebenden, insektenfressenden Riesenfrösche zu hören.
    Die Nacht war noch nicht zu Ende. Während die fliegenden Insekten über dem Feuer tanzten und starben, kamen ununterbrochen neue an. Burl saß gespannt unter seinem Pilz, hatte die Augen weit aufgerissen, beobachtete alles, was um ihn herum vor sich ging, und versuchte für das, was sich seinen Blicken bot, eine Erklärung zu finden. Schließlich wurde der Himmel mattgrau, dann heller – und der Tag brach

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