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Titan 22

Titan 22

Titel: Titan 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Melancholie eines Clarke und eines John Campbell ist elegisch, bereitet eher Vergnügen als Verzweiflung. Die Science Fiction liebt es, finstere Masken zu tragen, aber die Wirkung soll lediglich erschrecken. Als Herausgeber einer Anthologie kann man seinen Vorurteilen nachgeben und deshalb habe ich hier keine jener predigthaften Geschichten aufgenommen, die eine Erde zeigen, die ausgelaugt, übervölkert, und von Habgier, Dummheit und Kapitalismus ausgeplündert ist. Ich weiß, daß die Menschen habgierig und dumm sind. Aber bis zur Stunde haben die Habgierigen und die Dummen noch nie auf Dauer triumphiert, und wir dürfen durchaus hoffen, daß dies auch weiterhin so sein wird. Und so gibt es auch unter diesen Geschichten ein gehöriges Maß an Freude.
    Themen wie die Erschöpfung der Ressourcen und die Überbevölkerung werden angesprochen – obwohl ich mich für die lockere, altmodische Betrachtungsweise entschieden habe (eines der Kennzeichen der Science Fiction aus den fünfziger Jahren übrigens, ehe die Soziologen die SF an der Gurgel packten). Einige Sorge gilt der Ökologie. Es gibt da ein Gefühl für – wenn ich es einmal so ausdrücken darf – die ›erdhafte Qualität‹ der Erde, die der Ökologie zugrunde liegt. Und dahinter ein primitives Gefühl für die magische Qualität von Mutter Erde.
    Und so sollte es sein. In der ganzen Geschichte der Erde hat man verschiedene Theorien hinsichtlich ihrer Geburt (und folglich auch ihrer Eigenart) ausprobiert und eine nach der anderen wieder verworfen. Die gegenwärtige Version, die von der langsamen, evolutionären Abkühlung und der wachsenden Komplexität organischer Formen, die ihre Atmosphäre modifizierten, während sie ihrerseits von ihr modifiziert wurden, ist jetzt schon orthodox; sie wird vielleicht bald einer neuen Version weichen, vielleicht einer, die eine etwas komplexere Evolutionstheorie und eine organisch-anorganische Interaktion zur Grundlage hat.
    Die Erde war der erste Planet, den der Homo sapiens je entdeckt hat, und er hält immer noch Zauber und Erregung für uns bereit. Wir sind immer noch nicht damit fertig, ihre Geografie zu erforschen, geschweige denn ihre Geologie, ihre Lebensformen (Was wissen Sie eigentlich von den Fortpflanzungsgewohnheiten des Skorpions?) oder die komplizierten Systeme aus Wahrnehmung und Konzept, auf denen die Kulturgeschichte der Menschheit beruht.
    Die Science Fiction, die leicht verrückt und ebenso ungeheuer zurechnungsfähig ist, hat in Gestalt ihrer Schriftsteller stets eine gewisse Mehrdeutigkeit hinsichtlich des ersten Planeten an den Tag gelegt. Der Drang, ihn zu vernichten, war immer sehr stark – und man hat ihm nicht immer widerstanden. Vielleicht beobachten wir eine Tendenz, die auf die Zeitmaschine von H. G. Wells zurückreicht, die Erde in der einen oder anderen schrecklichen Greisenhaftigkeit darzustellen (wenn die Menschen sie nicht vernichten, so vernichtet sie sich selbst). Und dann gibt es ebenfalls die Tendenz, sich so weit wie möglich von der Erde zu entfernen – eine Tendenz, die in Space Opera und Space Odys seys, entwickelt werden wird {2} . Setzt man diese Neigung bis ins Extrem fort, so bringt sie Geschichten hervor, in denen die Erde überhaupt nicht mehr erwähnt wird, oder höchstens als belangloser Planet am Rand eines großen galaktischen Imperiums, oder sie ist schon vor Jahrtausenden im Ablauf der kosmischen Geschichte untergegangen.
    In den hier gesammelten Geschichten jedoch liegt der dritte Planet der Sonne stets im brütenden Brennpunkt. Vielleicht stimmen Sie mit mir überein, daß sie immer noch der Planet Nummer Eins in der Science Fiction ist. Alles, was Mars zuwege bringt, kann die Erde viel besser.
    Wie das schon in den vorangegangenen Bänden der Fall gewesen ist, werden auch hier den Stories die kurzen Einleitungstexte beigefügt, die ihr erstes Erscheinen in den Magazinen verkündeten. Wo diese ursprünglichen Texte nicht mehr verfügbar waren, wurden sie neu geschrieben; können Sie die Fälschung vom Echten unterscheiden? Einleitungstexte waren damals eine kleine Kunstform für sich, die von Science Fiction-Herausgebern wie John W. Campbell und Anthony Boucher zur Perfektion entwickelt worden war. (Falls ein Verleger mir je in dem Maße entgegenkommen sollte, werde ich eine Anthologie der einhundert besten Einleitungstexte herausbringen. Sie waren oft besser als die Stories, denen sie vorangingen.)
    Die Idee, die hinter dieser Serie von Anthologien steht, ist

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