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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne SF Classics
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Gedanke bewegt, wandten sie sich nach dem Hügel um, hinter dem das alte Dorf lag.
    »Ich glaube, das werden wir herausfinden müssen.«
    »Aber – aber es ist hier so schön«, brach es aus Mary hervor. »Das sind – Tiere! Sie sollten glücklich sein hier!« Sie drehte sich um und blickte über das Tal hinaus, damit Raymond nicht ihre Tränen bemerkte. Neustadt hatte ihr so viel bedeutet; eigenhändig hatte sie Steine gesammelt und weiß getüncht und damit säuberliche Begrenzungsränder um die Häuser gelegt. Die Steinränder waren mutwillig zerstört worden, was Mary zutiefst verletzte. »Sollen die Streuner doch leben, wie sie wollen, als schmutzige, unstete Geschöpfe. Sie sind einfach unverantwortlich«, erklärte sie Raymond. »Völlig unverantwortlich!«
    Raymond nickte. »Gehen wir noch hinauf, Mary; wir haben unsere Pflicht.«
    Mary trocknete sich die Augen. »Ich nehme an, auch sie sind Gottes Geschöpfe, obwohl mir das durchaus nicht einleuchtet.«
    Sie warf Raymond einen Blick zu.
    »Und sag mir nun bloß nicht, daß Gottes Wege unerforschlich sind.«
    »Wie du meinst«, sagte Raymond. Sie begannen den felsigen Hang zum alten Streunerdorf hinaufzuklettern. Das Tal blieb unter ihnen zurück, wurde kleiner, unbedeutender. Maude stieg zum Zenit hoch und schien dort stehenbleiben zu wollen.
    Endlich rasteten sie. Mary wischte sich die Stirn. »Bin ich übergeschnappt, oder wird Maude wirklich größer?«
    Raymond schaute hoch. »Sie scheint etwas anzuwachsen, kommt mir vor.«
    »Entweder wird sie zur Nova, oder wir fallen auf sie zu!«
    »In diesem System ist wohl alles möglich«, seufzte Raymond. »Falls an der Bahn von Gloria irgendetwas Regelmäßiges ist, dann ist man noch nicht draufgekommen.«
    »Diese Welt könnte durchaus in eine der Sonnen fallen«, sagte Mary bedrückt.
    Raymond zuckte die Achseln. »Das System existiert jetzt schon etliche Millionen Jahre ohne solche Katastrophen. Das ist eine recht gute Garantie für unsere Sicherheit.«
    »Die einzige Garantie.« Sie ballte die Fäuste. »Wenn es nur irgendeine Gewißheit gäbe – etwas, das man anschauen könnte und sagen, das ist beständig, das ist unveränderlich, darauf kannst du dich verlassen. Aber es gibt nichts! Das kann einen schon um den Verstand bringen!«
    Raymonds Gesicht zeigte plötzlich ein gefrorenes Lächeln. »Nicht, Liebling. Die Kolonie hat mit solchen Fällen schon allzuviel Sorgen.«
    Mary beruhigte sich sofort.
    »Tut mir leid… wirklich, Raymond. Ich werde mich zusammennehmen.«
    »Die Sache macht mir Kopfzerbrechen«, sagte Raymond. »Ich habe gestern mit Direktor Birch vom Sanatorium gesprochen.«
    »Wie viele neue Fälle?«
    »Insgesamt sind es schon fast dreitausend. Und jeden Tag kommen weitere dazu.« Er seufzte. »Es stimmt schon – der Planet Gloria hat etwas an sich, das die Leute durcheinanderbringt.«
    Mary holte tief Luft und drückte Raymonds Hand. »Wir werden dagegen ankämpfen, Liebster, und damit fertig werden! Es wird alles in Ordnung kommen; wir werden siegen über das Chaos!«
    Raymond beugte den Kopf. »Mit Gottes Hilfe.«
    »Maude wird bald untergehen«, sagte Mary. »Wir sollten sehen, daß wir ins alte Dorf kommen, solange es noch hell ist.«
    Einige Minuten später stießen sie auf ein Dutzend Ziegen, die von beinahe ebenso vielen Kindern gehütet wurden. Einige der kleinen Hirten trugen nur ein paar Fetzen am Leib, andere hatten Ziegenlederkleider, und etliche liefen völlig nackt herum, und der Wind blies ihnen über die hervortretenden Lippen.
    Jenseits des Weges sahen sie eine zweite Ziegenherde, an die hundert Tiere, die sich unter der Obhut eines einzigen schmutzigen Burschen befanden.
    »Typisch für die Streuner«, sagte Raymond. »Zwölf Jungen hüten zwölf Ziegen und ein Junge hütet hundert Ziegen.«
    »So unlogisch… vermutlich leiden sie an irgendeiner Geisteskrankheit. Ist Geisteskrankheit erblich?«
    »Das läßt sich nicht so einfach feststellen… Ich kann das alte Dorf schon riechen.«
    Maude ging in so flachem Winkel unter, daß man mit einer langen Dämmerung rechnen konnte. Atemlos und mit schmerzenden Beinen kletterten Raymond und Mary hinauf ins Dorf. Kinder und Ziegen folgten in buntem Durcheinander.
    »Wie können sie nur Neustadt verlassen, die hübsche, saubere neue Siedlung – um in diesen Schmutz zurückzukehren!« sagte Mary angewidert.
    »Paß auf – tritt nicht auf diese Ziege!« Raymond half ihr an dem angefressenen und halb verwesten Kadaver vorbei,

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