Titan - 2
davonmacht, nachdem er gelandet ist. Aber das ist nur eine Vermutung.«
Das könnte der Fall sein. Schließlich würde man das fremde Schiff kaum ohne irgendeinen Machtbeweis festhalten können. »Und was soll ich nun tun?« fragte Sam.
»Ato hinhalten, bis Donahue eintrifft. Dann können Sie zu jedem Manitou beten, den Sie kennen«, sagte Larsen. »Und mittlerweile plaudern Sie mal keins unserer Geheimnisse aus.«
Er wollte sich schon wieder dem Funkgerät zuwenden, da fiel ihm noch etwas ein. »Ach ja. Und finden Sie heraus, ob ihre Heimatwelt schon von uns weiß. Und wie weit sie von uns entfernt ist, und was sich sonst noch an militärischen Details ausmachen läßt. Machen Sie’s gut, Sam!«
Sam ging mit unguten Gefühlen. Da schickte der aztekische Statthalter Nachricht zu den Männern, die Cortez’ großes Schiff gesichtet hatten, sie sollten ihn festhalten und seine militärischen Geheimnisse erkunden. Und der König sandte den Statthalter zu dem Fremden, gerüstet mit einem prächtigen Obsidianschwert und einem erlesenen Federnumhang. Alles, was der Statthalter zu tun brauchte, war, Cortez so lange einzuschüchtern, bis der König Gelegenheit fand, sein Schiff zu stehlen. Es war wirklich ganz einfach.
Aber wahrscheinlich würde es gar nichts ändern, erkannte er. Damals in Mexiko hatte es auch nichts geändert.
Im Norden, wo die Siedler in Frieden gekommen waren, um Handel zu treiben und die Indianer ein bißchen auszubeuten, war das Ergebnis im Endeffekt das gleiche gewesen. Der weiße Mann hatte des weißen Mannes Bürde auf sich genommen, wie man so schön sagte, und wie er es in Indien und Afrika recht erfolgreich getan hatte – mit Ausnahme von ein paar Stämmen wie den Zulus, die sich wirksam dagegen gewehrt hatten.
Nun würden die Perui des Raumfahrers Bürde auf sich nehmen, ob es der Menschheit paßte oder nicht. Sie würde die kulturellen und technologischen Brosamen der Perui vorgeworfen bekommen, sie würde Entwicklungshilfe erhalten und schließlich eine zweifelhafte Unabhängigkeit. Die Menschen würden ihr hinterwäldlerisches Dasein vergessen dürfen und die Chance bekommen, etwas zu werden. Sie würden reich sein, in gewissem Sinn – so wie manche Prärieindianer durch Öl oder durch Verrat ihrer Kultur reich geworden waren.
Sams Vorfahren allerdings hatten sich Gott sei Dank geweigert, sich an die Weißen heranzumachen! Sie hatten sich statt dessen nach einigen bitteren Kämpfen in ihre Sümpfe zurückgezogen. Und heute, das war das Seltsame, hatten sie sich irgendwie in die moderne Gesellschaft eingefügt, ohne ihre Selbstachtung oder die Achtung der Weißen für ihr Volk verloren zu haben. Ihr Krieg war zu einem freundlichen Scherz geworden, über den er und Larsen Witze machen konnten. Sein Volk hatte es geschafft, ohne je des weißen Mannes Bürde gewesen zu sein.
Er beobachtete einige der Arbeiter, die immer noch Abwehrgesten gegen böse Geister machten. Diese Leute hatten daheim zwar Fernseher stehen und Autos – und sie waren sogar bis auf den Mond gekommen, um die Arbeit zu tun, für die die Wissenschaftler keine Zeit fanden – aber sie waren immer noch erst halbe Menschen.
Sie alle hatten eine großartige Zukunft vor sich, weil die Erde technologisch zweihundert Jahre im Rückstand war.
Und Donahue war mit einer netten kleinen Bombe unterwegs, um die Situation noch ein bißchen prickelnder zu gestalten. Er würde die überlegene Rasse aufbringen, womöglich einen Gewaltakt provozieren, vielleicht sogar die anwesenden Perui töten. Sofortige Vergeltung wäre die Folge, man würde der Erde ein paar Lektionen erteilen, die ihr den letzten Rest von Selbstachtung nahmen, und dann kam eine etwas härtere Version des Programms für des ›Raumfahrers Bürde‹.
Rasche Schritte hinter ihm ließen den Boden vibrieren, was er durch die Stiefelsohlen hindurch schwach wahrnehmen konnte. Er drehte sich um und sah Larsen ihm einen kleinen Gegenstand hinhalten. »Nehmen Sie das mit, versteckt«, sagte der Commander bitter. »Höchster Befehl!«
Er verschwand, während Sam die einzige auf dem Mond vorhandene Waffe einsteckte und auf das fremde Schiff zuging.
Ato sah lächelnd auf. »Eure Regierung möchte mit mir reden, höre ich«, begrüßte er Sam. »Weiß sie nicht, daß ich nur ein Händler bin? Ich kann keine Abkommen treffen, und ich kann keine Zeit mit Politikern verschwenden. Ich muß morgen – nach eurer Zeitrechnung – von hier aufbrechen, um meinen Zeitplan
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